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9. November 2024, 06:00 Uhr

Gesundheit: Pilotprojekt kann den Kreis überzeugen

Pflegekräfte mit akademischer Ausbildung sollen medizinische Versorgung verbessern

Lesedauer: ca. 2min 38sec
Andreas Epple (links) und Prof. Dr. Philipp Walther stellten den Kreispolitikern das Modellprojekt „Gesundheit zu Hause“ vor. Bild: Klaus-Dieter Heimann

Andreas Epple (links) und Prof. Dr. Philipp Walther stellten den Kreispolitikern das Modellprojekt „Gesundheit zu Hause“ vor. Bild: Klaus-Dieter Heimann ©

Aurich Der Verein „Gesundes Ostfriesland“ überzeugt die Mitglieder des Gesundheits- und des Finanzausschusses auf ganzer Linie: Pflegekräfte mit akademischer Ausbildung sollen ab dem kommenden Jahr in einem auf drei Jahre angelegten Pilotprojekt hilfebedürftige Menschen in den Gemeinden Krummhörn und Hinte aufsuchen, sie in den eigenen vier Wänden präventiv beraten oder auch medizinisch versorgen. Dabei könne auch die Telemedizin zum Einsatz kommen. Im Vordergrund steht die häusliche, ambulante Versorgung. Im Idealfall könne den Betroffenen durch die fachkundige Hilfe vor Ort eine Krankenhauseinweisung erspart oder der Weg ins Pflegeheim hinausgezögert werden.

Aufgaben der„Community Health Nurse“

Für den Verein stellten jetzt in Aurich der Vorsitzende Andreas Epple und dessen Stellvertreter Prof. Dr. Philipp Walter den Aufgabenbereich der „Community Health Nurse“ vor. Diese Fachkräfte unterstützen chronisch Kranke, altersschwache oder durch Mehrfacherkrankungen beeinträchtigte Menschen bei der Bewältigung ihres Alltags. Sie fungieren dabei als Schnittstelle zu Hausärzten oder auch Pflegediensten, die die Basisversorgung übernehmen. Für diese neue, international bereits erfolgreich eingeführte Tätigkeit gibt es noch keine deutsche Berufsbezeichnung, so Epple. Man könne aber durchaus von der Weiterentwicklung der Gemeindeschwester sprechen.

Der Verein wolle nicht warten, bis das seit mindestens zwei Jahren diskutierte Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz tatsächlich endlich mal kommen wird – wenn überhaupt. „Das ist alles noch offen“, so Epple. Fakt sei hingegen, dass die Bevölkerung altert und gesundheitliche Probleme damit zunehmen. Gleichzeitig werde die haus- und fachärztliche Versorgung im ländlichen Raum spürbar schlechter. Mitte 2025 könnte zum Beispiel die Gemeinde Hinte auch ihren letzten Hausarzt verlieren. „Wir sehen im Verein großen Handlungsbedarf und haben daher dieses auf zunächst drei Jahre ausgelegte Modell ausgearbeitet“, erklärte Epple. Die zum Start beteiligten Gemeinden werden das Projekt mit 75000 Euro unterstützen. Für den Landkreis sagten die zuständigen Fachausschüsse einstimmig 175000 Euro zu – Geld, das jetzt noch kurzfristig im Haushalt eingestellt wird.

Kredite für sinnvolleInvestitionen

Grundsätzlich falle es ihm schwer, „noch mehr auf Pump“ zu machen, erklärte der CDU-Kreispolitiker Sven Behrens (Berumbur) mit Hinweis auf die hohe Verschuldung des Landkreises. Doch hier sei das Geld gut angelegt. Das Engagement werde sich auszahlen und den ländlichen Raum stärken. Ziel des Vereins „Gesundes Ostfriesland“ ist es, das Angebot nach erfolgreichem Start mittelfristig auf das gesamte Kreisgebiet auszuweiten. Die Hochschule werde das Projekt wissenschaftlich begleiten und den Erfolg messen. Zudem könne sich aus dem Modell ein neuer Studiengang „Community Health Nurse“ entwickeln und damit den Hochschulstandort und die Versorgung stärken.

Landkreis in derVorreiterrolle

Epple unterstrich, dass der Landkreis Aurich mit diesem Angebot eine Vorreiterrolle übernehmen wird: „Das ist eine Versorgung, die es so in Deutschland noch nicht gibt.“ Perspektivisch könne man erwarten, dass die Krankenkassen die Kosten dafür übernehmen. Edgar Weiss (Freie Wähler, Wiesmoor) überzeugt das Vorhaben: „Das ist eine Möglichkeit, wie wir als Landkreis die medizinische Versorgung verbessern können.“ Auch die Abgeordneten der Grünen finden das Modell gut, hinterfragten allerdings das Finanzierungskonzept. Angelika Albers (Grüne) regte an, eine „Gesundheitsregion“ zu gründen, für die es Fördergelder gebe. „Wir können stolz auf dieses Projekt sein“, erklärte SPD-Politiker Hinrich Albrecht, Südbrookmerland. Der Krummhörner Alfred Jacobsen (SPD) sagte, dass sein Gemeinderat „mit Freude“ zugestimmt habe.

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