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7. Oktober 2023, 10:00 Uhr

Reyhaneh Jabbar: Als Opfer zum Tode verurteilt

Amnesty International Aurich zeigt preisgekrönten Film „Sieben Winter in Teheran

Lesedauer: ca. 2min 13sec
Reyhaneh Jabbari vor einem iranischen Gericht: 2007 wird die damals 19-Jährige Opfer einer versuchten Vergewaltigung. In Notwehr ersticht sie ihren Angreifer, einen ehemaligen Mitarbeiter des iranischen Geheimdienstes. Die iranische Justiz behandelt sie aber nicht als Opfer, sondern als Täterin. Bis kurz vor ihrem Prozess ohne Zugang zu einem Anwalt, wird sie 2009 wegen vorsätzlichen Mordes zum Tode verurteilt.Foto: MIG

Reyhaneh Jabbari vor einem iranischen Gericht: 2007 wird die damals 19-Jährige Opfer einer versuchten Vergewaltigung. In Notwehr ersticht sie ihren Angreifer, einen ehemaligen Mitarbeiter des iranischen Geheimdienstes. Die iranische Justiz behandelt sie aber nicht als Opfer, sondern als Täterin. Bis kurz vor ihrem Prozess ohne Zugang zu einem Anwalt, wird sie 2009 wegen vorsätzlichen Mordes zum Tode verurteilt.Foto: MIG ©

Aurich Im Oktober 2014 wurde die damals 26-jährige Iranerin Reyhaneh Jabbari nach sieben Jahren Haft in Teheran hingerichtet, nachdem ein äußerst unfairer Gerichtsprozess stattgefunden hatte. Das Gericht verurteilte sie wegen vorsätzlichen Mordes, obwohl sie 2007, im Alter von 19 Jahren, in Notwehr ihren Angreifer, einen ehemaligen Mitarbeiter des iranischen Geheimdienstes, erstochen hatte, nachdem sie von ihm vergewaltigt worden war. Die iranische Justiz betrachtete sie jedoch von Anfang an nicht als Opfer, sondern als Täterin.

Die tragische Geschichte von Reyhaneh Jabbari wird nun im preisgekrönten Dokumentarfilm „Sieben Winter in Teheran“ von Regisseurin Steffi Niederzoll erzählt. Der Film, der mit dem „Friedenspreis des deutschen Films – Die Brücke“ ausgezeichnet wurde, wird am 10. Oktober im Kino Aurich gezeigt, dem Internationalen Tag gegen die Todesstrafe. Nach der Vorführung findet eine Diskussionsrunde mit Steffi Niederzoll und Shole Pakravan, der Mutter von Reyhaneh Jabbari, über den Film, die Situation der Frauen und die Menschenrechtslage im Iran statt.

Mit diesem eindringlichen Plädoyer gegen die Todesstrafe und das unmenschliche System erfüllt Regisseurin Steffi Niederzoll das Vermächtnis von Reyhaneh Jabbari. Die zum Tode Verurteilte hatte gesagt: „Ich will allen meine Geschichte erzählen. Die Menschen sollen sie hören und sich ein eigenes Urteil bilden.“ Während ihrer sieben Jahre im Gefängnis wurde sie zu einer Aktivistin für Frauenrechte und die vielen politisch Inhaftierten im Iran, und ihre Mutter Shole Pakravan setzt sich bis heute vor allem gegen die Todesstrafe im Iran ein.

Die dringende Notwendigkeit dieses Engagements wird angesichts der aktuellen Lage deutlich. Im Iran werden, nach China, mehr Todesurteile vollstreckt als in jedem anderen Land. Dies hat sich insbesondere verschärft, seit das iranische Regime hart gegen friedliche Demonstrantinnen und Demonstranten vorgeht, die gegen die Regierungspolitik und die Verletzung grundlegender Menschenrechte protestieren. Im Jahr 2022 wurden bereits 576 Hinrichtungen gemeldet, ein Anstieg um 83 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Allein in den ersten fünf Monaten dieses Jahres wurden mindestens 282 Menschen im Iran exekutiert. Carsten Tessmer, Sprecher der Auricher ai-Gruppe, berichtet: „Im Mai wurden jeden Tag im Durchschnitt drei Menschen im Iran hingerichtet.“ Die meisten dieser Exekutionen erfolgen nach inadäquaten Gerichtsverfahren vor sogenannten Revolutionsgerichten, die den internationalen Standards für faire und rechtsstaatliche Prozesse nicht entsprechen. Angeklagten wird oft der Zugang zu einem Rechtsbeistand verweigert, und Geständnisse werden durch Folter erzwungen.

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