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23. Februar 2024, 16:08 Uhr

„Kati“ nach Katar: Norderin bei WM dabei

Katarzyna Szwagiel bangt nach Verkehrsunfall aber noch um ihre Starts in der Mastersklasse.

Lesedauer: ca. 3min 13sec
Bestens vorbereitet. Katarzyna Szwagiel hat intensiv trainiert. Jetzt hofft Nordens Sportlerin des Jahres, dass sie trotz eines Verkehrsunfalls topfit ins Wasser gehen kann.

Bestens vorbereitet. Katarzyna Szwagiel hat intensiv trainiert. Jetzt hofft Nordens Sportlerin des Jahres, dass sie trotz eines Verkehrsunfalls topfit ins Wasser gehen kann. ©

Am Dienstagmorgen schwebt Katarzyna Szwagiel ihrem bis dato größtem sportlichen Abenteuer entgegen. Vom Düsseldorfer Flughafen geht es per Direktflug nach Katar. In Doha, der Hauptstadt des nicht unumstrittenen arabischen Landes, werden die „World Aquatics Masters Championschips“ ausgetragen. Die Masters-Schwimmerin des NTV, die vor acht Tagen in der Wildbahnhalle zu Nordens Sportlerin des Jahres gekürt worden war, bangt derzeit allerdings noch um ihren Start. Denn die Nachwirkungen eines Verkehrsunfalls drohen der Erfüllung ihres sportlichen Traums einen Strich durch die Rechnung zu machen. Von ärztlicher Seite gab es gestern immerhin grünes Licht.

„Ich werde kurzfristig entscheiden, ob es Sinn macht, ins Wasser zu gehen“, sagt die 48-jährige Ausnahmesportlerin. In ihrer Jugend gehörte sie in Polen zu den stärksten Nachwuchsschwimmerinnen, schaffte aber nie den Sprung ganz nach vorn. Deshalb beendete sie bereits mit 19 Jahren ihre Karriere. Sie studierte Physiotherapie und machte eine Ausbildung zur medizinischen Masseurin. Gemeinsam mit Ehemann Tomasz arbeitete sie 14 Jahre auf Juist, ehe das Paar, deren Tochter Lena zu den hoffnungsvollen Leichtathletik-Talenten zählt, nach Norden zog.

2018 feierte Katarzyna Szwagiel, die von Freunden nur Kati gerufen wird, ihr Comeback im Wasser und eilt seitdem von Erfolg zu Erfolg. So kehrte sie im vergangenen Jahr mit zwei Bronzemedaillen und einer Vizemeisterschaft von der DM der Masters-Schwimmer zurück, was ihr den Titel Norder Sportlerin des Jahres einbrachte.

Die Mastersklassen sind den Schwimm-Senioren vorbehalten. Die Einteilung erfolgt ab 20 Jahren in Fünf-Jahres-Schritten. Die Norderin zählt zur AK W 45. Um in Katar dabei zu sein, mussten strikte Vorgaben erfüllt werden. Katarzyna Szwagiel, Sport-Fachkraft der Behindertenhilfe, erfüllte die Norm gleich dreimal. Um in Doha der Konkurrenz nicht allzu weit hinterherzuhecheln, hat sie sich generalstabsmäßig vorbereitet. Auf dem Plan stehen wöchentlich fünf bis sechs Einheiten im Wasser, dazu geht es viermal in den Kraftraum. Der Ernährungsplan wird strikt eingehalten, seit geraumer Zeit hat sie sogar ihre Liebe zu „Supplements“ entdeckt. Die Nahrungsergänzungsmittel werden ihr kostenlos zur Verfügung gestellt.

Vor knapp zwei Wochen wurde aber alles über den Haufen geworfen, als am Lütetsburger Kreisel ein Pkw in Katarzyna Szwagiels Auto krachte. Wagen schrottreif und dazu ein Schleudertrauma lautete die ernüchternde Diagnose. Doch die Norderin gibt sich nicht so schnell geschlagen. Unter Anleitung ihres Vereinskameraden Dr. Harald Bommer, der selbst Masters-Schwimmer ist, testete sie, was noch trainingstechnisch machbar ist, um die Form nicht komplett zu verlieren. Beim Härtetest im Wasser „knackte und knirschte“ es zwar im Nacken, doch die Schmerzen blieben im erträglichen Rahmen.

Montag fährt Katarzyna nach Düsseldorf. Dienstagmorgen hebt das Flugzeug ab, nachmittags um 16 Uhr landet sie in Doha. Da die Uhr in Katar nur um zwei Stunden vorgestellt werden muss, bleibt sie von einem Jetlag verschont. Die Sportlerin hat sich sehr früh um eine gute Verbindung gekümmert hat, deshalb halten sich die Kosten in Grenzen. Hin- und Rückflug schlagen mit 690 Euro zu Buche. Gut 2500 Euro wird der Aufenthalt, der bis zum 3. März dauert, verschlingen. Einen Teil davon übernehmen zwei großzügige Sponsoren, die sich Katarzyna Szwagiel selbst gesucht hat. Der Norder TV unterstützt das Aushängeschild, indem der Verein die Startgebühr von 150 Euro übernimmt. Außerdem gibt es noch ein Taschengeld in Höhe von 200 Euro.

Am nächsten Donnerstag (29. Februar) wird die Norderin im riesigen Aspire Dome, in dem vor wenigen Tagen noch Profis wie Florian Wellbrock und Co. bei der „richtigen“ WM um die Medaillen kämpften, erstmals ins Wasser springen. Der Deutsche Schwimmverband ist in der Mastersklasse mit 250 Athletinnen und Athleten vertreten, die im Schwimmen, Wasserspringen, Wasserball und Synchronschwimmen antreten.

Die Auftaktdisziplin, die 200 m Lagen, will Katarzyna Szwagiel „zum Einschwimmen“ nutzen. „Da ist die Weltspitze meilenweit entfernt“, weiß sie um die Stärke der Konkurrentinnen, unter denen sich mehrere ehemalige Olympia-Teilnehmerinnen befinden. Nach einem Regenerationstag folgen die 400 m Lagen, ehe die volle Konzentration der Parade-Disziplin, den 200 m Brust, gehört. In Europa zählt Szwagiel mit ihren Zeiten zu den zehn schnellsten Schwimmerinnen, wo sie weltweit liegt, weiß sie nicht genau, da die Rangliste noch nicht veröffentlicht worden ist. Über die 200 m Brust traut sie sich aber einiges zu. „Da möchte ich schon unter die ersten acht landen.“

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