Dornum Ihren Namen möchte sie nicht in der Zeitung lesen. Aber über ihren Gewinn sprechen, dazu ist sie bereit. Eine Frau, die seit 35 Jahren in Ostfriesland und inzwischen in der Gemeinde Dornum lebt, hat beim gemeinnützigen Verein Mein Grundeinkommen gewonnen und erhielt ein Jahr lang jeden Monat 1000 Euro – einfach so, ganz ohne Bedingungen. Nennen wir die Gewinnerin einfachheitshalber Lydia, auch wenn dies nicht ihr echter Name ist.

Berliner Verein verlost seit 2014 Geld

Seit 2014 ist Mein Grundeinkommen bereits damit beschäftigt, daran zu forschen, wie sich ein Grundeinkommen auf die Menschen in Deutschland auswirken könnte. Per Crowd-funding wird dabei Geld gesammelt und immer wieder unter allen Teilnehmenden ausgelost. Mehr als 1000 Grundeinkommen in Höhe von 1000 Euro für ein Jahr konnten dadurch bereits verlost werden. Inzwischen hat der Verein das Prinzip des Grundeinkommens umgestellt und verlost nicht mehr das sogenannte utopische Grundeinkommen. Statt pauschal 1000 Euro pro Monat an alle Gewinner auszuzahlen, wurde dieses auf ein realistisches Grundeinkommen umgestellt. Das heißt konkret: Das verloste Grundeinkommen ist seit September 2023 gehaltsabhängig und wird als realistisches Grundeinkommen bezeichnet. Wer Geld verdient, bekommt mitunter nicht die volle Summe ausgezahlt. Dafür aber steigt das maximale Grundeinkommen auf 1200 Euro je Monat und wird über einen längeren Zeitraum – nämlich über drei Jahre hinweg – gezahlt. Für immerhin 83 Prozent der Menschen in Deutschland würde dies aber immer noch ein monatliches Plus auf dem Konto bedeuten.

Gewinnerin nahm eher zufällig teil

Lydia stieß irgendwann eher „durch Zufall“ auf den Verein aus Berlin. „Anfangs war ich misstrauisch, aber ich habe beruflich viel mit Non-Profit-Organisationen zu tun und das Ganze schien seriös“, verrät sie im Gespräch mit dem KURIER. Dabei erzählt sie auch, dass sie nicht bei jeder Auslosung mitgemacht habe. Eine kleine Erklärung: Immer, wenn der Verein neue Grundeinkommen verlost, muss man sich dafür mit einem Klick anmelden. Versäumt man dies, weil man beispielsweise die E-Mail übersieht, nimmt man an der Auslosung auch nicht teil.

Gewonnen hat Lydia dennoch, bei der Auslosung im Dezember 2022 hatte sie das Glück. „Ab Januar habe ich dann bereits das Geld erhalten“, berichtet sie. Und auch wenn sie im Anschluss einige Pläne für das Jahr gemacht hatte, wurden davon gar nicht so viele umgesetzt. „Das war beruflich nicht machbar“, so Lydia. Sie erzählt, dass bei ihrem Arbeitgeber Fachkräftemangel herrscht. Dass sie ihre Kollegen nicht im Stich lassen wollte, hört man durchaus heraus. Zwar hatte sie die Möglichkeit, weniger zu arbeiten, wahrgenommen hat sie diese Option allerdings nicht. Bisher habe sie auch erst rund 2000 Euro ihres bedingungslosen Grundeinkommens verbraucht. „Aber wer hat schon mal 10000 Euro in einem Jahr zum Weglegen?“, fügt sie hinzu. Es sei ein gutes Gefühl für sie, was beiseitelegen zu können.

Lydia bezeichnet sich selbst als sparsamen Typ Mensch mit einem hohen Sicherheitsbedürfnis. „Ich habe mich gefragt, was macht das mit dir selbst“, gibt sie zu und ergänzt, dass das bedingungslose Grundeinkommen am Ende aber auch „nur ein Jahr“ lang ausgezahlt wurde. Dafür ihren Beruf aufgeben, kam für sie nicht infrage. „Andere Menschen hätten sicher anders gehandelt“, meint sie. Als Quintessenz fasst Lydia zusammen: „Wenn ich großzügiger lebe, komme ich sehr gut klar.“

Im Dezember bekam sie noch einmal 1000 Euro vom Verein Mein Grundeinkommen überwiesen, danach läuft ihr Gewinn wieder aus. „Aber das Geld ist ja nicht weg“, sagt sie abschließend und ist sich sicher, dass sie ihre verschobenen Sommerpläne irgendwann nachholen kann.