Lernen, arbeiten, Familie managen: Diese Absolventen aus Ostfriesland haben gezeigt, wie es geht
Ohne die finanzielle Unterstützung im Pilotprojekt wäre es kaum möglich gewesen. Nun stehen 23 Absolventen bereit, die Kitas zu unterstützen.
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23 Ostfriesen wurden von Trägern unterstützt und haben den Neuanfang in der Kindererziehung gewagt. © Bruns ubr
Norden Ohne das Pilotprojekt wäre es für viele der frisch-gebackenen sozialpädagogischen Assistenten (SPA) von der Conerus-Schule Berufsbildende Schulen Norden (BBS) unmöglich gewesen den Beruf zu wechseln. Umso mehr freuen sich die 23 Absolventen, dass sie diese Chance nutzen konnten.
Die erfolgreichen Absolventinnen und Absolventen planen, den eingeschlagenen Berufsweg fortzuführen und das Feld als Fachkräfte zu bereichern. Während die eine Hälfte direkt in den Beruf einsteigt und zum größten Teil auch bei den Trägern bleibt, in denen der praktische Teil der Ausbildung absolviert wurde, widmet sich die andere Hälfte der Weiterbildung. Ab dem Sommer steigen diese in die Ausbildung zur Erzieherin und zum Erzieher ein. Diese wird dann auch in Norden berufsbegleitend angeboten – „wir führen den eingeschlagenen erfolgreichen Weg der Ausbildungen zu Fachkräften in enger Kooperation mit den Trägern in der Region weiter“, so Norbert Göttker, Abteilungsleiter an der Conerus-Schule Norden.

23 Ostfriesen wurden von Trägern unterstützt und haben den Neuanfang in der Kindererziehung gewagt. © Bruns ubr
Die Absolventen
Die Ausbildung bestanden haben Ahrens, Sandra; Amorim de Matos, Iara Catarina; Backer, Naike; Bektschentaev, Janina; Böök, Bianca; Branding, Nadine; Brüning, Elisabeth; Dittmann, Susanne; Fischer-Hoffmeister, Anna; Geiken, Ramona; Geiken, Ulrike; Janssen, Nicole; Köhn, Sabine; Lottmann, Jacqueline; Müller, Bianca; Rebmann, Benjamin; Reimers, Anke; Rosenboom, Elke; Rothbarth, Heike; Schlieker, Katharina; Sciana, Dirk; van Düllen, Kathrin und Wilts, Martina.
Finanzierter Quereinstieg
Aber was unterscheidet diese Klasse an der BBS von den anderen Jahrgängen? Sie wird vergütet und findet in Kooperation mit verschiedenen Trägern statt: Bedeutet, die Schüler dieser Form der Ausbildung sind an zwei Tagen in der Woche in der Schule und an zwei weiteren Tagen in dem Betrieb, der ihnen durch ihre Träger zugewiesen wurde. Das bedeutet für viele der 20 bis 50 Jahre alten Quereinsteiger: Noch einmal die Schulbank drücken, zeitgleich arbeiten und natürlich die eigene Familie unter einen Hut bringen.
Mit eineinhalb Jahren Ausbildung dauert der Quereinstieg auf diese Weise zwar ein halbes Jahr länger, dafür gibt es aber durch die Kooperation mit den verschiedenen Trägern ein Entgelt: Essenziell für die Mütter und Väter, die sich ansonsten den Jobwechsel nicht leisten könnten.
Die andere Seite der Theke
Für Bianca Müller kam die Chance bei ihrer alten Arbeit. Denn sie hat „die Seite der Theke gewechselt“, wie sie es beschreibt, und war vorher vier Jahre eine Mensa-Kraft. Ihre Praxisphasen verbrachte sie in der Kita „Lüttje Lüü“ in Rechtsupweg. Sie beschreibt die Ausbildungszeit als eine Achterbahnfahrt: „Die größte Herausforderung war Familie, Arbeit und Schule immer zusammenzubringen.“ Zudem habe sie seit 30 Jahren nicht mehr die Schulbank gedrückt. „Ich glaube, jeder hat mal gezweifelt, ob er oder sie hier das Richtige tut“, so Müller. Nicht nur einmal wollt sie das Ganze einfach in die Ecke hauen. Die Klasse habe sich immer wieder gegenseitig motiviert und zusammen haben sie es durchgezogen, beschreibt sie ihre Erlebnisse. „Ich würde es jederzeit wieder machen.“
„Für die Lehrer waren wir zu perfektionistisch“, daher gab es auch für sie keine Zweifel daran, dass jemand hätte durchfallen können. Um an der Klasse teilzunehmen, mussten die Schüler sich persönlich bewerben und wurden von ihrer Trägerstelle und von der BBS interviewt.
Das erste Mal selbst als Klassenlehrer
Auch für Norbert Göttker war die Klasse eine Premiere: Denn davor habe er noch keine Klasse selbst geleitet. „Ihr seid besonders – besonders alt“, sagte er in seiner Abschiedsrede während der Entlassungsfeier. Und das meint er nicht negativ: „Die Klasse hatte einen hohen Selbstanspruch und man merkt, dass alle bereits Lebenserfahrung mitbringen.“ Auch das nahe Zusammenspiel von Theorie und Praxis habe sich im Unterricht gezeigt. „Die wollten es wirklich wissen“, beschreibt er die Neugier seiner ersten eigenen Klasse.
Auch habe die Schule und er selbst viel bei dem Pilotprojekt lernen können. In diesem Jahr beginnt bereits der dritte Jahrgang seine Ausbildung nach dem Modell. „Dafür, dass wir am Anfang nicht einmal wussten, ob es überhaupt eine Klasse geben wird, sind wir mehr als begeistert“, so Göttker. Auch Norden wird in diesem Jahr eine Trägerschaft übernehmen. Zudem wird Göttker dieses Jahr die neue Erzieherklasse übernehmen. Hier freut sich Göttker darauf, viele bekannte Gesichter aus der SPA weiter unterrichten zu dürfen.