Ja wo fliegen sie denn? Norddeich drei Tage lang ein Mekka der Drachen
Es ging bunt zu am Himmel über Norddeich, auch wenn der Wind zu wünschen übrig blieb. Doch das Drachenfest bot seit Donnerstag trotzdem ein großes Spektakel.
Lesedauer: ca. 2min 14secNorddeich Der Himmel über Norddeich kam in den vergangenen Tagen bis Sonnabend einer Fantasiewelt gleich. Bei einer geringen Windstärke von um die 18 Stundenkilometer war es nicht jedem Drachen möglich, sich in die Lüfte zu erheben, voll war’s trotzdem am Himmel.
Neben einem ganzen Aquarium mit Fischen, Tentakeln, Haien und Krebsen flatterten auch der übergroße Homer Simpson und ET im Wind. Über 100 professionelle Drachensportler waren für das Event auf der Drachenwiese angekündigt.
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Jürgen van Almelo ist einer der Drachenpiloten. Sein 16 Meter langer Kater Sylvester und der neun Meter lange Tweety waren schon in der Luft, doch im Transporter lagerten weitere 4000 Quadratmeter Stoff in Drachenform, die er von Nordhorn nach Ostfriesland gebracht hatte.
40 Jahre „Drachenverrückt“, da kommt was zusammen und jeden seiner Drachen hat er selbst genäht. Das Besondere: Seine Liebe zu den Looney Tunes. Schon als Kind Schweinchen-Dick-verrückt, sei das „Virus bei ihm übergesprungen“. Seitdem gibt es in Sachen Drachen für ihn nichts Vergleichbares. Auf die Frage, ob Drachen nicht teuer in der Herstellung seien, erzählt er eine Anekdote: „Kater Sylvester war jüngst in Frankreich beim weltgrößten Drachenfest in Berck-sur-mer dabei, Saudis kamen vorbei und boten mir für ihn 10000 Euro. Was soll ich sagen: Sylvester ist noch bei mir, und nicht in Saudi Arabien“.
Auf gut Deutsch: Seine Drachen sind Herzensangelegenheit und nicht mit Geld aufzuwiegen. Die Drachenfliegerszene sei eine Besondere. Es gebe ein ungeschriebenes Gesetz: Jeder, der eine eigene Serie hat, ob Mickey Maus oder Donald Duck, wird aus Respekt nicht kopiert. Und damit hat man so ungefähr den gleichen Ehrenkodex wie die Graffiti-Sprayer: Ein gutes Bild wird nicht übersprüht.
Bekanntheit erreiche man als Drachenflieger vor allem über Mund-zu-Mund-Propaganda. Hat man einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht, werde man als Drachenpilot vermehrt ins Ausland eingeladen. Dahinter stehen meist große Touristikunternehmen. Einladungen wie beispielsweise aus Dubai seien da keine Seltenheit, erzählt van Almelo. Im Januar vergangenen Jahres ging es für ihn nach Ahmedabad in Indien. Lediglich 200 Drachenpiloten wurden geladen, er war als einziger Deutscher dabei.
Kann es sich denn rechnen, für Drachenfeste, um die Welt zu reisen? „Wir bekommen alles bezahlt, Flug Hotel und auch eine Aufwandsentschädigung. Unser Ziel ist es, immer bei null rauszukommen“, so van Almelo. Die nächsten Termine in Tossens an der Nordsee und Portsmouth in England stehen bereits fest.