Rehkitze vor dem Mähtod bewahren
Mit Drohnen unterstützt Kitzrettung Norden-Leybucht die Landwirte auf Wiesen und Feldern.
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Enno Schmidt hilft aus Leidenschaft Landwirten bei der Suche nach Rehkitzen in Feldern. Fotos: Tim Fetting ©
Norden Der Frühling ist da und die Natur wächst, sprießt und gedeiht. Es ist Brut- und Setzzeit der Wildtiere. Die ersten frühgeborenen Rehkitze wurden bereits gesichtet und auch in der Vogelwelt sind die ersten Altvögel dabei, ihren Nachwuchs zu versorgen.
Es dauert nicht mehr lange und es steht die erste Frühjahrsmahd an, der erste Schnitt auf den Feldern, um die wichtige Futterversorgung für Kühe, Schafe und andere Nutztiere zu sichern. Carl Noosten vom Landwirtschaftlichen Hauptverein für Ostfriesland geht davon aus, dass die Frühjahrsmahd in der ersten Maiwoche beginnen wird, sofern das Wetter stabil bleibt. Die erste Mahd sei eine enorm wichtige für die Landwirte, da sie durch diese eine sehr hohe Futterqualität für ihre Tiere gewährleisten können. Die Landwirte sind in der Verantwortung, ihre Felder vor dem ersten Schnitt auf brütende Vögel und Rehkitze zu kontrollieren.
Damit die Suche auch erfolgreich ablaufen kann, benötigen die Landwirte Unterstützung. Seit vielen Jahren arbeitet der Verein Kitzrettung Norden-Leybucht deshalb mit den jeweiligen Jagdpächtern zusammen. Diese müssen frühzeitig vor dem Mähen informiert werden, um die Fläche dann abzusuchen. Im letzten Jahr konnten die Tierschützer mit Drohnen rund 400 Hektar abfliegen. „So konnten wir 50 Rehkitze, mehrere Gelege und auch Junghasen in Sicherheit bringen“, sagt Tim Fetting, zweiter Vorsitzender der Kitzrettung Norden-Leybucht. Ohne die Luftunterstützung sei es deutlich schwieriger, die Tiere im hohen Gras zu finden. Denn auch die Helfer zu Fuß benötigen oft mehrere Anläufe, das durch eine Drohne gefundene Rehkitz auszumachen.

Kitze sind im hohen Gras gut versteckt. ©
Carl Noosten betont, dass in Flächen mit bekanntem Wildvorkommen eine Verringerung der Geschwindigkeit bei den Mäharbeiten und eine besondere Aufmerksamkeit notwendig sei. Empfehlungen für die Mäharbeiten sind von innen nach außen zu mähen, um den Tieren die Möglichkeit zu geben, die Fläche durch das hohe Gras nach außen zu verlassen. Denn die Tiere versuchen oft, selbst wegzukommen, aber ihr Fluchtreflex, ausgelöst durch das Mähen, treibt sie immer wieder zurück ins Feld. Als äußerst effektiv haben sich auch Knistertüten oder Flatterband in der Fläche erwiesen, weiß Tim Fetting. „Wir werden es zum jetzigen Zeitpunkt nicht schaffen, alles mit unseren Drohnen abzufliegen“, so Fetting, „aber gerade in den Flächen, die prädestiniert sind, können sich die Jagdpächter an uns wenden.“ Oft wollen viele Landwirte gleichzeitig ihren Schnitt von den Feldern holen. „Wir gehen davon aus, dass es Anfang Mai wieder losgeht“, so Fetting. Dann wird mit nur wenig Vorlaufzeit ein zuständiger Jagdpächter informiert. Für die Kitzrettung bedeutet die ehrenamtliche Arbeit oft, schon um 4 Uhr morgens auf den Feldern zu stehen und nach den gefährdeten Jungtieren zu suchen.
Im Verein Kitzrettung Norden-Leybucht sind mehrere Drohnenpiloten. Darüber hinaus verfügt der Verein Fetting zufolge über modernste Technik, um schnell und effizient Grünlandflächen abscannen zu können. Das alles wird ehrenamtlich von Jägern organisiert und durchgeführt. Finanziert wird der Verein durch Spenden. Als Jäger wird Fetting mit seinen Kollegen weiterhin Flächen mit den ausgebildeten Hunden absuchen oder auch akustische Wildretter einsetzten. „Es ist unser aller Anliegen Tierleid zu vermeiden“, sind sich Carl Noosten und Tim Fetting einig. „Die letzten Jahre haben gezeigt, dass wir als Landwirte und Jäger ein effizientes Team sind, gut zusammenarbeiten und somit Leben retten.“