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13. August 2024, 09:37 Uhr

Großheider soll Jugendliche sexuell belästigt haben

Der Angeklagte steht nicht zum ersten Mal vor Gericht. „Das zieht sich so durch“, sagt die Richterin.

Lesedauer: ca. 2min 55sec
Großheider soll Jugendliche sexuell belästigt haben

Großheide/Aurich Einem 44-Jährigen aus Großheide werden vor dem Landgericht Aurich drei Fälle von sexueller Belästigung von Minderjährigen zur Last gelegt. Außerdem soll er einem 14-Jährigen aus Westerholt pornografische Bilder geschickt haben.

Bei den Betroffenen der Taten, die sich im Zeitraum von April bis Juni 2022 abgespielt haben sollen, handelt es sich in allen Fällen um männliche Jugendliche. Der Angeklagte bestritt zum Prozessauftakt die Vorwürfe vehement. „Wenn sie mich von der Straße holen wollen, dann sollen sie mir was anlasten, was ich auch war. Ich habe keine homosexuellen Neigungen. Ich bin auch kein Pädo. Das regt mich einfach auf.“, wetterte der Angeklagte. Er fuhr fort: „Ich habe mich auch gegen solche Sachen schützen lassen. Ich bin freiwillig zur Polizei, habe Speichel und DNA abgegeben. Warum lassen die sich nicht untersuchen? Ich finde das unter aller Sau“, erregte sich der Großheider. „Das zieht sich so durch“, konterte Richterin Karsta Rickels-Havemann. „Immer sind es alle anderen. Das zieht sich durch seit 20 Jahren.“

Denn der Angeklagte steht nicht zum ersten Mal wegen solcher Vorwürfe vor Gericht. In der Vergangenheit wurde er zweimal wegen Mangels an Beweisen vom Vorwurf der Vergewaltigung freigesprochen, in einem Berufungsverfahren erzielte er allerdings nur einen Teilerfolg. Eine Verurteilung wegen sexueller Nötigung hatte Bestand. Auch in diesen Fällen ging es immer um junge Männer.

Das Muster der Taten, die aktuell zur Verhandlung stehen, ähnelt den früheren Anklagen frappierend. So sprach er einen 14-Jährigen am ZOB in Marienhafe an. Man tauschte Handynummern aus. Dann fragte der Angeklagte per Chat an, ob der Junge nicht mal bei ihm vorbeikommen wolle.

Der Junge sagte zu und erschien die ersten Male in Begleitung seines Bruders. Ihm sei vom Angeklagten eine Anlage und ein iPhone als Geschenk versprochen worden, sagte der heute 17-Jährige aus. Dann sei er auch allein beim Großheider gewesen. „Ich hatte Rückenschmerzen vom Fahrradfahren. Er wollte mal nachsehen“, erzählte der Zeuge. Er sollte sein T-Shirt ausziehen. Dann fasste ihm der Angeklagte über der Bekleidung in den Schritt. „Ich habe ihm gesagt, dass ich mich nicht wohlfühle“, so der Jugendliche. Dennoch legte er sich mit dem Angeklagten auf das Bett. Als der 44-Jährige ihn dann auf den Bauch und den Mund küsste, ergriff der Jugendliche die Flucht. „Ich habe ihm gesagt, ich muss nach Hause und Hausaufgaben machen. Er wollte mich mit dem Roller nach Hause bringen.“ Doch darauf verzichtete der Junge und vertraute sich stattdessen seinen Eltern an. Die gingen mit ihm zur Polizei, um Anzeige zu erstatten.

Zitternd setzte sich ein heute 19-jähriges Opfer auf den Zeugenstuhl und nahm den Beistand seiner Freundin dankend an. „Ich habe ein bisschen Angst“, gestand der junge Mann. Er hatte den Angeklagten über dessen Neffen kennengelernt. Er nahm auch die Einladung zum Besuch des Angeklagten an und fuhr zu seiner Wohnung. „Er sagte, er müsse was kontrollieren, deshalb sollte ich mich hinstellen“, so der Zeuge. Dann habe ihm der Angeklagte die Hose geöffnet, heruntergezogen und ans Geschlechtsteil gefasst. „Ich war geschockt“, bekannte der Zeuge. Der Großheider habe ihm zudem angeboten, ihn oral zu befriedigen. Auch dieser Jugendliche suchte das Weite, ehe noch mehr passierte.

Einem zur Tatzeit 13-Jährigen hatte der Angeklagte sogar Geld gegen Oralverkehr versprochen. „Er meinte, das wäre mit einem Mann cooler und besser als mit einer Frau“, sagte der heute 15-Jährige. „Ich fühlte mich ganz ekelhaft.“ Er hatte den Angeklagten an der Schule in Westerholt kennengelernt.

Allen Zeugen blieb der Anblick des Angeklagten erspart. Die Richterin ließ den Angeklagten für die Dauer der Vernehmungen den Großheider durch eine spanische Wand abschirmen.

Der Prozess wird fortgesetzt.

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