Rixte Sanders. Eine Frau für alle Schnittstellen

Norden Neulich hat Rixte Sanders ihre Berufsbezeichnung mal gegoogelt. Und doch gestaunt, was sich unter dem Begriff „Koordinatorin“ so alles findet im Netz. Dabei weiß sie doch, was es heißt, zu planen, zu organisieren, zu netzwerken, zu delegieren, zu entscheiden, zu kontrollieren, sich zu kümmern – kurz: zu managen. Genau das nämlich tut die Verantwortliche im Ambulanten Hospizdienst Norden, unterstützt von Sonja Einnolf und ab dem 1. Juni selbst sogar mit einer vollen Stelle.
Es ist das Jahr des Silberjubiläums dieses Vereins – und für Rixte Sanders eben auch Anlass, einmal genauer zu reflektieren, was ihr Beruf so alles ausmacht. Natürlich hat sie gewusst, was sie bisher geleistet hat, was alles anliegt, schließlich ist sie seit 2009 in und mit diesem Team unterwegs. Aber es noch einmal von quasi unabhängiger Seite zu lesen, hat ihr noch einmal bewusst gemacht, wie breit gefächert der Beruf einer Koordinatorin ist. Sie selbst ist Krankenschwester, hat Zusatzausbildungen in den verschiedensten Bereichen von Palliative Care, also der Versorgung und Begleitung Schwerstkranker und Sterbender, bis zur algesiologischen Fachassistenz (Schmerztherapie). Sie ist Trauerbegleiterin und, das erfordert schon ihre Stellung als Verantwortliche beim Hospizdienst, immer wieder unterwegs in Sachen Fort- und Weiterbildung.
In Norden leitet sie ein Team von 55 Ehrenamtlichen, das Schwerstkranke betreut. Im Hospizbereich ist eines quasi Voraussetzung für verantwortliches Tun einer Koordinatorin: eine gute Menschenkenntnis zu haben, Fingerspitzengefühl, Empathie, dazu viel Grundlagenwissen. Ehrenamtliche tauchen in Familiengeschichten ein, werden zu Vertrauten der Haushalte, zu wichtigen Stützen in einem alles andere als normalen Alltag.
Wer Hilfe braucht, in wessen Zuhause das Lebensende sichtbar wird, kann sich (kostenfrei!) an den Ambulanten Hospizdienst wenden – an Rixte Sanders, an Sonja Einnolf in Norden An der Welle. Das ist die Kontaktadresse. „Am Anfang steht dann ein intensiver Austausch“, erklärt Rixte Sanders diese Art Anamnese der besonderen, nämlich der sehr persönlichen und individuellen Art. Was brauchen die Hilfesuchenden? Was tut ihnen gut, wie kann man die Betroffenen, die Angehörigen, das Umfeld entlasten, wie bestmöglich unterstützen, wie ermöglichen, dass der oft größte Wunsch: so lange wie irgend möglich zu Hause zu bleiben, in Erfüllung gehen kann?
Das alles ist nicht mehr als ein erster Schritt. Wer von den 55 Ehrenamtlichen könnte infrage kommen? Wer geht in Haushalt A, wer in Haushalt B? Es braucht das feine Gespür, wer zu wem passen könnte. Und dann heißt es hier wie an vielen anderen Stellen: koordinieren.
Aber wie geht es den Ehrenamtlichen in ihren Begleitungen, wie geht es den zu begleitenden Personen? Eine Koordinatorin steht an allen Schnittstellen, sie reguliert, kümmert sich, dass alle mit der jeweiligen Situation gut umgehen können.
Für Begleitete wie für alle Ehrenamtliche ist Rixte Sanders so etwas wie die erste Adresse. Die An der Welle regelmäßig die Ehrenamtlichen schult, den Austausch untereinander fördert – denn wer sich engagiere, ist ihre Erfahrung, bringe eigene Kompetenzen ein, von denen alle rundum profitieren könnten. Supervision und Netzwerkarbeit in die verschiedensten Richtungen, Büroalltag, zu dem nicht nur die Dokumentation gehört, Jahresterminplanung, Themen ausarbeiten und anbieten, Fachleute einladen, Öffentlichkeitsarbeit, Spendenakquise betreiben – wenn Rixte Sanders anfängt aufzuzählen, was alles zu ihrem Arbeitsbereich gehört, fällt Stichwort um Stichwort. Da sein, so wie es der Verein seit nunmehr 25 Jahren ist, das ist das, was hier zählt.
30 Begleitungen gebe es derzeit, berichtet die Koordinatorin von vielen Einsätzen „ihrer“ Ehrenamtlichen. Anders als beispielsweise im Stationären Hospiz können das durchaus lange Betreuungen sein. „Das ist dann nicht nur Vorlesen oder am Bett sitzen.“ Dann gebe es – gerade bei jüngeren Betroffenen – auch ganz andere Wünsche, zum Beispiel mal gemeinsam in die Kneipe zu gehen. Entsprechend wünscht sich Rixte Sanders gern auch Jüngere, die sich zutrauen, schwer erkrankte Menschen zu begleiten, gern auch mehr Männer. Derzeit seien neun aktiv im Team.
Wer die Arbeit des Ambulanten Hospizdienstes näher kennenlernen möchte – eine gute Gelegenheit dazu gibt es im Rahmen eines Öffentlichkeitstages am 24. August in den Räumen der Norder Kreisvolkshochschule.