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30. Dezember 2023, 16:00 Uhr

Musik verbindet Mutter und Tochter

Inge Albrechts aus Rechtsupweg und Elke Fleßner sorgen mit ihren Steirischen Harmonikas für Freude

Lesedauer: ca. 4min 18sec
Seit über 40 Jahren spielen Elke Fleßner (links) und ihre Mutter Inge Albrechts schon zusammen „Handörgel“. Ihre Lieblingsinstrumente sind Steirische Harmonikas. Fotos: Magret Martens

Seit über 40 Jahren spielen Elke Fleßner (links) und ihre Mutter Inge Albrechts schon zusammen „Handörgel“. Ihre Lieblingsinstrumente sind Steirische Harmonikas. Fotos: Magret Martens © ma Magret Martens

Rechtsupweg Sie schauen sich nur an, nicken kurz, greifen in die Tasten – und schon bringen sie den Raum zum Singen und zum Schunkeln. Wenn Inge Albrechts und ihre Tochter Elke Fleßner mit ihren Steirischen Ziehharmonikas auftreten, verbreiten sie Stimmung. In diesem Fall unterhalten sie das Publikum bei einer privaten Familienfeier.

Notenblätter brauchen die beiden Frauen nicht, denn sie haben sich das Spielen der Harmonika, die landläufig auch gern als Handharmonika, Quetschkommode oder auf Platt: „Handörgel“ bezeichnet wird, selbst beigebracht. Inge Albrechts aus Rechtsupweg hat sich bereits als Kind für die Musik begeistert und spielte schon früh auf der Mundharmonika die ersten Melodien. Ihre Schwägerin Helga wohnte in der Nachbarschaft und hatte eine Ziehharmonika. Oft saß sie im Garten und ließ das Instrument erklingen. „Als Neun- oder Zehnjährige passte ich oft auf ihre Kinder auf. Dafür gab es dann aber kein Geld, sondern ich durfte zur Belohnung auf ihrer Ziehharmonika spielen. Das war großartig“, blickt Inge Albrechts zurück.

Schnell entwickelte das junge Mädchen ein Gehör dafür, welche Töne richtig oder falsch sind, „und ich spielte alles, was ich so kannte“, berichtet die 75-Jährige. Das seien damals meistens Kinder-, Volks- und Kirchenlieder gewesen. „Noten kannte ich nicht“, sagt sie.

Mit 14 Jahren erhielt sie ihr erstes eigenes Instrument. „Darauf stimmte ich alles an, was mir gefiel. Manches musste ich mir mühsam nach Gehör beibringen“, berichtet sie. Ihre Eltern hätten sie in der Zeit manchmal nach draußen geschickt, weil ihnen das ständige Üben auf die Nerven gegangen sei, gibt Albrechts zu, die sich dann oft mit der Schwägerin Helga zusammensetzte, um Melodien einzustudieren. „Das mache ich heute noch“, betont sie.

Mit ungefähr 55 Jahren trat sie übrigens noch in den örtlichen Posaunenchor ein und blies dort circa sieben Jahre lang das Flügelhorn (Tenor). Doch das Herz der musikalischen Frau schlug und schlägt nur für die „Handörgel“.

Im Lauf der Jahre kamen weitere Harmonikas hinzu, doch die Favoritin unter ihren Instrumenten ist die sogenannte Steirische Harmonika der Marke Alpenland. „Darauf spiele ich am liebsten, denn sie klingt besonders gut und der Bass ist sehr intensiv“, erklärt die 75-Jährige.

Schnell wurden auch andere Menschen auf die begabte Inge Albrechts aufmerksam, und so wurde sie immer häufiger gebeten, auf privaten Festivitäten aufzutreten oder mit anderen Musikern zusammen zu spielen. Auch an verschiedenen Ziehharmonika-Treffen in Rechtsupweg, Moordorf, Wiesmoor, Esens oder Dunum nahm sie gern teil.

Die meisten Harmonika-Spieler oder -Spielerinnen musizieren übrigens ohne Notenkenntnisse, denn es ist speziell, dieses Instrument zu bedienen. Grund ist seine besondere Bauart. Drückt man – vereinfacht dargestellt – eine Taste und zieht dazu den Luftbalg heraus, gibt diese einen anderen Ton wieder als beim Zusammenpressen des Balgs. Dies auf Notenblättern darzustellen, ist daher schwierig. Es gibt zwar verschiedene Griffschriften, dennoch erlernen viele Musikerinnen und Musiker die Harmonika immer noch häufig nach Gehör. „Wichtig ist, dass man den Rhythmus und den Takt der Lieder halten kann“, erläutern Inge Al-brechts und Elke Fleßner. „Man muss hören können, was man spielt, oder man muss sich das Erlernen hart erarbeiten“, betont Fleßner.

