Grosch-Zamora und Disli bringen Halle zum Kochen

Auf Biegen und Brechen. Hazar Disli (links) und der Oldenburger Can Mohammed Ider lieferten sich einen pausenlosen Schlagabtausch. Der Norder siegte knapp nach Punkten. Fotos: Ute Bruns © Bruns ubr
Keine Frage, die Boxveranstaltung des BC Norden hätte am Sonnabend einen besseren Zuschauerzuspruch verdient gehabt. Doch bei frühsommerlichem Wetter mit Temperaturen jenseits der 20-Grad-Marke gaben viele wohl eher dem heimischen Garten den Vorzug oder schwangen sich in den Fahrradsattel, als den Nachmittag in der Wildbahnhalle zu verbringen. Die knapp 100 Sport-Enthusiasten, die trotzdem erschienen waren, bekamen ein pralles 15-Kämpfe-Programm mit teilweise hochkarätigen Leistungen und packenden Duellen geboten. Für den Gastgeber kletterten fünf Boxer in den Ring. Roy Grosch-Zamora und Hazar Disli sorgten bei ihren Siegen für wahre Begeisterungsstürme. Ousmane Diallo und Mustafa Satta kassierten Punktniederlagen, Kristian Saprinov verlor vorzeitig.
Franz Kajerski vom BCN saß trotz eingegipster Hand am Punktrichtertisch. Der erfahrene Norder Funktionär hatte sich mit seinem Fahrrad auf die Nase gelegt. „Ich habe leider die falsche Bremse betätigt“, nahm er das Missgeschick mit Humor. Genau wie die anderen Punktrichter Hans-Hermann Bünger (Oldenburg), Detlev Adena (Wilhelmshaven) und Michael Dannecker (Emden) musste Kajerski bei vielen Kämpfen ganz genau hingucken, weil sie sehr ausgeglichen verliefen.
Für einen der Höhepunkte sorgte Hazar Disli im Halbmittelgewicht (bis 71 kg) der Altersklasse U 19. Can Mohammed Ider vom VFB Oldenburg erwies sich als Gegner auf Augenhöhe. Nach ausgeglichener erster Runde startete der Oldenburger fulminant in den zweiten Durchgang. Doch der Norder hielt energisch dagegen und deckte seinen Kontrahenten mehrmals mit Schlagsalven an den Seilen ein. Lautstark angetrieben von seinen Vereinskameraden mobilisierte Disli in den letzten beiden Minuten alle Kraftreserven. Das Publikum dankte beiden Boxern mit reichlich Beifall. Disli bekam den knappen, aber verdienten Punktsieg zugesprochen.
Pech hatte Ousmane Diallo. Der hatte im Vorfeld einiges an Gewicht verloren, um im Limit bis 60 Kilogramm der Männer antreten zu können. Der vorgesehene Gegner sagten dann allerdings kurzfristig ab. Mit Karim Gomez von der KG Traktor Schwerin/Sportschule Agon/TH Eilbeck konnte zwar Ersatz besorgt werden, doch der war nicht nur fünf Kilo schwerer, sondern mit 45 Ringeinsätzen auch weitaus erfahrener. Der technisch versierte Gast boxte den Norder zunächst gekonnt aus, fand sich in Runde zwei allerdings plötzlich auf dem Hosenboden wieder. Denn da hatte Diallo mit einem seiner harten rechten Haken, die ansonsten meistens das Ziel verfehlten, getroffen. Gomez ließ sich davon aber nicht beeindrucken, fand schnell zu seiner Linie zurück und siegte klar.
Im Leichtgewicht (bis 60 kg) der U 19 setzte sich Roy Grosch-Zamora mit dem Mülheimer Aaron Radtke auseinander. Der Nordrhein-Westfale erwies sich als überaus flink auf den Beinen, was seinen Gegenüber vor sichtliche Probleme stellte. Grosch-Zamora, der sich einige unnötige Showeinlagen leistete, schlug oft ins Leere, hielt aber selbst eine gute Deckung parat und wurde kaum getroffen, weil Radtke zu wenig riskierte. Nach drei ausgeglichenen Runden bekam der BCN-Lokalmatador den Punktsieg zugesprochen.
Erst seinen zweiten Kampf bestritt Mustafa Satta (U 17, bis 66 kg). Gegen Ilyas Ilyas vom BC Verden schaffte es der durchaus talentierte Norder nicht, seine Reichweitenvorteile auszunutzen. Besonders in der dritten Runde besaß der Verdener klare Vorteile und siegte verdient.
Der Auftritt von Kristian Saprinov (U 19, bis 75 kg) war schnell beendet. Der Norder fand gegen Janderson da Gracia-Schulz (BC Verden) überhaupt keine Einstellung. Nach knapp zwei Minuten ging er nach einem rechten Haken schwer zu Boden. Er rappelte sich zwar noch einmal auf, doch der BCN-Trainer und -Vorsitzende Michael Bochardt hatte erkannt, dass sein Schützling alles andere als klar war und warf das Handtuch zum Zeichen der Aufgabe.
Die beste Leistung lieferte Simon Rieth ab. Der Weltergewichtler (bis 67 kg), der für Schwerin bereits in der Bundesliga tzum Einsatz kam, punktete den routinierten Niederländer Rudger Schadenberg vom BV Emmen nach allen Regeln der Kunst aus. „Wir haben eine prima Veranstaltung mit hochkarätigem Sport erlebt“, zog Bochardt zufrieden Bilanz. Am 24. Juni (Sonnabend) fliegen in der Wildbahnhalle wieder die Fäuste.