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22. August 2023, 06:30 Uhr

Rosenstraat 13 präsentiert neues Theaterstück in Marienhafe

90 Zuschauer waren schon bei der Premiere dabei. Das erwartet Besucher der Aufführungen am kommenden Wochenende

Rosenstraat 13 präsentiert neues Theaterstück in Marienhafe

Lesedauer: ca. 4min 08sec

Marienhafe Gegen 23.30 Uhr erhoben sich die rund 90 Zuschauer bei der Premiere von „Currywurst un Pommes“ von ihren Sitzen, um mit anhaltendem Applaus für einen langen und sehr unterhaltsamen Theater-Abend unter freiem Himmel bei bestem Wetter zu danken.

Über 30 Darsteller von neun ostfriesischen Bühnen hatten das Stück von Frank Pinkus und Nick Walsh in der niederdeutschen Übersetzung von Hanspeter Riech auf die Bretter der 2021 geschaffenen Freilicht-Bühne der Theaterwerkstatt Rosenstraat 13 gebracht – kein Theaterstück im üblichen Sinne, sondern satirische Momentaufnahmen. In rasanter Szenenfolge, unterbrochen durch eine halbstündige Pause, werden 65 Figuren in 40 Szenen gezeigt, die sich vor dem Kiosk von Penny an einer Autobahn-Raststätte abspielen – eine große Herausforderung für Erich Redinius und Jann Aden, die gemeinsam Regie führten.

Wie Redinius bei der Begrüßung informierte, war die Gemeinschaftsinszenierung ostfriesischer Bühnen auf Initiative von Jann Aden zustande gekommen, weil die leidenschaftlichen Laien-Darsteller nach der erfolgreichen Aufführung von „Melanie Schulte“ in Emden Lust auf weitere gemeinsame Projekte hatten. Und da bot sich die Freilichtbühne bei der Theaterwerkstatt von Rosenstraat 13 in Marienhafe als Schauplatz der Wirkungsstätte von Penelope Meyer an, wie Penny in Wirklichkeit heißt. Für Redinius, der den Verein vor 13 Jahren gegründet hatte, ist es zugleich ein Rückblick: Er hatte das Stück schon einmal im Rahmen der Freesenspölers Brookmerland inszeniert.

Die Bühnenbauer Jann Aden, Matthias Dziergwa, Benjamin Oldewurtel und Manfred ter Hark hatten hervorragende Arbeit geleistet und auf der Bühne einen Kiosk mit Außenbereich geschaffen, in dem fünf Abende lang das Leben pulsiert. Dass die Vereinsvorsitzende Anika Camp nicht mitspielt und in der letzten Zeit öffentlich nicht in Erscheinung trat, hat einen wunderbaren Grund, wie Redinius verriet: Sie ist im Juli Mutter geworden. Bei der Premiere war sie mitsamt Töchterchen Jantje dabei, die sozusagen mit dem Theater aufwächst.

Insgesamt 90 Zuschauer waren bei der Premiere von „Currywurst un Pommes“ dabei.

Insgesamt 90 Zuschauer waren bei der Premiere von „Currywurst un Pommes“ dabei. © ert

Bei „Currywurst un Pommes“ stehen viele alte Hasen auf der Bühne, aber manche schnuppern auch zum ersten Mal Theaterluft wie Janine Metzinger und Matthias Dziergwa. Die kurzen Szenen sind zudem eine Herausforderung, denn die einzelnen Charaktere müssen ohne Umschweife auf den Punkt gebracht werden. Die Einzige, die in dem Stück permanent auf der Bühne steht, ist Ilona Göken-Grosse von der Loquarder Spööldeel. Sie verkörpert sehr überzeugend die resolute und herzensgute Penny, die seit 30 Jahren Currywurst, Pommes und Frikadellen in ihrem Kiosk mit dem Namen Hansibar an der Autobahn serviert und dabei mit den unterschiedlichsten Typen und Herausforderungen fertig werden muss. Zu ihren Stammgästen gehört der obdachlose Herbert (Gerhard Ideus), der mal im Park, mal unter der Brücke schläft und stets eine Aktentasche mit sich herumträgt. Zwischendurch erhält sie einen Anruf: Ob sie Herbert wirklich kennt? Tatsächlich hütet er ein Geheimnis, das erst am Ende des langen Theaterabends gelüftet wird.

