Meyer baut inzwischen viel mehr als nur Kreuzfahrtschiffe
Die Schiffe versanken buchstäblich in der Corona-Krise. Die Meyer Werft hat den Schock als Rückenwind genutzt und aktiv nach neuen Geschäftsfeldern gesucht. Jetzt kommen die ersten Erfolg. Eine Bilanz.
Lesedauer: ca. 2min 48secPapenburg Es ist eine große Gefahr: Wer nur ein Produkt im Portfolio hat, dem kann es schlecht ergehen, wenn gerade dieses Produkt nicht mehr en vogue ist – oder eine temporäre Krise gerade das eigene Segment trifft. Diese Lektion hat die Meyer Werft in Papenburg inzwischen gelernt.
Die Meyer Gruppe mit ihren drei Werften und insgesamt rund 7200 Mitarbeitern hat das Jahr 2023 genutzt, um sich organisatorisch für eine Erweiterung des Produktportfolios zukunftssicher aufzustellen. I einer Mitteilung gibt die Gruppe einen Überblick ihrer Aktivitäten.
Trotz Lieferkettenproblemen pünktlich geliefert
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Im Jahr 2023 hat die Meyer Werft in Papenburg erneut zwei Kreuzfahrtschiffe an internationale Kunden abgeliefert. Im Juli und im Dezember 2022 wurden die beiden Neubauten Silver Nova an Silversea Cruises und Carnival Jubilee an Carnival Cruise Line übergeben. Die Silver Nova ist das erste Kreuzfahrtschiff weltweit, das mit asymmetrischen Decklayouts neue Möglichkeiten in der Architektur eröffnen. Das Schiff setzt mit technischen Optimierungen an vielen Stellen auf Energieeffizienz und ist damit ein wichtiger Entwicklungsschritt in Richtung Nachhaltigkeit in der Kreuzfahrt. „Das gesamte Meyer-Team hat in diesem Jahr Großartiges geleistet: Wir haben die Carnival Jubilee trotz Lieferkettenproblemen pünktlich abgeliefert. Es ist uns gelungen, dieses Schiff kurzfristig für eine andere Carnival-Marke fertigzustellen. Wir haben damit einmal mehr bewiesen, dass wir hervorragend auf Kundenwünsche eingehen können“, sagt Geschäftsführer Jan Meyer.
Drei weitere Schiffe in Vorbereitung
In den nächsten Jahren werden weitere Großprojekte umgesetzt. Mit der Disney Treasure (Disney Cruise Line), Silver Ray (Silversea Cruises) und Asuka III (NYK Cruises) befinden sich aktuell drei weitere Kreuzfahrtschiffe in den Baudockhallen der Meyer Werft im Bau.
Im November 2023 hat sich die Werft einen wichtigen Auftrag im neuen Offshore-Geschäftsbereich gesichert: Die Papenburger Werft liefert für Konverterplattformen der Verbindungen DolWin4 und BorWin4 Stahlsektionen mit einem Volumen von jeweils fast 6000 Tonnen Stahl und für BalWin1/BalWin2 jeweils rund 15500 Tonnen Stahl. Dieses gesamte Stahlvolumen entspricht in etwa dem eines großen Kreuzfahrtschiffes. Die Auslieferung der Komponenten ist für den Zeitraum von Herbst 2024 bis Frühjahr 2027 geplant.
Neue Geschäftsfelder
Auch die weiteren neuen Geschäftsfelder Meyer Re und Meyer Floating Solutions haben sich 2023 weiterentwickelt. Während Meyer Re die ersten Refit-Aufträge aus der Kreuzfahrtbranche erhalten hat, präsentierte Meyer Floating Solutions die weltweit ersten schwimmenden Kreuzfahrtterminals. Das IT-Start-Up der Meyer Gruppe, Alfred Maritime, hat in diesem Jahr erstmals Künstliche Intelligenz zur effizienten Steuerung von Energieerzeugung und -nutzung an Bord der Silver Nova eingesetzt. „Wir beschäftigen mittlerweile 1700 Mitarbeiter im Engineering-Bereich der Gruppe – fast doppelt so viele wie vor der Krise. Das zeigt eindrucksvoll, wie konsequent wir an unserer Zukunftsfähigkeit arbeiten und die Themen Nachhaltigkeit und Innovation weiter vorantreiben“, so Jan Meyer weiter.
Ein Wald auf einem Schiff
Ende November hat die finnische Schwesterwerft Meyer Turku mit der „Icon of the Seas“ das größte und komplexeste Kreuzfahrtschiff der Welt, das mit einer Vielzahl an technischen Innovationen erneut Maßstäbe für die Branche setzt, an die Royal Caribbean Group abgeliefert. Beispielsweise ist an Bord des Schiffes mit dem Aqua Dome die größte Glasstruktur auf See verbaut. Auch der größte Wasserpark auf See befindet sich an Bord der Icon of the Seas, dessen Wasser mit Abwärme geheizt wird. Ein weiteres Highlight des Schiffs ist der Central Park mit 31.000 echten Pflanzen, die ein eigenes Ökosystem bilden. Die Icon of the Seas erreicht insgesamt eine bisher nie erreichte Energieeffizienz, die nur mit Schiffen dieser Größe zu realisieren ist.