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13. Februar 2024, 07:00 Uhr

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„Immer wieder: Emden!“

Otto van de Loo war einer der Hauptstifter der Kunsthalle – Eine große Schau würdigt ihn. Zu sehen ist der Expressionismus der Nachkriegszeit: „Bilder wie Energiemaschinen“

Lesedauer: ca. 3min 01sec
„Immer wieder: Emden!“

Von Lennar Stock, dpa
Emden
Es war wohl ein Bettelbrief Henri Nannens, der den entscheidenden Anstoß für die bedeutendste Schenkung und die große Erweiterung der Emder Kunsthalle gab. Den Brief richtete Nannen 1995 an den Münchener Galeristen und Kunstsammler Otto van de Loo. „Wenn Sie uns gelegentlich mit einem Bild helfen könnten, um unsere Sammlung sinnvoll zu ergänzen, wäre Ihnen unser Dank sicher“, schrieb der frühere „Stern“-Chefredakteur, der zusammen mit seiner Frau Eske 1986 die Kunsthalle gegründet hatte. Nannen fügte noch hinzu: „Nehmen Sie mir den Bettelbrief nicht übel und tun Sie ihn in den Papierkorb, wenn Ihnen danach ist.“

Dem Galeristen und Kunstsammler van de Loo war offensichtlich nicht danach. Denn schon 1997 wurde der Kunstliebhaber mit einer Schenkung von rund 200 Werken neben den Nannens der dritte große Stifter der Emder Kunsthalle.

„Bilder wie Energiemaschinen

Am 9. März 2024 wäre van de Loo 100 Jahre alt geworden. Er starb 2015. Ihm zu Ehren zeigt das Museum nun bis zum 12. Mai eine Ausstellung, die sich dem Galeristen, seinem Schaffen und seiner Schenkung widmet. „Bilder wie Energiemaschinen“ lautet der Titel in Anlehnung an die oft farbstarken, abstrakten Bilder in expressivem Stil. Daneben zeigt die Kunsthalle eine große Sammlungspräsentation rund um den Expressionismus – von den Anfängen über die Diffamierung durch die Nationalsozialisten bis zur Rehabilitierung.

Die Schenkung umfasste Werke von Künstlern der informellen Malerei sowie der Gruppen „Spur“ und „Cobra“, die nun auch in der Schau zu sehen sind – darunter etwa der dänische Avantgardist Asger Jorn (1914-1973). Er zählte zu der Gruppe „Cobra“. So nannten sich – zusammengesetzt aus den Anfangsbuchstaben ihrer Hauptstädte Copenhagen, Brüssel und Amsterdam junge Künstler, die 1945 stürmisch malend das Ende des Krieges feierten. Van de Loo widmete Jorn zahlreiche Ausstellungen und war eng mit ihm befreundet.

„Van de Loo hatte sich stets mit seinen Künstlern ausgetauscht und das sehr genossen“, sagt die Kuratorin der Ausstellung, Kristin Schrader. Neben den Werken sind daher auch Korrespondenzen und Momentaufnahmen in der Ausstellung zu entdecken, anhand derer die intensive Beziehung zwischen Sammler und Künstlern nachempfindbar werden soll.

Schenkung erweitert Nannen-Sammlung

Daneben will die Schau auch bei einer Schieflage im Proporz von Künstlerinnen und Künstlern in Ausstellungen und Sammlungen nachjustieren. Denn van de Loo habe nur wenige weibliche Positionen in seinem Galerieprogramm gehabt, sagt Schrader. Dies sei auch Ausdruck des typischen Proporzes in dieser Zeit im Kunsthandel gewesen.

Für die Kunsthalle sei van de Loos Schenkung von großer Bedeutung und ein wichtiger Impuls gewesen, sagt die wissenschaftliche Direktorin und Vorständin der Kunsthalle, Lisa Felicitas Mattheis. Denn seine Bilder mit dem Schwerpunkt auf dem deutschen Expressionismus nach 1945 erweiterten und ergänzten die Nannen-Sammlung der klassischen Moderne und der zeitgenössischen Kunst.

Dabei hätte es auch ganz anders kommen können. 55 seiner Bilder überließ der Galerist 1992 bereits der Berliner Nationalgalerie. Dass weitaus mehr Bilder des Galeristen einmal nach Ostfriesland kommen könnten, war zunächst alles andere als absehbar.

Es hätte ganz anders kommen können

Als sich van de Loo Gedanken um den Verbleib seiner Werke machte, waren Städte wie München, Nürnberg oder Berlin im Gespräch. Öffentlich sichtbar sollten die gesammelten Bilder sein. Die Teilhabe an Kunst sei van de Loo wichtig gewesen, sagt Kuratorin Schrader. Henri Nannen schrieb den bekannten Bettelbrief und fädelte so noch vor seinem Tod (1996) ein, die große Schenkung nach Ostfriesland zu holen. Van de Loo willigte 1997 unter der Bedingung ein, dass die Kunsthalle für die angemessene Unterbringung seiner Bilder erweitert wurde.

Am 3. Oktober 2000 eröffnete der damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder die erweiterte Kunsthalle. Van de Loo sagte später in einem Interview der Kunsthalle, Emden scheine zwar weit weg von der großen Kunstwelt, dennoch sei die Stadt „ein hervorragender Ort“ für seine Bilder. „Diese Entscheidung würde ich wieder treffen. Ich würde also immer wieder sagen: Emden!“

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