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28. Januar 2025, 13:12 Uhr

Hendrik Hartmann will nicht still sein, sondern kämpfen

Vor der Bundestagswahl zeigen wir, wer für Ostfriesland um ein Direktmandat kämpft. Für die FDP tritt der Student Hendrik Hartmann an. Wir trafen ihn am Rande einer Diskussions-Veranstaltung in Norden.

Lesedauer: ca. 3min 12sec
Hendrik Hartmann von der FDP beim Plakateaufhängen am Freitag in Norden: „Die FDP muss sichtbar bleiben!“ Foto: Hendrik Hartmann

Hendrik Hartmann von der FDP beim Plakateaufhängen am Freitag in Norden: „Die FDP muss sichtbar bleiben!“ Foto: Hendrik Hartmann ©

Ostfriesland Warum eigentlich der ganze Zirkus?

Hendrik Hartmann studiert in Göttingen Jura und Volkswirtschaft. Doch anstatt zu studieren, sitzt er an diesem Freitagmorgen in der Aula des Ulrichsgymnasiums in Norden und setzt sich dem Fragefeuer aus.

Hendrik Hartmann will nicht still sein, sondern kämpfen

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„Diesen Satz muss ich jetzt bringen, den erwartet jeder: Das regelt der Markt!“, sagt Hartmann irgendwann. Schmunzeln im Publikum. Hendrik Hartmann, 20 Jahre alt, will in den Bundestag. Doch er weiß, dass er es nicht schaffen wird.

Die FDP kann froh sein, wenn sie überhaupt ins Parlament einzieht. Der ruckelige Ausstieg aus der Koalition und das D-Day-Papier, also jener geheime Fahrplan, wie man den Ausstieg angeht, hat ihr das Genick gebrochen. Hartmann steht auf Platz 21 der Landesliste. Auf eigenen Wunsch. Er will gar kein Mandat.

Aber „gerade, gerade jetzt will ich für meine Partei einstehen“, sagt Hartmann, hier noch ein Wahlkampfstand mehr, hier noch mehr Flyer verteilen, um die Partei zu stützen. Es klingt bei ihm wie Trotz. Seiner Partei ist Unrecht widerfahren, meint er.

Und dieser Zirkus nun, der zu nichts führt? Also wenigstens nicht zu genug Prozenten?

„Ich bin eigentlich keine Rampensau, ich stelle mich nicht gern in den Vordergrund. Aber in diesem Wahlkampf ist es mir wichtig, nicht nur stilles Mitglied zu sein, sondern zu kämpfen.“ Er ist zweiter Vorsitzender des FDP-Kreisverbandes. Keine sonderlich öffentlichkeitswirksame Position. Aber „es ist einfach meine Überzeugung, es zu tun“.

Auch, was die FDP-Themen angeht.

Und da ist dann noch etwas. In Ostfriesland, dieser SPD-Hochburg, müsse die FDP unbedingt sichtbar bleiben im Wahlkreis, durch Argumente und seine Person.

Die Argumente – Stichwort: Das regelt der Markt! – hat Hartmann drauf. Er hat zwar leichte Schwierigkeiten, gegen die rhetorischen Schwergewichte wie Saathoff, Joachim Kleen und auch ein bisschen AfD-Arno-Arndt anzukommen. Doch er platziert seine Thesen und macht seine Punkte. Die klingen original wie aus dem Parteiprogramm oder aus dem Mund von Lindner & Co. Aber wenn man für eine Partei antritt, dann muss man auch ihr Programm vertreten.

Zumindest hauptsächlich. „Wir diskutieren intern hart, um unsere Positionen zu finden“, sagt er. Doch nach außen trete man dann geschlossen auf.

Ach hätte die FDP das auch in der Ampel so gehalten. Aber das sagt Hartman nicht. Vielleicht denkt er es.

Er glaubt an das Aufstiegsversprechen à la FDP: Menschen erlangen durch eigene Leistung Wohlstand. Das tun sie in guten Arbeitsplätzen. Um die zu schaffen, muss man die Unternehmer von der Kette lassen, ihnen Freiheiten geben, sie nicht gängeln.

Aber es gebe natürlich auch noch die anderen Menschen. Sie sind bereit, mit weniger Geld zu leben und müssen dafür nicht arbeiten gehen.

Bürgergeld eben.

Schnell fallen dann Worte wie „Schwarzarbeit“ und „Erschleichung von Sozialleistungen“ und dass man damit nicht dem Staat das Geld wegnehme, sondern „den Bürgern“, wie er betont. Ergo: „Das Sozialste, was man machen kann, ist dafür zu sorgen, dass jeder einen Arbeitsplatz hat, von dem er gut leben kann. Die werden aber von Unternehmen geschaffen.“

Bei ihm kommt kein Aber, keine Einschränkung, keine soziale Floskel. Er lässt diesen Satz einfach so stehen.

Sein Thema aus und für Ostfriesland in Berlin?

Er muss nicht lange nachdenken. Es ist der öffentliche Nahverkehr. „Das unterscheidet mich vielleicht von den anderen FDP-Kollegen. Mit ist ein guter ÖPNV wichtig. Und den haben wir in Ostfriesland überhaupt nicht.“

Dreimal am Tag ein Bus in Strackholt, eine Stadt wie Aurich ohne Bahnhof: Da müsse man schnell ran, „es gibt bestimmt intelligentere Lösungen als das, was wir jetzt haben“.

Noch so ein Punkt: die digitale Infrastruktur. In Ostfriesland ist das Internet zu schlecht, schon immer. „Das dauert alles ewig hier“, sagt Hartmann und der Reporter nickt. Auf seinem Dienstweg mit der Bahn von Emden nach Norden hat er ab Marienhafe nur noch Satellitenempfang auf dem Handy. „Ja, genau das meine ich“, sagt Hartmann, „wir sollten 2020 Glasfaser haben. Und jetzt haben wir 2025 und fast niemand hat Glasfaser.“

Irgendwas, was nicht FDP ist an diesem FDP-Kandidaten? Hartmann überlegt. Er fährt einen alten VW Beetle, er hat Sneaker an, er raucht ab und an „ne Pfeife“, also eine Shisha. Und dann fällt ihm ein: „Ich esse derzeit kein Fleisch und trinke keinen Alkohol!“

Zwar nur auf Zeit, aber immerhin.

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