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3. Mai 2025, 09:00 Uhr

Polizist ist nur knapp dem Tod entronnen

Eine 27-jährige Irin sticht mit dem Messer auf den jungen Beamten ein. Ihre Ausführungen hinterlassen Fragen.

Lesedauer: ca. 2min 56sec
War es Glück oder eine schnelle Reaktion?Jedenfalls ging die Sache gut aus für den Polizisten. Foto: dpa

War es Glück oder eine schnelle Reaktion?Jedenfalls ging die Sache gut aus für den Polizisten. Foto: dpa ©

Ein Polizeibeamter ist am 23. November vergangenen Jahres in Leer durch die Aufmerksamkeit seiner Kollegen, eine in-stinktive Bewegung oder einfach nur mit viel Glück einer schweren Verletzung oder gar dem Tod durch einen Messerstich entkommen. Eine 27-jährige Irin soll die Angreiferin gewesen sein und ist unter anderem wegen versuchten Totschlags vor der Schwurgerichtskammer des Landgerichts Aurich angeklagt.

Die Geschehnisse, die sich um Mitternacht auf einem Tankstellengelände in Leer abgespielt haben, sind eigentlich durch Videoaufnahmen gut dokumentiert. Die kleine, zierliche Angeklagte hat sich auch geäußert und die Messerattacke zugegeben. Allerdings habe sie nie jemanden verletzen oder töten, sondern nur abschrecken und verscheuchen wollen, so ihre Einlassung. Dennoch bleibt das Verhalten der Angeklagten in dieser Nacht außerordentlich rätselhaft.

Es war eigentlich ein Routineeinsatz, den eine Polizistin und ihr Kollege abarbeiten wollten. Sie sollten einen Unfall mit anschließender Flucht aufnehmen, der sich zuvor auf der Autobahn 28 von Oldenburg in Fahrtrichtung Leer ereignet haben soll. Die Aufgabe: Personalien der Beteiligten aufnehmen und den Sachverhalt dokumentieren.

Ein in Dänemark lebender Spanier rief die Polizei an. Er hatte zuvor eine Begegnung mit der Angeklagten auf der Autobahn. Sie soll ihn überholt und beim Wiedereinscheren auf die rechte Spur so geschnitten haben, dass er die Kontrolle verlor und gegen die Leitplanke prallte. Die Angeklagte soll weitergefahren sein. Der Spanier folgte ihr bis zu besagter Tankstelle, an der er aus sicherer Entfernung auf die Polizei wartete.

Die erste Streifenwagenbesatzung klopfte ans Auto der Irin, doch sie öffnete nicht und zeigte auch sonst keine Reaktion. Sie hatte sich in den nicht einsehbaren hinteren Teil ihres Caddys zurückgezogen, der zum Camper umgebaut war. Zwei weitere Kollegen kamen hinzu. Nach rund einer halben Stunde, in der die Polizisten immer wieder in deutscher und englischer Sprache auf sich aufmerksam machten, wurde nach Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft beschlossen, die Seitenscheibe des Autos einzuschlagen.

Diese Aufgabe übernahm ein 26-jähriger Beamter mit seiner Taschenlampe. Erst beim dritten Versuch zersprang die Scheibe. Als er noch einige Scherben aus dem Rahmen entfernen wollte, öffnete die Angeklagte den Vorhang zur Fahrerkabine und stach mit einem verbotenen Springmesser zu. „Hier sieht man es. Eins, zwei, dreimal“, kommentierte Richter Malte Sanders die Videoaufnahme. Eine Kollegin des Polizisten hatte das Messer gesehen und laut auf die Gefahr aufmerksam gemacht. Ihr Kollege wich instinktiv nach hinten aus. Das Messer verfehlte sein Gesicht nur ganz knapp. „Als wir die Sicherheit wiederhergestellt hatten, musste ich erst mal durchatmen“, berichtete der Beamte von seiner damaligen Gefühlslage. „Es hat einige Zeit gedauert, bis ich realisiert habe, wie knapp es war.“ Ihm sei am Tag vor seiner Zeugenaussage wieder ganz mulmig geworden.

Die Polizisten zogen aufgrund des Angriffs ihre Waffen. „Sie wirkte ein bisschen verwirrt und verhielt sich untypisch. Sie schaute in den Lauf meiner Waffe. Es hat ein bisschen gedauert, bis eine Reaktion kam“, erzählte der Polizist. Er brachte sie durch seine Ansprache dazu, das Messer fallenzulassen und das Auto zu verlassen. Die 27-Jährige ließ sich widerstandslos festnehmen. Noch auf der Wache schien sie nicht zu verstehen, was geschehen war. Sie hatte nach eigenen Angaben am Tag zuvor Marihuana konsumiert.

Die Angeklagte sagte, sie habe sich von dem anderen Autofahrer verfolgt gefühlt und Angst gehabt. Von einem Unfall habe sie nichts mitbekommen. Auch dass es die Polizei war, die an ihr Auto klopfte, habe sie nicht gewusst, sondern gedacht, dass jemand in ihr Auto einbrechen wolle. Deshalb habe sie das Springmesser benutzt.

„Wenn Sie solche Angst hatten, warum haben Sie dann nicht die Polizei angerufen oder sind in die Tankstelle gegangen?“, fragte Richter Sanders nach. Fragen, auf die die Angeklagte keine rechte Antwort hatte.

Der Prozess wird fortgesetzt.

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