Anzeige

Anzeige

Zum Artikel

Erstellt:
9. September 2023, 15:00 Uhr

Kapazitäten sind so gut wie erschöpft

In den kommenden Wochen müssen weitere 400 Migranten aufgenommen werden

Lesedauer: ca. 2min 48sec
Die ehemalige Küstenfunkstelle Norddeich Radio in Utlandshörn ist der zentrale Aufnahmeort für Migranten. Foto: Ute Bruns

Die ehemalige Küstenfunkstelle Norddeich Radio in Utlandshörn ist der zentrale Aufnahmeort für Migranten. Foto: Ute Bruns © Bruns ubr

Ende Oktober werden es über 1000 Menschen sein, die im Landkreis Aurich aufgenommen, betreut und versorgt werden müssen. Das leistet die Kreisvolkshochschule Aurich-Norden (KVHS) in Zusammenarbeit den Johannitern. Derzeit betreue man 750 Menschen, vor allem Alleinreisende, zumeist Männer, sagte jetzt Sören Saathoff, Standortleiter der KVHS in Aurich, vor dem Landkreisausschuss für Arbeit, Soziales und Integration. Um die Quote zu erfüllen, müssten bis Monatsende, spätestens im Oktober weitere 400 aufgenommen werden.

„Derzeit haben wir kaum noch Kapazitäten“, sagte Saathoff im Norder Johann-Christian-Reil-Haus. Zentraler Ort der Aufnahme sei nach wie vor Utlandshörn. „Das ist der Dreh- und Angelpunkt.“ Untergebracht seien die Menschen, die aus vielen Nationen kämen, nicht etwa nur aus der Ukraine, sondern auch aus Syrien, Kolumbien, Marokko, Saudi-Arabien, China, dem Sudan und vielen weiteren Ländern, auch in der Kaserne in Aurich. Das dort aufgebaute Containerdorf, das als Puffer wegen der Umbaumaßnahmen auf dem Gelände dient, sei mit 80 Alleinreisenden komplett belegt. In einem fertiggestellten Abschnitt des Gebäudes 14, dem größten Trakt, seien 186 Personen, ausschließlich Familien, untergebracht, in Gebäude 22 weitere 78 Alleinreisende. Bis Mitte/Ende Oktober hoffe man, dass das H-Gebäude fertig sei. Durch die hohe Zahl an Zuweisungen müsse auch die Turnhalle, anders als vorgesehen, weiter genutzt werden, um Geflüchtete unterzubringen. Derzeit „wohnten“ hier 25 Personen. „Aber das ist eine Notunterkunft“, betonte Saathoff. „Dort ist es jetzt sehr heiß.“ Man versuche, die Menschen so schnell wie möglich woanders unterzubringen, aber das könne bis zu vier Wochen dauern.

Saathoff verdeutlichte den Ausschussmitgliedern, dass immer wieder kurzfristig gehandelt werden muss. „Wir haben immer nur eine Woche Vorlauf.“ Sehr wichtig sei dabei die Zusammenarbeit mit dem Runden Tisch Flucht“ Dessen Arbeit hatte zuvor Markus Saathoff-Reents dem Ausschuss vorgestellt. Saathoff-Reents ist bei der Norder KVHS für Ehrenamtsarbeit zuständig, beim Runden Tisch fungiert er als Koordinator. Er habe 70 Institutionen, Verbände, Personen im Verteiler, erzählte er vor dem Ausschuss. Wichtig sei bei den monatlichen Zusammenkünften vor allem der Austausch über die aktuelle Lage. „Wir müssen immer im Gespräch bleiben.“ Dabei gehe es um Möglichkeiten, was auf Verwaltungsebene getan werden könne, um adäquat zu unterstützen. Es gehe um die Zusammenarbeit mit dem Jobcenter, Infos über Sprachkurse und vieles mehr. „Da ist auch Reibung“, sagte Saathoff-Reents, es müssten Kompromisse gefunden werden. Helene Frieden (Johanniter) und Ausschussvorsitzender Hans Forster (SPD) betonten ebenfalls die große Bedeutung des Runden Tisches. Vieles werde so auf kurzem Weg geklärt, sagte Forster.

Schon im Rahmen der Einwohnerfragestunde hatte ein Anwohner aus Utlandshörn weitere Anregungen gegeben und darum gebeten, dass man stärker informiert werde über die Abläufe vor Ort und dass man wissen wolle, wie viele Menschen woher kämen. „Wir möchten in Kontakt treten“, sagte er – und fand dabei in Michael Müller von der Verwaltung in Aurich einen ersten Ansprechpartner.

Zu oft Polizeieinsätze, zu viel Müll rings um Flüchtlingsunterkünfte? Das sei vor allem in Aurich aufgetreten, hieß es aus den Reihen des Ausschusses: „Das ist die Wahrnehmung der Anwohner.“ Das konnten weder die KVHS- noch die Verwaltungsverantwortlichen bestätigen, auch dem Utlandshörner Anwohner war das in dieser Form bisher nicht aufgefallen. „Es passiert viel Positives“, entgegnete vielmehr Helene Frieden. „Die Realität ist oft anders.“ Sie nannte ein Beispiel von 80 Personen aus 26 Nationen, die an einem Ort leben: „Und es ist friedlich.“ Frieden warnte vor einer Pauschalisierung. Wichtig sei der Dialog. „Man muss die Leute mitnehmen.“

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen