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26. April 2024, 07:00 Uhr

Jäger fordern wolfsfreie Zonen an der ostfriesischen Nordseeküste

Es ist ein dringender Appell an die Regierungen zu handeln – Die Landkreise unterstützen die „Auricher Erklärung“ von 2023

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Die niedersächsischen Jäger fordern, den Schutzstatus des Wolfs zu überprüfen, also den Abschuss zu erleichtern. Symbolfoto: dpa

Die niedersächsischen Jäger fordern, den Schutzstatus des Wolfs zu überprüfen, also den Abschuss zu erleichtern. Symbolfoto: dpa ©

Angesichts anhaltender Wolfsangriffe auf Nutztiere an der Küste haben niedersächsische Jäger die Landes- und Bundesregierung erneut aufgefordert, Maßnahmen für ein regionales Wolfs-Bestandsmanagement zu treffen. Unterstützung erhalten die zehn Küstenjägerschaften zwischen Emden und Stade dabei nun auch vom Wasserverbandstag, der etwa Deich- und Entwässerungsverbände vertritt, dem Landvolk und Landkreisvertretern. Vertreter der Jägerschaften und der anderen Organisationen stellten am Donnerstag in Aurich eine zweite „Auricher Erklärung“ vor. Darin fordern sie auch, den Schutzstatus des Wolfes zu überprüfen.

Aus Sicht von Jägern und Deichschäfern ist die Weidetierhaltung mit Schafen insbesondere an den Deichen mit dem Wolfsschutz kaum vereinbar. Für den Küstenschutz sind die Schafe wichtig, da sie die Grasnarbe der Küstenschutzbauwerke kurz halten und mit ihren Hufen den Boden festtreten. Die Küstenjägerschaften hatten deshalb bereits vor einem Jahr zusammen mit der Landesjägerschaft Bremen eine „wolfsrudelfreie Zone“ in küstennahen Landkreisen und den Vorrang des Deichschutzes vor dem Wolfsschutz gefordert.

„Passiert ist seither auf der politischen Bühne leider nichts Substanzielles“, sagte Gernold Lengert, stellvertretender Bezirksvorsitzender der Jägerschaften im Bezirk Ostfriesland, in einer Mitteilung. Seit der ersten „Auricher Erklärung“ habe sich die Situation für die Deichschäfer in keiner Weise verbessert – trotz vieler Bekenntnisse auf Landes- und Bundesebene.

Niedersachsens rot-grüne Landesregierung hat in ihrem Koalitionsvertrag festgeschrieben, an einem Konzept der Bundesregierung für ein europarechtskonformes, regional differenziertes Bestandsmanagement mitarbeiten zu wollen. Dies würde bedeuten, dass Wölfe in bestimmten Regionen geschossen werden könnten, um ihre Zahl konstant zu halten.

Landkreise fordernMaßnahmen anstatt„Lippenbekenntnisse“

Wölfe stehen unter strengem Naturschutz und dürfen nur mit einer behördlichen Ausnahmegenehmigung unter strengen Voraussetzungen geschossen werden. Der Umgang mit den Tieren sorgt immer wieder für Streit. Während sich Tierhalter um Nutztiere sorgen und den Abschuss von Wölfen fordern, wollen Naturschützer das verhindern.

Auch entlang der Küste werden Nutztiere immer wieder von Wölfen gerissen. In der vergangenen Woche etwa wurden bei einem mutmaßlichen Wolfsangriff nahe Aurich sieben Schafe getötet und vier verletzt. Der Schäfer hatte laut der Landwirtschaftskammer seine Tiere mit einem sogenannten Wolfsschutzzaun geschützt. Nach Zahlen der Jägerschaften gab es von Anfang April 2023 bis Anfang dieser Woche in den küstennahen Gebieten insgesamt 108 Angriffe auf Nutztiere, von denen 75 sicher einem Wolf zugeordnet werden können. 188 Tiere wurden dabei den Angaben zufolge getötet, rund 100 weitere verletzt.

Auch mehrere Landräte forderten zuletzt nach einem Treffen mit Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer am Dienstag in Uelzen Bundes- und Landesregierung auf, statt „Lippenbekenntnissen“ Maßnahmen zum Wolfsmanagement zu ergreifen. Die Glaubwürdigkeit der Politik stehe auf dem Spiel, hieß es.

„Bisher lassen Bundes- und Landespolitik sich für Maßnahmen feiern, die alle vor Gericht scheitern. Das gilt auch für die vorgeblichen Abschusserleichterungen einzelner Problemwölfe durch Bundesumweltministerin Lemke, die vor dem Niedersächsischen Oberverwaltungsgericht keinen Bestand hatten. Das kann so nicht weitergehen“, teilte Hauptgeschäftsführer Hubert Meyer nach dem Treffen mit. Notwendig sei ein Bestandsmanagement mit verlässlichen Regeln nach europäischem Recht.

Um dieses neue Schnellabschussverfahren, das das Land erstmals überhaupt in der Region Hannover nach einem Wolfsangriff anwenden wollte, war zuletzt vor Gerichten gestritten worden. Bund und Länder hatten sich im vergangenen Dezember auf das neue Verfahren geeinigt. Während bislang nach einem Wolfsriss eine DNS-Analyse abgewartet werden musste und nur der Wolf zum Abschuss freigegeben wurde, der das Weidetier gerissen hatte, sind nach der neuen Regel unter bestimmten Bedingungen Schnellabschüsse möglich, ohne dass die Frage nach der Identität des geschossenen Wolfes gestellt wird.

Richter zweifelten an der Rechtmäßigkeit dieser Regelung, nachdem mehrere Vereine gegen die Abschussgenehmigung im Fall Hannover vorgegangen waren. Das Oberverwaltungsgericht in Lüneburg stoppte die Genehmigung für den Schnellabschuss schließlich.

Laut der Landesjägerschaft besteht ein „dringender Handlungsbedarf“, nicht allein in den Küstenregionen. Dem Ziel eines in Koalitionsverträgen auf Bundes- und Landesebene festgehaltenen europarechtskonformen und regional differenzierten Bestandsmanagements müssten nun endlich Taten folgen, sagte Präsident Helmut Dammann-Tamke. „Wir appellieren daher an die niedersächsische Landesregierung, ihrer Verantwortung für das Land, aber auch ihrer Rolle im Bund gerecht zu werden – und endlich für rechtssichere Lösungen zu sorgen.“

Unmut über die Wolfspolitik gab es zuletzt auch an anderer Stelle. Anfang April hatten Weidetierhalter, Jäger und Landwirte das Dialogforum zum Wolf verlassen, das die Landesregierung 2023 gestartet hatte. Umweltminister Meyer und Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte (beide Grüne) wollten über das Dialogforum Lösungen für ein weniger konfliktbelastetes Nebeneinander von Mensch und Wolf finden. Weidetierhalter kritisierten, sie würden von der Politik hingehalten. Seit Jahren werde auf praxisnahe Lösungen im Umgang mit dem Wolf gewartet, hieß es.

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