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1. Oktober 2024, 12:00 Uhr

Großes Finale mit moderner und junger Kunst

Das Norder Kunsthaus zeigt Stoffkunst und mehr von Fabian Widukind Penzkofer – Die Ausstellung ist bis 3. November zu sehen

Lesedauer: ca. 2min 13sec
Stoffbilder mit gestickten Gesichtern sind im Dachgeschoss des Kunsthauses zu sehen.

Stoffbilder mit gestickten Gesichtern sind im Dachgeschoss des Kunsthauses zu sehen. © ish

Norden Selten einmal haben Musik und Ausstellungswerke so gut zueinandergepasst wie diesmal. Umgeben von Wesen der ganz besonderen Art, menschlichen Gesichtern mit toten roten Roboteraugen, denen geweihartige Stränge entwachsen, erklingen mystische Töne. Matthias Dabrowski schuf mit seiner Gitarre eine anheimelnde Atmosphäre, die guttat beim Blick auf Fabian Widukind Penzkofers Kunst. Vor reichlich Publikum wurde die Ausstellung des Norder Kunstvereins am Sonntag im Kunsthaus an der Großen Neustraße eröffnet.

Leicht macht es Penzkofer den Betrachtern nicht. Zwar hatte Kunstvereinsvorsitzende Kerstin Kolbe darauf aufmerksam gemacht, dass diese Kunst perfekt zur Biennale in Venedig gepasst hätte, dort habe man ganz Ähnliches sehen können, und verwies auch Christoph Kleen im Gespräch mit dem Künstler aus Mannheim darauf, dass im Kunsthaus nun „moderne junge Kunst“ gezeigt werde – das alles bedeutete aber nicht, dass jeder sogleich einen Zugang fand zu diesen außerirdisch anmutenden Wesen, der Installation im Dachgeschoss, den Stickereien auf Stoff. Der Titel allerdings „Traces of tomorrow“ hätte einen ersten Hinweis geben können: „Spuren aus der Zukunft“ – die der Fantasie Raum lassen.

Es sei ein Spiel im Hin und Her, erklärte es der 33-jährige Künstler. Der mit seinen Wesen aus besticktem Stoff andernorts auch posiert, sie neben sich auf Stühle setzt im Café oder in der Natur. Hier „sitzen“ sie im Dachgeschoss des Kunsthauses, umgeben von Stoffbildern mit ebenfalls gestickten Gesichtern und den geweihartigen Auswüchsen, die wie Sensoren aufgestellt aus der Zukunft sein könnten, aber auch in die Zukunft weisen.

Das „Mehr“ der Ausstellung erschließt sich nach und nach – die aufgereihten Sprüche könnten ein Gedicht sein, sagte Penzkofer – ein nicht unerhebliches Indiz, immer wieder nach Zusammenhängen zu suchen im Werk, sich trotz der Ähnlichkeiten der auftauchenden Wesen näher damit zu befassen. Wie ist der Hintergrund? Welcher Stoff, welche Struktur hat er? Und wie genau hat Penzkofer die Gesichter gestaltet, die Merinowolle verdichtet? Was hat es mit den Vorhängen auf sich: „Future is future“, gestickt auf zart gefärbte, transparente Stoffbahnen. Kommt so die Zukunft farblich gefiltert zu uns? Oder verschleiert? Es bleibt Raum fürs eigene Träumen, Denken, Weiterspinnen...

„Traces of tomorrow“ – wer leicht verständliche, selbst erklärende Kunst möchte, könnte es schwer haben bei dieser finalen Ausstellung des Kunstvereins in diesem Jahr, die noch bis zum 3. November zu sehen ist.

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