Anzeige

Anzeige

Zum Artikel

Erstellt:
18. Januar 2024, 08:30 Uhr

Nationalpark-Ranger: Ansprechpartner fürs Wattenmeer

Rangerin Frauke Gerlach hat viel zu tun – Wattführungen gehören nicht dazu

Lesedauer: ca. 3min 08sec
Nationalpark-Ranger: Ansprechpartner fürs Wattenmeer

Norderney Wie oft sie im Jahr gefragt wird, wann sie denn die nächste Wattführung unternehmen werde, kann die Nationalpark-Rangerin Frauke Gerlach schon nicht mehr zählen. Dabei gehören die geführten Unternehmungen nicht in ihren Aufgabenbereich, sondern werden meist von Mitarbeitern des Besucherzentrums Watt Welten auf Norderney durchgeführt.

Die Verwirrung rührt daher, dass nicht jedermann weiß, dass offiziell Besucherzentrum und Ranger wenig miteinander zu tun haben. Die Watt Welten liegen in einer Trägergemeinschaft der Stadt Norderney, des Nationalparks Niederländisches Wattenmeer und und des Naturschutzverbandes BUND. Hauptaufgabe des Besucherzentrums ist die Bildungsarbeit. Die Ranger und Rangerinnen hingegen sind unter dem Dach der Nationalparkverwaltung organisiert und bei dieser angestellt. Ihre Aufgaben sind die Betreuung und Überwachung im Nationalpark Niederländisches Wattenmeer.

„Wir haben allerdings auf Norderney die glückliche Situation, dass wir beidseitig freiwillig kooperieren“, erklärt Dr. Valeria Bers, Leiterin des Besucherzentrums. „So weisen wir auf unseren Internetseiten auf die Arbeit der Ranger hin und informieren auch über die öffentlich Termine, wie die Exkursion zum Weltnaturerbe-Geburtstag in den Inselosten oder die wöchentlichen Natursprechstunde in den Saisonmonaten“.

Auch die rein räumliche Nähe ist ein Glücksfall für die Kooperation, denn das Büro von Frauke Gerlach befindet sich gleich hinter dem Besucherzentrum in einem der angeschlossenen Bungalows hinter dem Gebäude.

Nach dem Weggang von Kollege Niels Biewer (wir berichteten), der aus familiären Gründen seinen Dienst quittierte, steht Frauke Gerlach nun allein vor einem umfassenden Aufgabenbereich der Nationalparkwacht.

„Eigentlich ist die zu beaufsichtigende Fläche prädestiniert für zwei Rangerstellen, aber es steht zur Zeit in den Sternen, wann diese wieder besetzt werden kann“, heißt es aus dem Nationalparkamt. Also heißt es für die Norderneyer Rangerin, alle Aufgabenbereiche selbst abzudecken, was ohnehin aufgrund der Insellage und der langen Küstenlinie von erwartet wird. Eine Aufgabenteilung wie in anderen Schutzgebieten ist hier ohnehin nicht praktikabel. Zu diesen Aufgaben gehören:

• Die Gebietskontrolle und Arten- und Biotopschutz. Der Nationalpark ist für viele gefährdete Tier- und Pflanzenarten ein wichtiger Rückzugsraum, in dem sie vor allem eines brauchen: Ruhe. So gilt es für die Rangerin, Zäune zu errichten, um zum Beispiel Nester von Bodenbrütern zu schützen. „Viel Arbeit machten im vergangenen Jahr die zahlreichen Fernseh-Teams, die auf Norderney gedreht haben und die natürlich, ebenso wie andere Inselgäste, die geschützten Bereiche meiden oder unter Umständen auf den Einsatz einer Filmdrohne verzichten müssen“, erklärt die Rangerin.

• Monitoring und Umweltbeobachtung. Naturkundliche Daten sind die Grundlage für die Zustandsbewertung des Schutzgebiets und die entsprechende Forschung. Die Rangerin nimmt hierfür Proben, erfasst Bestandszahlen – zum Beispiel im Rahmen regelmäßiger Vogelzählungen – und dokumentiert Veränderungen im Nationalpark.

• Technische Aufgaben. Zu diesem Bereich gehören Hinweisschilder und generell Maßnahmen zur Besucherlenkung. Alles, damit sich Besucher einerseits im Nationalpark orientieren können, andererseits über die Verhaltensregeln vor Ort Bescheid wissen.

• Öffentlichkeitsarbeit. Generell hat das Nationalparkamt die Rangerinnen und Ranger als „das freundliche Gesicht des Nationalparks“ betitelt. Und so sind sie Ansprechpartner in allen Situationen. Das kann in den Informationseinrichtungen sein oder den Sprechstunden, bei speziellen Terminen oder einfach, wenn man sie in der Natur trifft. Auch sind sie Ansprechpartner für die Medien und geben Auskunft über die Natur des Wattenmeeren und Maßnahmen zu ihrem Schutz.

• Umweltbildung. In Zusammenarbeit mit dem Besucherzentrum, wie oben bereits erwähnt, werden spezielle Führungen, Vorträge oder andere Bildungsveranstaltungen durchgeführt.

Ein Riesenberg von Arbeit also, die die Rangerin Frauke Gerlach zu organisieren hat. „Bei der einen oder anderen geplanten Veranstaltung werde ich in diesem Jahr wahrscheinlich Abstriche machen müssen, aber wir werden es sehen“. Als großes Glück für sie und Norderney empfindet Gerlach die Tatsache, dass es auf der Insel so viele ehrenamtliche Helfer gibt, die sie so gut es eben geht unterstützen. „Zehn sind es an der Zahl und alle helfen bei den unterschiedlichsten Dingen. Die einen zählen Vögel an den Temme-Teichen, andere helfen beim Beringen und dritte schauen auch einmal, ob nach einem Sturm ein Schutzzaun noch steht. Ich bin sehr dankbar, dass wir ein so tolles Team sind und dass man sich aufeinander verlassen kann“, meint die Rangerin.

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen