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22. Juli 2024, 09:13 Uhr

„In 25 Jahren darf es auch mal Regen geben“

In 25 Jahren darf es auch mal Regen geben“

Lesedauer: ca. 3min 23sec
„Rein‘t sin Hus“ hat sich als beliebtes Reiseziel für Reisegruppen etabliert Foto: Silvia Cornelius

„Rein‘t sin Hus“ hat sich als beliebtes Reiseziel für Reisegruppen etabliert Foto: Silvia Cornelius ©

Großheide-Auf ein gut laufendes, freundliches Hotel im Zentrum von Großheide und 25 Jahre Firmengeschichte kann Sonja de Vries in diesem Jahr blicken. Einige Jubiläen hat die Hotelchefin in den letzten Jahrzehnten schon mit „Rein´t sin Hus“ am Marktplatz in Großheide gefeiert und die Öffentlichkeit teilhaben lassen.

„Dieses Jahr wird es anders laufen“, sagte sich die Hotelchefin – und das nicht ohne Grund: Wie ein Zahnrad im Getriebe hat sie ein viertel Jahrhundert funktioniert. Nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters im Jahr 2000, nur ein Jahr nach der Eröffnung des Hotels, kam in den folgenden Jahren noch die eine, oder andere Veränderung in Ihrem privaten Umfeld hinzu. Für die Unternehmerin hieß es umstrukturieren. Anders weitermachen als geplant. „Was sie bis heute erreicht hat, war und ist für viele oftmals einfach eine Selbstverständlichkeit“, meint ihr Ehemann Harald Hespen.

Zwar hat sie heute mit ihrem zweiten Mann einen tatkräftigen Unterstützer an ihrer Seite, jedoch haben jahrelanger Stress, hohe Auslastung, Personalmangel sowie die stetige Präsenz ihres Berufs auch über die Öffnungszeiten hinaus langsam, aber sicher ihren Tribut gefordert. Sonja de Vries entwickelte eine Depression. Absolutes Neuland für die Unternehmerin. Die Corona-Zeit sorgte in ihrem Fall kurz für einen „Cut“, eine willkommene Pause vom gefühlten Hamsterrad.

Sie hat sich Hilfe gesucht: Drei Klinikaufenthalte summierten sich zu einem halben Jahr, in dem sie auch einmal den benötigten Abstand gewinnen konnte. Zwar ist sie heute auf dem Weg der Besserung, dennoch möchte sie das diesjährige Jubiläum lediglich einer Person widmen: sich selbst. „Es soll diesmal einfach mal nur um mich gehen, das brauche ich dieses Jahr“, erklärt sie. Dieses Jahr verzichtet sie daher auf den Sektempfang und eine große Feier zum Jubiläum. Mal keine große Welle machen, den Ball flach halten -verdient hat sie es sich nach 25 Jahren harter Arbeit allemal.

Trotz Niederschlägen hat sich am Erfolgskonzept ihres Hotels nichts geändert. „Rein´t sin Hus“ ist nach wie vor beliebtes Reiseziel zahlreicher Reisegruppen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum; mit maximaler Auslastung.

Sonja de Vries und Harald Hespen agieren dabei als regelrechtes Dream-Team im Hotelbetrieb: Der gelernte Architekt unterstützt seine Frau Sonja, wo er kann. Es gibt keinen Aufgabenbereich, in dem sich die Beiden nicht gegenseitig unterstützen. Bar, Küche, Büro, überall wo Arbeit anfällt, muss man gerade in der Hauptsaison flexibel reagieren können. Sonjas Sohn Till hat den Betrieb vor einigen Jahren verlassen, um andere Ziele zu verfolgen. Das Hotel-Team ist mittlerweile klein. „Der Personalmangel hat uns teilweise schon zu schaffen gemacht“, erzählt Sonja de Vries. In Zeiten, in denen es ihr schlecht ging, habe sie manchmal in der hauseigenen Bar am Tresen gestanden und sich einfach nur zurückziehen wollen. „Aber als Hotel verkaufen wir dem Gast Service, dazu gehört Freundlichkeit und Zugewandtheit“.

Sonja de Vries ist Profi auf diesem Gebiet. Ein echtes „Kneipenkind“, wie sie lächelnd verrät. Ihre Eltern waren einst Betreiber der „Frisia Klause“ in Berumerfehn und haben ihr die Grundlagen im Umgang mit Gästen früh vorgelebt. Dafür mögen sie ihre Gäste: Abends sitzt de Vries gerne mit ihnen zusammen, gibt Geschichten zum Besten, erzählt beispielsweise über das Ewige Meer. Gerne auch mal bei „Bohnsopp“ oder einer ostfriesischen Teezeremonie. Ostfriesland liegt ihr am Herzen, ebenso wie der Erhalt der ostfriesischen Kultur und der Brauchtümer.

Durch die ausgesuchten Ausflugsziele in Ostfriesland lässt sie bei ihren Gästen schöne Erinnerungen wachsen: Greetsiel, Norderney, an der Fehnroute entlang nach Wiesmoor zur bekannten Blumenhalle oder auch nach Holland und zur Meyer Werft. Die Ausflüge gehören zu den Highlights der Reisegruppen, die am Abend müde, aber glücklich ins Hotel zurückkehren. In Absprache mit den Reiseunternehmen hat Sonja de Vries dieses Erfolgskonzept entwickelt. Die Reisenden werden oft zu Stammgästen, denn auch die abwechslungsreiche ostfriesische Küche wie „Updrögt Bohnen“ oder den „Snirtjebraa“ wissen sie zu schätzen.

34 Zimmer und 70 Betten birgt „Rein’t sin Hus“ mittlerweile, dazu drei Appartements für bis zu vier Personen. 20 der Zimmer sind behindertengerecht, über eine begehbare Dusche verfügen sie alle. Ein Lift macht es für die Gäste noch bequemer.

Sonja de Vries hat Freude daran, es den Gästen schön zu machen. Nicht nur malt sie seit ihrer Therapie selbst und hat das Hotel mittlerweile mit vielen eigenen Werken versehen, sie ist auch bekannt für ihre liebevollen Einrichtungsdetails. Seien es die bunten Sessel, die hellen freundlichen Zimmer mit Farbmotto oder auch die Bücherregale mit gemütlichen Sesseln auf dem Flur. Sonja de Vries hat eine Wohlfühlatmosphäre geschaffen wie zu Hause – eben „Rein´t sin Hus“.

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