Namen aus Kreide zum Gedenken
Schüler des UGN und Norder Bürger erinnern an die Gräueltaten der Nationalsozialisten.
Lesedauer: ca. 2min 09secNorden Gestern vor genau 80 Jahren, am 27. Januar 1945, befreiten sowjetische Truppen das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau, das als größtes Vernichtungslager der Nationalsozialisten gilt. Rund 1,5 Millionen Menschen wurden hier ermordet, darunter mindestens 1,1 Millionen Juden. Seit 2005 gilt der 27. Januar offiziell als Internationaler Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust, seit 2006 wird er weltweit begangen.
Auch in Norden wurde gestern an die Opfer der NS-Diktatur gedacht. Schülerinnen und Schüler der Arbeitsgemeinschaft Relais de la Memoire am Ulrichsgymnasium griffen zur Kreide und schrieben Namen um Namen auf die Steine an der Gedenkstätte im Synagogenweg, wo bis zum 9. November 1938 das Gotteshaus der jüdischen Gemeinde Norden stand. Rund 180 Menschen standen auf der Liste, die rund um das erhaltene Grundmauernfragment der ehemaligen Synagoge zur Mahnung und zum Gedenken niedergeschrieben wurden.
Doch nicht nur die Schüler des zwölften Jahrgangs wollten sich aktiv beteiligen. Ab kurz nach 14 Uhr kamen auch einige Norderinnen und Norder vorbei, fragten um Namenszettel und Kreide und beteiligten sich so direkt an der für Petra Drüke wichtigen Aktion. Die Lehrerin betreut die Arbeitsgemeinschaft, unterrichtet Erdkunde und Geschichte und ist froh, dass es am UGN eine breite Ablehnung gegenüber dem Rechtspopulismus und -extremismus gibt: „Unsere Schülerinnen und Schüler beschäftigen sich mit der Geschichte aus der NS-Zeit und können die Sprüche (beispielsweise vom Thüringer AfD-Chef Björn Höcke; Anm. d. Red.) nicht ertragen.“ Seit dem Erstarken der neuen Rechten sei es umso wichtiger, sich mit der Geschichte und der Gegenwart auseinanderzusetzen – nicht nur im Unterricht. „,Nie wieder ist jetzt!‘ gilt seit dem Aufstieg der AfD mehr denn je“, sagt Drüke.
An der gestrigen Aktion beteiligten sich auch Ida Carstens und Fenja Mertens. Die Schülerinnen empfinden die Zeit jetzt vor der kommenden Bundestagswahl insbesondere mit Blick auf die aktuellen Umfragewerte, die der AfD rund 20 Prozent der Stimmen zurechnen, als „blödes Gefühl“. „Es ist so surreal. Wie kann das in der heutigen Zeit passieren?“, fragt sich Ida Carstens. Nicht anders geht es der 17-jährigen Fenja Mertens, die genau am Tag der Wahl ihre Volljährigkeit feiert: „Ich bin froh, dass ich meine Stimme abgeben darf. Jeder Wahlberechtigte sollte diese Chance nutzen.“