Heinken bestreitet eine Etappe mehr
Mühlentappe beim 42. Ossiloop: Es gibt ein enges Rennen. Triathlet schiebt Deutsche Meisterschaften dazwischen.
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„Ich bin zufrieden, als Triathlet so gut mithalten zu können“, sagt Matthias Heinken. © Ecke eck
Bagband Auf ihrem Weg diesmal vom Meer nach Leer kommen die 1200 Teilnehmer dem großen Ziel immer näher. Am Freitagabend absolvierten sie bei Regen mit der Mühlenetappe von Holtrop nach Bagband das vierte von sechs Teilstücken des 42. Ossiloops. Dass diese mit 11,9 Kilometern die längste war, rührt Matthias Heinken nicht an. Schließlich reißt der 30-Jährige während des dreiwöchigen Kultlaufes doch sogar „sieben“ Etappen ab.
Zwischendurch startete der Ausdauerspezialist bei den Deutschen Meisterschaften im Duathlon und lieferte dort auf zwei von drei Abschnitten neue Bestleistungen ab. Seine ausgezeichnete Form stellte Heinken, der für das Team der Raiffeisen-Volksbank startet, gestern Abend im Top-Feld unter Beweis. Favorit Andreas Kuhlen vom Braunschweiger LC siegte diesmal knapp. „Ich bin zufrieden, dass ich als Triathlet so gut mithalten kann“, freut sich der gebürtige Norder über seinen Spitzenplatz.
Dass Kuhlen erwartungsgemäß auch in Bagband als Erster ins Ziel kam, seinen Vorsprung so auf insgesamt mehr als eine Minute ausbaute und damit vor seinem fünften Gesamtsieg steht, ist für Heinken erklärbar: „Als Leichtathlet profitiert An-
dreas von seinen Starts auf den kurzen Strecken wie 800 m oder 1500 m.“ So laufen sie die meisten Kilometer während einer Etappe zusammen in einer Spitzengruppe, ehe der Dauersieger aus dem Landkreis Cloppenburg im entscheidenden letzten Teilstück seinen Tempo-Vorteil nutzt.
Bleibt Kuhlen auch bei den Etappen fünf und sechs in der nächsten Woche Spitze? „Vorn wird es nicht langsamer werden. Andreas wird sich das nicht mehr nehmen lassen“, sagt der Sieben-Meilen-Mann Heinken. Zwischen Plaggenburg und Aurich schob der Triathlet die Duathlon-DM in Alsdorf ein (10 km Laufen/60 km Radfahren/10 km Laufen). Seit 2017 mischt er dort erfolgreich mit und wollte unbedingt auch bei der letzten Auflage starten. Gegen starke Konkurrenz zeigte der Könner des Norder TV auf den ersten Teilstücken neue Top-Resultate und kam als Fünfter seiner Altersklasse M30 sowie 13. in der Gesamtwertung ins Ziel. Die zusätzliche Belastung blieb für den Ossiloop ohne Folgen: „Nach dem Duathlon hatte ich keine müden Beine und bin absolut zufrieden.“
Nach dem dritten Platz im Vorjahr hat Heinken sich wieder auf Rang zwei geschoben, den er 2019 bereits in der Gesamtwertung erreicht hatte. Seit 2013 genießt der Triathlet das besondere Flair des Kultlaufs: „Die gute Gemeinschaft macht den Ossiloop aus“, lobt der Spitzenläufer, der gestern seine 30. Etappe bestritt. Natürlich laufe der Gedanke an einen möglichen Sieg im Hinterkopf mit. Als Kuhlen sich noch spät anmeldete, wussten allerdings alle ambitionierten Teilnehmer, dass damit die Rollen verteilt sind. „Ich will mitlaufen, Spaß haben und baue den Ossiloop in mein Training ein“, sagt Heinken. Da jedoch hat er nach dem Zieleinlauf in Leer am nächsten Freitag Nachholbedarf: „Die Schwimm-Zeiten, die sonst dienstags und freitags bei mir auf dem Programm stehen, muss ich dann nachziehen.“
Ein Fahrdienst brachte ihn und seine elf Mitstreiter vom Team Raiffeisen-Volksbank auch gestern zum Start nach Holtrop. Auf dem Weg entlang einiger Windmühlen zum Festplatz in Bagband wurde ein besonderes Jubiläum gefeiert: Die 78-jährige Hilde Steinke absolvierte ihre 250. Etappe. Die alleinige Rekordhalterin hat seit dem Anfang des Ossiloops, früher Ostfrieslandlauf, 1982 kein einziges Teilstück verpasst. Weil die vierköpfige Läufer-Familie Steinke fleißig dabei ist, gemeinsam großartige 1000 Etappen zu sammeln, wurde ihr die gestrige Etappe unter dem Motto „Familie Steinke und die 7 Mühlen“ gewidmet. Kuhlen siegte dabei in 42:41 Min. mit nur zwei Sekunden Vorsprung vor Tammo Oldigs. Heinken und Ingo Janssen von der Emder LG als zweiter Triathleten, der sich auf den Ironman in Roth vorbereitet, wurden zeitgleich in 42:50 Min. Dritter. Für den Norder ist der Ihrhover Fußballer Oldigs eine Überraschung im Spitzenfeld: „Ihn hatte ich nicht auf der Rechnung.“ Während Heinkens junger Vereinskamerad Hendric Siebolds vom MTV Aurich (44:44 Min.) als Neunter gefiel, unterstrich Enno Klingenborg jun. als Klasseläufer des Norder TV seine Qualitäten wieder als Zwölfter (45:21). Bei den Frauen dominierte Verena Coordes vom TuS Weene in 46:56 Min. einmal mehr.
Auch wenn ihm schon eine Etappe „mehr“ in den Beinen steckt, genießt Heinken weiter den Ossiloop und blickt guten Mutes aufs Ziel: „In Leer können wir uns feiern lassen. Danach geht es wieder voll ins Training.“ bup