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6. Oktober 2023, 16:34 Uhr

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Ousmane Diallo traut sich Medaille zu

Das Norder Boxtalent startet nächste Woche bei der Deutschen U-22-Meisterschaft und trifft auf hochkarätige Konkurrenten.

Lesedauer: ca. 2min 28sec
Spitzenwerte. Das Norder Boxtalent Ousmane Diallo (rechts) ist bis in die letzte Faser austrainiert. Bei der DM der Altersklasse U 22 hofft er auf eine Medaille. Fotos: Johannes Müller

Spitzenwerte. Das Norder Boxtalent Ousmane Diallo (rechts) ist bis in die letzte Faser austrainiert. Bei der DM der Altersklasse U 22 hofft er auf eine Medaille. Fotos: Johannes Müller © Müller jom

Mit seinem gerade einmal 15 Kämpfen gehört Ousmane Diallo bei der Deutschen U-22-Meisterschaft nächste Woche in Saarbrücken zu den unerfahrensten Teilnehmern in einem elfköpfigen Feld, das einen angesichts der hochkarätigen Besetzung in Angst und Schrecken versetzen könnte. Doch sowohl der Boxer, der im Lager des BC Norden zu den größten Talenten seit langer Zeit gehört, als auch sein Trainer gehen die Aufgabe optimistisch an. „Ich traue Ousmane durchaus eine Medaille zu“, sagt Trainer Michael Bochardt, der mit seinem Schützling gerade zur sogenannten „Unmittelbaren Wettkampfvorbereitung“ im Olympia-Stützpunkt Hannover weilt.

Diallo ordnet seinem Hobby nahezu alles unter. Seit gerade einmal 14 Monaten ist er für den BCN aktiv. Die ersten Gehversuche in Boxhandschuhen unternahm er beim Emder BAC, wo er aber nicht richtig heimisch wurde. Nach einem Sparringslehrgang in Norden stand er wenige Tage später plötzlich vor der Tür der Wildbahnhalle und wollte mittrainieren. „Wir haben ihn aber nicht den Emdern abgeworben, sondern sein Wechsel kam aus eigenem Antrieb“, beeilt sich Bochardt klarzustellen.

Der 22-Jährige hat seine Ausbildung zum Elektriker abgeschlossen und verdient sein Geld seitdem beim Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt in Emden. Diallos Dienst beginnt zwar nicht um 4 Uhr morgens, doch dann klingelt der Wecker im Stadtteil Uphusen. Schließlich läutet Diallo jeden Tag mit einem Lauf über vier bis sechs Kilometer ein. Montags, mittwochs und freitags fährt er nach der Arbeit mit dem Zug nach Norden zum Training. Außerdem feilt er in Emden an Kraft und Kondition, sodass er wöchentlich auf zwölf Einheiten kommt.

Das Resultat ist deutlich erkennbar: Ousmane Diallo, der zwei bis drei Kilogramm „abkochen“ muss, um das Leichtgewichtslimit von 60 kg zu schaffen, ist ein komplett austrainiertes Kraftpaket. Dazu gesellt sich eine enorme Ausdauer, die es ihm ermöglicht, in den drei Runden zu jeweils drei Minuten fast nonstop zu schlagen. „Alle seine Werte sind beeindruckend. Da kommt kaum jemand mit“, weiß Bochardt um die Qualitäten seines Rohdiamanten, dem es in einigen Situationen noch an der nötigen Cleverness fehlt, was aufgrund der geringen Ringerfahrung völlig normal ist.

Elf seiner 15 Duelle hat Diallo, dessen großes Vorbild der ehemalige Profiweltmeister Roy Jones jun. ist, gewonnen. Die knappen Punktniederlagen, von denen zwei höchst umstritten waren, kamen ausschließlich in auswärtigen Ringen gegen deutlich schwere und weitaus erfahrenere Gegner zustande. Deshalb ist dem Norder vor Gegnern wie dem Berliner Anel Rahimic, den Schwerinern Razmik Sargsyan – amtierender Deutscher Meister der Eliteklasse – und Arian Gohar oder dem Baden-Württemberger Olexander Plotonov, die alle schon auf nationaler und internationaler Bühne Erfolge feierten, nicht bange. „Vielleicht haben wir endlich einmal Losglück und treffen nicht gleich auf einen der Top-Favoriten“, hofft Bochardt ein wenig auf die Glücksgöttin, die den Nordern bei den letzten Meisterschaften in schöner Regelmäßigkeit den kalten Rücken gezeigt hat.

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