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3. Juli 2024, 16:41 Uhr

Meyer Werft: Hunderte Entlassungen und ein politisch gewollter Umzug

Die Geschäftsführung in Papenburg einigt sich mit Betriebsrat und Gewerkschaft auf einen gemeinsamen Kurs

Lesedauer: ca. 2min 06sec
Der Firmensitz wandert zurück nach Deutschland. Damit erfüllt die Werft eine der Forderungen aus der Politik, damit über staatliche Hilfen weiter gesprochen werden kann. Foto: dpa

Der Firmensitz wandert zurück nach Deutschland. Damit erfüllt die Werft eine der Forderungen aus der Politik, damit über staatliche Hilfen weiter gesprochen werden kann. Foto: dpa © dpa

Papenburg Nach wochenlangen Verhandlungen steht fest: Beim kriselnden Kreuzfahrtschiffbauer Meyer Werft in Papenburg werden einige Arbeitsplätze gestrichen, aber weniger als zunächst geplant. Statt der ursprünglich vorgesehenen 440 Stellen sollen nun 340 Arbeitsplätze abgebaut werden. Dies gaben der Betriebsrat, die Gewerkschaft IG Metall und die Geschäftsführung des Unternehmens gestern bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in Papenburg bekannt.

Der Stellenabbau soll möglichst ohne betriebsbedingte Kündigungen erfolgen. 100 befristete Stellen werden auslaufen, die restlichen sollen durch ein Freiwilligenprogramm abgebaut werden. Im Gegenzug wurde eine Mindestbeschäftigung für 3100 Angestellte bis 2030 vereinbart. Zusätzlich sollen ein Aufsichtsrat und ein Konzernbetriebsrat eingerichtet werden. Der Firmensitz wird wieder von Luxemburg nach Deutschland verlagert.

Ralf Schmitz, der als Chefsanierer einen strikten Restrukturierungskurs verfolgt, hatte ursprünglich den Abbau von 440 Jobs gefordert. Diese Forderung stieß jedoch auf erheblichen Widerstand seitens des Betriebsrats, der IG Metall und der Landesregierung. Trotz voller Auftragsbücher kämpft die Meyer Werft um ihre Existenz, bedingt durch die Nachwirkungen der Corona-Pandemie und die Preissteigerungen infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine. Bis Ende 2027 muss die Werft eine Finanzierungslücke von 2,7 Milliarden Euro schließen. Bund und Land Niedersachsen prüfen derzeit mögliche Bürgschaften.

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil betonte, dass die Rückverlagerung des Firmensitzes nach Deutschland eine zwingende Voraussetzung für staatliche Hilfen sei. „Weg von Luxemburg“, so Betriebsratschef Andreas Hensen, ermögliche dies die Einrichtung eines Aufsichtsrats und eines Konzernbetriebsrats in naher Zukunft.

Die Gewerkschaft IG Metall fordert nun ein klares Bekenntnis und schnelle Unterstützung von der Bundesregierung. „Wir haben hart gerungen und eine vernünftige Einigung erzielt, aber die Werft ist damit noch nicht gerettet“, erklärte Heiko Messerschmidt vom IG-Metall-Bezirk Küste. Die Gewerkschaft und die Beschäftigten sind bereit, in Berlin Druck zu machen und notfalls auf die Straße zu gehen, um die Bedeutung der Meyer Werft zu verdeutlichen. „Es ist nicht nur die Meyer Werft, sondern der Kern des zivilen Schiffbaus, der nicht fallen darf“, betonte Messerschmidt.

Die Meyer Werft, ein Traditionsunternehmen mit über 200-jähriger Geschichte, steht vor der größten Krise ihrer Geschichte. Trotz gefüllter Auftragsbücher erfordert die Schließung der finanziellen Lücke bis 2027 dringende Maßnahmen und staatliche Unterstützung.

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