Mit dem Auftaktspiel zur Europameisterschaft stößt der Deutsche Handball-Bund (DHB) Mittwochabend in neue Dimensionen vor. Vor der Weltrekord-Kulisse von mehr als 50 000 Zuschauern hofft die von Alfred Gislason trainierte DHB-Auswahl in Düsseldorf gegen die Schweiz auf einen erfolgreichen Start und eine Initialzündung, um ein erfolgreiches Turnier zu spielen. Das Fußballstadion, in dem normalerweise Zweitligist Fortuna seine Heimspiele austrägt, ist dafür eigens in einen Handball-Tempel umgebaut worden. Während mehrere Millionen Zuschauer der deutschen Mannschaft vor dem heimischen Bildschirm die Daumen drücken – das ZDF überträgt ab 20.15 Uhr –, ist Tido Poppinga live dabei. „So ein Ereignis lasse ich mir doch nicht entgehen“, betont der Kapitän des Landesligisten TuRa Marienhafe, der nicht allein auf Tour geht. Seine Verlobte Merle Schneider, die sechs Monate alte Tochter sowie die angehenden Schwiegereltern sind ebenfalls dabei.

Gestern Abend durfte Poppinga, der TuRa-Handballsparte leitet, beim ersten Training nach der Weihnachtspause natürlich nicht fehlen. Heute geht es mit der Familie in die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt, wo rund 400 Handwerker seit Tagen fleißig gearbeitet haben, um das Stadion umzubauen und fit für den EM-Auftakt zu machen. Da das Spielfeld beim Handball deutlich kleiner ist als beim Fußball, konnten im Innenraum 9000 zusätzliche Sitzplätze installiert werden. Außerdem galt es, die Vorbereitungen für die imposante Eröffnungsshow zu treffen.

Was ist von der deutschen Mannschaft zu erwarten? Wie kommen die Spieler mit den ungewohnten Bedingungen zurecht? Vor 50 000 Besuchern hat noch niemand gespielt. Mit Marian Michalczik, Paul Drux, Fabian Wiede und zuletzt Patrick Groetzki fallen gleich vier Stützen verletzt aus. Hendrik Pekeler erklärte nach einer Pause seinen endgültigen Rücktritt aus der Nationalmannschaft. Dafür zog Gislason mit Renars Uscins, Nils Lichtlein, Justus Fischer und Torwart David Späth vier Talente aus der U 21 hoch, die sich im vergangenen Jahr mit begeisternden Leistungen den Weltmeistertitel holte.

Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin wird Tido Poppinga heute wie schon bei der EM 2022 in der Slowakei und der Weltmeisterschaft 2023 in Polen und Schweden auf der Tribüne sitzen und die Daumen drücken. Merle Schneiders Eltern kümmern sich derweil im Hotel um die Enkeltochter. Der 32-Jährige traut der DHB-Auswahl einiges zu. „Gegen die Schweiz und danach gegen Nordmazedonien müssen Siege her. Zum Ausklang der Vorrunde sind wir gegen Frankreich Außenseiter.“ 2007 holte Deutschland bei der WM im eigenen Land überraschend den Titel, doch von einem ähnlichen Coup bei der Europameisterschaft, wo es keine „Laufkundschaft“ gibt, wagt der TuRa-Leistungsträger nicht zu träumen. „Aber das Halbfinale und vielleicht eine Medaille könnten machbar sein.“