Auch die Bauarbeiter Giorgio (Hans-Carl Schurig) und Georg (Peter Spetzke) kommen immer wieder, um sich ein Pils zu genehmigen. Ihre Baustelle gibt es seit zwei Jahren, weil sie ständig alles wieder aufbuddeln und neue Leitungen verlegen müssen. Viele Kunden aber legen bei Penny nur eine kurze Rast während einer langen Fahrt ein. Drei Lehrerinnen (Fam Pannen, Iris Kreps und Janine Metzinger) zum Beispiel wollen gemeinsam in die Toskana reisen, ganz ohne Männer, um dort bei Trommel- und Malseminaren zu sich zu finden.

Drei Wochen später treffen sie wieder bei Penny ein – aber nicht zusammen, und auch die sächsische Familie erreicht ihr Ziel mit dem Trabi nicht wie geplant, weil die Mutter (Gabriele Jochens) Probleme mit dem Kartenlesen hat. Sie landen öfter bei Pennys Imbiss, als ihnen lieb ist. Es wird nicht nur herrlich gesächselt, auch Holländer und Dänen kehren bei Penny ein und geraten fast in handfesten Streit: Der dänische Vater (Jann Aden) vermisst seine Videokamera, mit der er alle Lebensregungen seiner Familie festhält und findet sie schließlich bei den Niederländern wieder.

Jann Aden verkörpert allein sieben Rollen, obwohl er ursprünglich nur eine einzige übernehmen wollte: Unter anderem ist er ein Lastwagenfahrer, Manager und Vater einer Familie, die in Urlaub fahren und Opa Adolf (Werner Telschow) ins Seniorenheim abschieben will. Dass Opa gleich am ersten Tag ausgebüxt ist, erfahren sie erst bei der Rückfahrt, denn während ihres Urlaubs haben sie nicht einmal im Heim angerufen. Weiter verkörpert Aden den einzigen Vertreter einer feinen Gesellschaft, der im Imbiss etwas zu sich nimmt. Während er seinen Kaffee trinkt, unterhalten sich die anderen über den bevorstehenden Opernabend und outen sich dabei als totale Kulturbanausen. Zusammen mit Lydia Schwitters liefert Jann Aden zudem Szenen einer streitbaren Ehe. Schließlich muss er feststellen, dass seine Frau ohne ihn weitergefahren ist und verzweifelt, denn auch sein Portemonnaie ist im Auto.

Das spielt sich unmittelbar vor der 30-minütigen Pause ab, in der die Zuschauer, die der Appetit auf Currywurst und Pommes gepackt hat, vom Imbisswagen des Hotels Zur Waage versorgt werden. Fam Pannen (Gesang) und Jan Reinert (Gitarre) sorgen derweil für die musikalische Unterhaltung.

Nach der Pause sind in Pennys Hansibar drei Wochen vergangen, und es gibt ein Wiedersehen mit den Imbiss-Besuchern, die nun auf der Rückreise sind – unter anderem mit den drei Nonnen Laetitia (Ursula Braune), Ignatia (Gesa Dirks) und Horatia (Gabriele Jochens), die anfangs noch bei einem Selters von einem Papst-Besuch schwärmten. Nun sind sie genauso verzückt – von Marius Müller-Westernhagen, den sie bei einem Open-Air-Konzert erlebt haben. Laetitia und Ignatia kommen gerade rechtzeitig, um einen Mord zu verhindern, greifen zur Bierflasche und stimmen zur Freude der Theaterzuschauer das Lied „Freiheit“ an. Damit klingt ein gelungener Theaterabend aus, der allen viel Spaß gemacht hat.

Am 25., 26. und 27. August gibt es noch einmal „Currywurst un Pommes“ am Grünen Weg 31; die ersten beiden Aufführungen beginnen um 20, das Finale um 18 Uhr. Karten können telefonisch unter 04934/499975 bestellt werden oder per WhatsApp unter 0152 24412263. Es gibt für alle Vorstellungen noch Karten, weil die Platzzahl aufgrund der hohen Nachfrage um 20 Stühle erweitert wurde.

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