Lebensretter machen ihrem Unmut Luft und fordern weniger Wochenstunden
Bei vielen Rettungsdiensten scheint die Zeit stehen geblieben zu sein: Bis zu 48 Stunden, manchmal auch 60 Stunden pro Woche arbeiten die Helfer. Jetzt gehen Sie auf die Straße und fordern die 42-Stunden-Woche.
Lesedauer: ca. 2min 18secAurich Die Beschäftigten im Rettungsdienst sind in Not: Die Zahl der Einsätze steigt von Jahr zu Jahr, die Arbeitszeit verharrt hingegen auf dem hohen Niveau von vor 20 Jahren. Mit einer Demonstration haben Sanitäter und Sanitäterinnen der Rettungsdienst Landkreis Aurich gGmbh gestern Nachmittag auf ihre Lage aufmerksam gemacht.
Während in anderen Branchen für die 35-Stunden-Woche gekämpft wird, fordern die Sanitäter die Wochenbelastung von 48 schrittweise auf 42 Stunden zu senken. „Wir sind mit rund 80 Kolleginnen und Kollegen auf der Straße“, so Notfallsanitäter Timo Niebuhr, der für die Gewerkschaft Verdi an den Tarifverhandlungen teilnimmt. Gegen 13.30 Uhr machte sich der Protestzug von der Ubbo-Emmius-Klinik auf den Weg in die Auricher Innenstadt.
Auf dem Marktplatz bot sich dann ein beeindruckendes Bild mit eindeutigen Botschaften: „Klatschen reicht nicht!“ und „Schluss mit der 48-Stunden-Woche“ war unter anderem auf Plakaten zu lesen.
Timo Niebuhr hatte im Vorfeld alle Kreistagspolitiker eingeladen. Auf dem Marktplatz angekommen blickte er sich um – und zeigte sich enttäuscht: „Es ist offensichtlich niemand da, um unser Anliegen hier vor Ort zu unterstützen.“ Landrat Olaf Meinen, so Niebuhr, habe sich im Vorfeld entschuldigt. Niebuhr: „In der Sache unterstützen der Landrat und die Kreistagsabgeordneten unser Anliegen. Es wäre ein wichtiges Zeichen gewesen, wenn sie sich hier mit uns solidarisch gezeigt hätten.“
Wie gestern in Aurich haben am Donnerstag auch in Wittmund Sanitäter auf ihre Lage hingewiesen. Dort ließ Landrat Holger Heymann den Beschäftigten ausrichten, dass er sich bei der nächsten Sitzung der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeber (VKA) für die Interessen der Rettungssanitäter einsetzen werde. Neben dem Ziel, durch bessere Rahmenbedingungen in Zukunft attraktive Arbeitsplätze anbieten zu können, gehe es auch darum, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern.
In Aurich haben die Demonstrierenden nachdrücklich an die kommunalen Arbeitgeber appelliert, endlich für bessere Bedingungen zu sorgen – andernfalls werde die Notfallversorgung gefährdet.
Die Gewerkschaft ver.di schlägt vor, die Arbeitszeit schrittweise bis Juni 2026 auf 42 Stunden zu senken. Anfang April steht in Berlin die dritte Verhandlungsrunde an. Die Beschäftigten sind empört, dass es in den bisherigen zwei Gesprächsrunden noch keinen Fortschritt gegeben hat.
Timo Niebuhr hofft, dass die Verhandlungspartner nun am 4. und 5. April weiterkommen. Sehr zuversichtlich ist er allerdings nicht: „Die Arbeitgeberseite hat sich bislang noch nicht bewegt.“ Sollte man nach Ostern wiederum ergebnislos auseinandergehen, werde man weitere Protestaktionen in der Region vorbereiten. Schließlich sei, so war gestern in Aurich mehrfach zu hören, die 48-Stunden-Woche völlig aus der Zeit gefallen.