Tauchroboter finden keine Menschen im Wrack der „Verity“
Tauchroboter waren in der Tiefe beim Wrack. Doch Menschen fanden Sie nicht. Nach dem Zusammenstoß von zwei Frachtschiffen in der Nordsee bei Helgoland ist die Suche nach den vier vermissten Seeleuten eingestellt worden. Doch jetzt hat sich die Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung eingeschaltet.
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Hier sank die Verity. Und hier starben vermutlich vier Menschen in den kalten Tiefen. © dpa
Helgoland/Langeoog Nach dem Zusammenstoß der beiden Frachter in der Nordsee nahe Helgoland hat ein ferngesteuerter Tauchroboter keine Lebenszeichen in dem Wrack entdeckt. Es hätten keine Menschen erkannt werden können, sagte ein Sprecher des Havariekommandos am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. Die Sicht sei nicht schlecht gewesen, das Gerät habe in die Brücke des gesunkenen Küstenmotorschiffs „Verity“ filmen können. Die Auswertung der Daten des Unterwasserfahrzeugs laufe aber noch. Ein erneuter Tauchgang mit Tauchern zu dem Wrack in rund 30 Metern Tiefe sei definitiv nicht geplant.
Die ursprünglichen Meldungen:
Nach dem Zusammenstoß der beiden Frachter in der Nordsee nahe Helgoland hat die Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung (BSU) in Hamburg mit Ermittlungen zur Unfallursache begonnen. Es handele sich um einen „sehr schweren Seeunfall“ mit mindestens einem Todesopfer, sagte der Leiter der BSU, Ulf Kaspera, am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. Die Untersuchung werde zusammen mit den beiden Flaggenstaaten der Frachter - Bahamas und Großbritannien - geführt, wobei die zuständige Seeunfalluntersuchungsbehörde in Großbritannien, die Marine Accident Investigation Branch, die Leitung übernehme.Mit Unterschungen schon begonnen
„Da finden in Kürze Abstimmungen statt, wer macht was“, sagte Kaspera. Mit Untersuchungen habe man aber schon begonnen. Unter anderem seien etwa erste Verkehrsdaten gesichert worden. Zügig sollen auch die Besatzungsmitglieder der Frachter befragt werden - etwa die Crew der inzwischen in Cuxhaven liegenden „Polesie“. Der andere, kleinere Frachter, die „Verity“, war nach dem Unfall gesunken. Vier Seeleute werden noch vermisst.
Auch die Verkehrssituation soll analysiert werden. Der Unfall ereignete sich an einer Stelle, an der sich zwei Schifffahrtsrouten kreuzen. „Wir gucken natürlich nach, welche Vorfahrtsregeln gelten da, haben sich die Schiffe gegebenenfalls anders abgesprochen“, sagte Kaspera. Noch könnten dazu keine Angaben gemacht werden.
Eines der meistbefahrenen Seegebiete
Der Zusammenstoß der Frachter ereignete sich in einem der meistbefahrenen Seegebiete weltweit. Vor der deutschen Küste verlaufen zwei international wichtige Schifffahrtsrouten. Dabei handelt es sich um das Verkehrstrennungsgebiet (VTG) Terschelling-German Bight (Deutsche Bucht) vor den Ostfriesischen Inseln sowie das weiter nördlich liegende Verkehrstrennungsgebiet German Bight Western Approach (Deutsche Bucht West-Ansteuerung). Querend zu diesen beiden Verkehrstrennungsgebieten verläuft der Schiffsverkehr zu den deutschen Flussrevieren Ems, Jade/Weser und Elbe sowie auch zu den Offshore-Windparks in der deutschen Nordsee.
Helgoland/Langeoog Zwei Seeleute der „Verity“ waren nach dem Zusammenstoß mit dem Frachter „Polesie“ von Einsatzkräften aus der Nordsee gerettet worden. Ein Seemann konnte nur noch tot geborgen werden. Die 22 Besatzungsmitglieder der „Polesie“ blieben unverletzt.
Der Unfall ereignete sich am Dienstagmorgen rund 22 Kilometer südwestlich von Helgoland und 31 Kilometer nordöstlich von Langeoog. Wie es dazu kam, ist weiterhin unklar.
Mehrere Seenotrettungskreuzer der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) und weitere Behördenschiffe suchten nach den Vermissten.
Die unter der Flagge Großbritanniens fahrende 91 Meter lange „Verity“ hatte laut dem Havariekommando sogenannte Stahl-Coils geladen, also Rollen aus großen Blechen. Das Schiff der britisch-niederländischen Reederei Faversham Ships war auf dem Weg von Bremen nach Immingham, einem Hafen an der englischen Nordseeküste.
Der andere Frachter, die mit 190 Metern Länge größere „Polesie“, war unter der Flagge der Bahamas auf dem Weg von Hamburg nach La Coruña in Spanien unterwegs. Der Frachter konnte aus eigener Kraft nach Cuxhaven zurückkehren.