Modernste Klärwerk-Technologie
Tag der offenen Tür im modernisierten Zentral-Klärwerk
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krummhörn - 24 Jahre Planung und Ausbauzeit – alles für diesen Moment. Am kommenden Sonntag findet die offizielle und feierliche Inbetriebnahme des neuen Zentral-Klärwerks Pilsum-Manslagt statt. Seit 1999 wurde erheblich in den Umbau des Klärwerks investiert, um es zu einem der modernsten und leistungsfähigsten in der gesamten Region zu machen. Interessierte haben am Sonntag, 11. Juni, von 10 bis 17 Uhr die Möglichkeit, sich ein genaues Bild davon zu machen. Nach der offiziellen Eröffnung um 11 Uhr durch die Bürgermeisterin Hilke Looden (parteilos) gibt es verschiedene Angebote wie Führungen, Vorträge und anschauliche Vorführungen. Die Landfrauen sind mit Tee und Kuchen zur Stelle, während es auch Gegrilltes und Getränke durch den TuS Pewsum gibt. Für die kleinen Besucher steht eine Hüpfburg bereit.
Der Umbau und die Modernisierung der Anlage haben insgesamt zwölf Millionen Euro gekostet und stellen zweifelsohne ein herausragendes Beispiel für Kläranlagen in Niedersachsen dar. Zu den jüngsten Maßnahmen zählen der Bau eines Faulturms, eines Gasspeichers, einer Schlammvorlage, eines Vorklärbeckens sowie eines neuen Betriebsgebäudes für die Elektrotechnik. Darüber hinaus wurde ein neues Rechengebäude errichtet.
Die von der Kläranlage gereinigten Abwässer müssen teilweise weite Strecken zurücklegen. Die Krummhörn ist eine Ferienregion, die im Sommer aufgrund ihrer zahlreichen Feriengäste besonders anspruchsvoll ist.
„Es müssen viele Kilometer überwunden werden, um das Wasser zu pumpen“, erklärt der Leiter Albrecht de Vries. Die Abwässer in der Flächengemeinde Krummhörn werden von sogenannten Sammlern zur Kläranlage transportiert. Von den ursprünglich vier Pumpstationen sind nur noch zwei in Betrieb.
Das Schmutzwasser gelangt in Fangbecken, wo es durch Feinsiebrechenanlagen gefiltert wird. De Vries betont: „Es ist wichtig, die Gewässer sauber zu halten.“ Am Sonntag haben die Besucher die Möglichkeit, sich selbst ein Bild von der modernen Technik zu machen. Sie können eine Führung durch das Klärwerk erleben und Fragen stellen. Nur wenige kennen sich so gut damit aus und wissen, dass das Wasser verschiedene Reinigungsstufen durchläuft: mechanisch, biologisch und chemisch. Im ersten Schritt werden alle absetzbaren Partikel mithilfe von Siebrechen mit einem geringen Gitterabstand entfernt. Anschließend wird das Wasser von biologischen Substanzen gereinigt und gelangt in den Sandfang. Der dort abgelagerte Sand wird abgepumpt, gereinigt und entsorgt. „Alles, was sich im Fettfang absetzt, gelangt in den Faulturm - das ist gut für den Faulbehälter“, erklärt de Vries. Die mechanische Reinigung endet, wenn das Wasser in das Vorklärbecken gelangt. An dieser Stelle wird die Fließgeschwindigkeit verringert, damit sich die Feststoffe, also der Schlamm, langsam absetzen können. Zu diesem Zeitpunkt ist das Wasser bereits um mehr als 30 Prozent sauberer, was jedoch noch nicht ausreichend ist. In der biologischen Stufe wird das Wasser in ein Belebungsbecken geleitet, wo der Stickstoff in Verbindung mit dem freien Sauerstoff zu Nitrit und Nitrat umgewandelt wird und anschließend als Gas in die Atmosphäre entweicht.
Darauf folgt die chemische Reinigungsstufe, bei der dem Wasser das Phosphat entzogen wird. Phosphate sind wie Dünger gut für die Landwirtschaft, aber sie führen zur Algenbildung in Gewässern und zum Absterben von Fischen und Pflanzen. Aus diesem Grund werden dem Belebungsbecken Eisensalze zugeführt.
Die Salze reagieren mit dem Phosphat und werden schließlich zusammen mit dem Schlamm abgepumpt.
Im Nachklärbecken wird der Schlamm dann vom Klarwasser getrennt. Nach diesem Prozess erreicht das Wasser eine Reinigungsstufe von etwa 97 Prozent. Die neue Kläranlage ist ein Vorzeigeprojekt für die Gemeinde Krummhörn. Sie verbraucht äußerst wenig Strom und könnte möglicherweise, nachdem eine Photovoltaikanlage errichtet wurde, eines Tages vollständig autonom betrieben werden.