Nur Schulnote Vier für die Wittmunder Innenstadt
Mit ihrer Kampagne „Wittmund upklütern“ möchten engagierte Bürger und Bürgerinnen die Wittmunder Innenstadt für die Zukunft aufstellen. Dass es auf dem Weg dahin sehr viel zu tun gibt, wurde am Montagabend auf der Bürgerversammlung in der Stadthalle deutlich. Dr. Gerhard Becher vom CIMA Institut für Regionalwirtschaft präsentierte die Ergebnisse einer groß angelegten Umfrage und kommentierte die Ergebnisse mit klaren Worten: „Da ist eine Menge Luft nach oben.“ Von einer attraktiven Innenstadt kann in Wittmund nicht die Rede sein. 739 befragte Einwohner und 723 Touristen beteiligten sich an der Befragung. Die Ergebnisse seien zwar nicht unbedingt repräsentativ, aber „hoch belastbar“, so Becher. So hätten sich von den Einwohnern nur 81 Personen überhaupt zu der Frage was ihnen an Wittmund gefalle, geäußert. Und selbst bei dieser Frage seien viele Reaktionen negativ ausgefallen. „Eigentlich nichts“, sei eine dieser ehrlichen Antworten, die den dringenden Handlungsbedarf deutlich machten.
Die Chancen seien gleichwohl da, appellierte Becher an die handelnden Akteure, die Sache gemeinsam anzupacken. Ihm sei noch zu häufig ein Gegen- statt Miteinander begegnet. Schuldzuweisende Fingerzeige gab es auch in der Bürgerversammlung. So wurde Richtung Stadtverwaltung beklagt, dass groß angekündigte Neubauprojekte wie etwa an der Ecke Drostenstraße/Burgstraße von den Investoren nicht umgesetzt würden. Bürgermeister Rolf Claußen kritisierte im Gegenzug den Landkreis. Dort lägen die Unterlagen zu Genehmigung, doch es ginge einfach nicht voran. Gerhard Becher mahnte: „Die Akteure müssen zusammenwirken und weniger mit den Fingern auf andere zeigen.“
Sowohl die befragten Einwohner als auch die Gäste stellten der Innenstadt ein schlechtes Zeugnis aus. Auf der Zufriedenheitsskala von ein bis zehn landete die City bei 3,4. „Das ist in Schulnoten ausgedrückt eine schwache Vier“, ordnete Becher das Ergebnis ein. Wie Wittmund hätten jedoch auch andere größere wie kleinere Städte Imageprobleme. Veränderte Einkaufsgewohnheiten und viele andere Einflüsse seien dafür verantwortlich.
Zur Bürgerversammlung kamen rund 200 Menschen. Dieses „große Interesse und die rege und konstruktive Diskussion sind sehr positiv zu bewerten“, erklärte Becher auf Nachfrage. Man habe mit großer Ernsthaftigkeit nach vorn geschaut. Der Abend könne den dringend nötigen Schub geben, um die Innenstadt zu beleben.
Darüber hinaus setzen Bürgermeister Claußen und Dr. Becher auf den „Verfügungsfonds“. Ganz unbürokratisch können lokale Initiativen gefördert werden, die geeignet, sind die Innenstadt zu beleben. Ein lokales Gremium entscheidet über die Mittelvergabe. Projekte könne ab Oktober bis zum 30. Juni 2025 gefördert werden, entsprechende Anträge können ab sofort bis Jahresende formlos bei der Stadt gestellt werden. Unbürokratisch, so Claußen, werde nach klar definierten Kriterien entschieden. Insbesondere neue Ideen haben Vorrang vor etablierten Ansätzen. Antragsteller müssen 50 Prozent an Eigenmitteln einbringen, die andere Hälfe kommt aus dem mit insgesamt gut 500000 Euro gefüllten Verfügungsfonds. Bei gemeinnützigen Projekten reichen zehn Prozent, 40 Prozent steuert in diesen Fällen die Stadt bei.