„Mir und auch Elke ist das sehr leicht gefallen“, sagt Inge Albrechts. „Mit Sicherheit ist unser Spiel nicht immer perfekt, aber wir können die Leute gut unterhalten.“ Die Resonanz auf ihre Musik sei immer sehr positiv, erzählt sie.

Elke hat das Talent für die Harmonika quasi mit der Muttermilch aufgesogen. „Sie konnte noch nicht laufen, da wollte sie schon immer auf der Harmonika spielen. Sie saß auf dem Boden, und ich setzte ihr das Gerät auf den Schoß. Sie drückte und zog an dem Balg und ließ zu ihrer großen Freude verschiedene Töne erklingen. Man merkte sofort, dass sie Spaß an der Musik hat“, berichtet die Mutter.

Auch bei Elke Fleßner war das erste Instrument eine doppelreihige Mundharmonika. „Ich nahm sie immer mit zur Vorschule und spielte dort. Wir wurden in einem kleinen Bus dorthin gefahren. Und in der Adventszeit stimmte ich während der Fahrt Weihnachtslieder an. Die Texte kannte ich nicht, aber die Melodien. Am Ende der Fahrt gab mir der Busfahrer immer eine Mark. Das war mein erstes Geld, das ich mit der Musik verdient habe“, sagt sie augenzwinkernd.

Später stieg das Mädchen auf eine Melodica um. Das ist ein handliches Harmonika-Instrument mit einer Klaviatur, das zum Klingen gebracht wird, indem man hi-neinbläst. Als die heute 49-Jährige etwa zehn Jahre alt war, nahm sie ferner ein paar Jahre Orgelunterricht. Und im Spielmannszug Rechtsupweg spielte sie Querflöte.

Doch wie bei Inge Al-brechts, kann sie von der Handharmonika nicht lassen. „Meine Mutter hat sie mir beigebracht. Mit ,Alle meine Entchen‘ fing es an, dann studierte sie mit mir Volks- und andere -lieder ein. Nach und nach wurden es immer mehr, und heute haben wir ein stattliches Repertoire von über 150 Liedern“, erläutert Elke Fleßner, die sich für die Steirische Harmonika der Marke Zupan begeistert.

Die beiden Frauen haben immer viel zusammen gespielt. „Das machen wir auch heute noch, auf allen Geburtstagen und auf jeden Fall immer zu Weihnachten“, sagt die 49-Jährige. Oft komme auch Tante Helga mit dazu. „Dann haben meine Mutter und ich unsere gemeinsamen kleinen Auftritte. Das macht sehr viel Freude“, betont sie.

Ab und zu singen die beiden Musikerinnen auch bei ihren Darbietungen, aber in der Regel suchen sie Lieder aus, bei denen ihre Zuhörenden gut mitsingen können. „Daran haben die Leute am meisten Spaß“, wissen sie aus Erfahrung.

Auch Elke Fleßner lebt für die Musik. So ist sie zusätzlich Mitglied der dreiköpfigen Tanzband „Frische Brise“, die bei verschiedenen Feierlichkeiten im Landkreis Aurich auftritt. Die 49-Jährige singt und spielt Ziehharmonika, weitere Band-Kollegen sind Hans Dieter (Gesang, Gitarre) und Alwin (Gesang und Schlagzeug). Die Band unterhält mit Rock, Pop und Schlagern ab 1960er-Jahre bis heute (Infos unter: www.tanzband-frischebrise.de.

Sowohl Inge Albrechts als auch ihre Tochter nehmen die Ziehharmonika zu Hause fast täglich in die Hand. Oft treffen sie sich aber auch spontan und spielen gemeinsam. Vor ihren musikalischen Einsätzen müssen sie daher gar nicht mehr groß proben. „Unser Repertoire sitzt“, sagte die 49-Jährige und betont: „Wir verstehen uns blind. Ich schätze das Spiel mit meiner Mutter sehr, es ist eine Ehre für mich, mit ihr zu musizieren.“

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