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3. Januar 2024, 09:24 Uhr

Ein altes Messingschild findet nach Jahrzehnten seinen Weg zurück nach Hause

Eins schmückte es das Rettungsboot „Fürste Bismarck“. Dann verließ es Norderney auf ungeklärte Weise, tauchte auf einem Flohmarkt auf, wurde von einem Sammler gekauft - und jetzt zurückgegeben.

Lesedauer: ca. 2min 24sec
Messingschild

Rueckkehr eines 130 Jahre alten Spendenschildes in den historischen Rettungsschuppen der Seenotretter auf Norderney am 29. Dezember 2023: Frank Kahl, ehrenamtlicher Mitarbeiter, und Eilt Wessels, Mitglied des beschlussfassenden Gremiums der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbruechiger (DGzRS) © DGzRS

Norderney Aufgrund einer großzügigen Spende aus Düsseldorf an die Seenotretter auf Norderney kehrte ein besonderes Zeugnis der Inselgeschichte nach 130 Jahren an seinen Bestimmungsort zurück. Im historischen Rettungsschuppen der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) am Weststrand befindet sich nun wieder ein massives Messingschild, das an das 1893 dort stationierte erste Ruderrettungsboot mit Namen „Fürst Bismarck“ erinnert.
Die 5,6 Kilogramm schwere, 33 mal 42 Zentimeter große Tafel berichtet, dass der Düsseldorfer Stammtisch „Zum Fürsten Bismarck“ das Boot 1893 für die DGzRS-Station Norderney-West finanziert hat. „Solche Schilder wurden damals angefertigt, um auf den Stationen von den Stiftern zu künden. Ein ganz ähnliches Schild hängt zum Beispiel im Rettungsschuppen Horumersiel“, weiß Frank Kahl, ehrenamtlicher Mitarbeiter der Seenotretter auf Norderney.

Für ihn ist die Rückkehr des Norderneyer Schildes – wann und wie es die Insel verlassen hat, nicht mehr zu rekonstruieren – ein großer Glücksfall. Zu verdanken ist sie Karl Seelig aus Neuss. „Die Tafel gehört nach Norderney“, sagt der 89-Jährige. Der schon immer maritim interessierte Zigarren- und Tabakkaufmann hatte sie auf einem Flohmarkt erworben – zwar noch lesbar, aber mit dicken Schichten silberner und schwarzer Farbe überzogen.

Das sollte sich vor der Rückkehr nach Norderney ändern. Dabei halfen die Fachleute der DGzRS-eigenen Werfthalle in Bremen. Sie stellten Kontakt her zum Metallveredelungsunternehmen Fais aus Vaihingen an der Enz. Es übernahm die chemische Entlackung und Aufarbeitung – kostenfrei für die DGzRS. „Was die Seenotretter auf Nord- und Ostsee leisten, ist eine wirklich gute Sache. Das unterstützen wir sehr gern“, sagt Galvanomeister Alexander Fais.

Für die DGzRS hat das Messingschild nicht nur aufgrund seiner heutigen Seltenheit besonderen Wert, sondern auch aufgrund der Spendengeschichte: Rund 40 Kaufleute und Industrielle um August Bagel und Fritz Henkel sowie Künstler um Max Volkhart und Heinrich Deiters gründeten 1881 in einer Düsseldorfer Gastwirtschaft den liberaldemokratischen, überparteilichen Stammtisch „Zum Fürsten Bismarck“. Er betätigte sich gesellschaftlich und gemeinnützig. 1893 stellte der Maler Max Volkhart dafür eines seiner Werke zur Verfügung. Der Stammtisch beschloss, den Erlös von 2850 Mark den Seenotrettern zu spenden.

Die DGzRS ließ damit ein neues Ruderrettungsboot für die Station Norderney-West bauen. Es wurde zum Dank „Fürst Bismarck“ getauft. Der noch heute dort erhaltene Nachfolger hatte 1913 seinen bei einem Einsatz schwer beschädigten Vorgänger ersetzt. Die 1893 erbaute „Fürst Bismarck“ war nicht die erste Rettungseinheit der DGzRS, die von Düsseldorfern finanziert wurde. Bereits 1891 erhielt die Ostseestation Pillau das Ruderrettungsboot Düsseldorf.

Im Rahmen der Übergabe präsentierten sich die Seenotretter der DGzRS auf Norderney mit einer Vorführung am Weststrand. Die Norderneyer Rettungskreuzer „Eugen“ gab vor vielen Schaulustigen über den Jahreswechsel mehr als nur ein eindrucksvolles Beispiel ihres Könnens im Einsatz.

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