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11. Januar 2024, 07:00 Uhr

Sachliche Diskussion, aber kaum Beteiligung von Betroffenen der Krummhörner Schuldebatte

Weil die Kritiker fehlen? Podiumsdiskussion um die Zukunft der Bildungslandschaft verläuft emotionsarm

Lesedauer: ca. 3min 25sec
Gut besucht, aber wenig Beteiligung der Betroffenen der Schuldiskussion. Foto: Nicole Frischlich

Gut besucht, aber wenig Beteiligung der Betroffenen der Schuldiskussion. Foto: Nicole Frischlich ©

Zwar war die erste Podiumsdiskussion zur Zukunft der Bildungslandschaft in der Gemeinde Krummhörn durchaus gut besucht. Bei den Teilnehmern zeigte sich allerdings eine auffällig geringe emotionale Beteiligung, stattdessen dominierte die sachliche Auseinandersetzung. Rund drei Viertel der Zuschauerplätze waren besetzt, und es fiel auf, dass die Mehrheit der Anwesenden eher älteren Semesters war. Besonders bemerkenswert: die geringe Präsenz jüngerer Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die sich verstärkt für Themen rund um Kita und Schule interessieren.

An der ersten Diskussion vor dem bevorstehenden Bürgerentscheid am 28. Januar beteiligten sich die Bürgermeisterin der Krummhörn, Hilke Looden (parteilos), Johannes Booken und Jutta Lerche-Schaudinn von der Bürgerinitiative zum Erhalt der Grundschule Jennelt, Siek Postma (Pastor der evangelisch-reformierten Kirche Jennelt als Träger der Kitas Visquard, Eilsum und Jennelt), Alke Eden (Vertreterin des Kitaverbands Emden-Leer-Rhauderfehn und der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde für die Kita Woquard) sowie Wolf Krämer-Mandau von der Gutachterfirma Biregio. Weder der Vertreter der Grundschulen in der Krummhörn war erschienen noch hatte das Landesamt für Schule und Bildung einen Vertreter entsandt. Letzteres begründete seine Absage mit Sorgen um eine möglicherweise fehlende Sachlichkeit in der Podiumsdiskussion, so Looden.

Die Bürgermeisterin bedauerte in diesem Zusammenhang die Absage der Initiatoren des Bürgerentscheides, Melanie Ramijn und Stefanie Doolmann. Looden las die an sie gerichtete E-Mail der beiden Initiatoren vor. Looden bemerkte, dass für die Durchführung des Bürgerentscheides bereits Kosten in Höhe von etwa 25000 Euro entstanden seien.

Der Vertreter der Gutachterfirma Biregio, Wolf Krämer-Mandau, unterstrich in der Diskussion, dass die Schulsituation so nicht weitergehen könne und Schließungen unausweichlich seien. Das sei aufgrund der zu geringen Schülerzahlen in der Flächengemeinde bekannt. Schon 2014 hätte hier Handlungsbedarf in der kommunalen Politik bestanden, aber der Gemeinderat hat keine Entscheidung treffen wollen oder können und sich vielmehr in Streitigkeiten verzettelt. „Deshalb bedarf es einer klaren Entscheidung. Jede Entscheidung ist nur noch ein Fortschritt, unabhängig davon, ob es Variante eins oder zwei werden wird“, so Krämer-Mandau.

Hilke Looden gewährte einen Einblick in die herausfordernde Situation der Kindertagesstätten im Krummhörner Gebiet. Sie betonte, dass es an Betreuungsplätzen für Kinder unter drei Jahren mangele, Platzprobleme bestünden und Personalmangel ein weiteres zentrales Anliegen sei. Des Weiteren teilte Looden mit, dass die amtierende Schulleiterin der Grundschule Greetsiel, Ivonne Behnke, zum Ende des Schulhalbjahres nach Norden wechsle. Dann werde die Grundschule Greetsiel vorerst unter kommissarischer Leitung fortgeführt.

Pastor Siek Postma betonte die Dringlichkeit von Veränderungen im Kitabereich. Während einige Einrichtungen aus den 90erjahren stammten, seien andere seit 30 Jahren in alten Schulgebäuden untergebracht. Es benötige dringend Plätze für mehr Ganztagsbetreuung und ein Betreuungsangebot für unter Dreijährige. Schon jetzt fehle es an Plätzen, Anfragen von jungen Familien können nicht bedient werden.

Monika Grensemann, eine Teilnehmerin der Diskussion und Leiterin der integrativen Kita in Jennelt, betonte nachdrücklich: „Ich leite seit vielen Jahren die integrative Kita in Jennelt und sehe täglich, dass es an Plätzen mangelt.“ Grensemann appelliert daher mit Nachdruck: „Handelt rasch! Es besteht ein dringender Bedarf an Krippenplätzen, und es ist an der Zeit, das altersübergreifende Konzept schnellstmöglich zu überdenken.“

Die Lage der Kindertagesstätte in Woquard ist jedoch stabil. Die Vertreterin Alke Eden betonte, dass die Einrichtung derzeit durch Bestandsschutz abgesichert ist. Dennoch ist geplant, die Einrichtung in naher Zukunft zu renovieren und zu erweitern. Die Erweiterung umfasst den Bau einer Mensa, einen Raum für das Personal sowie einen Bewegungsraum für die Kinder. Bürgermeisterin Hilke Looden wies darauf hin, dass der Rat bereits zugestimmt hat und alle notwendigen Schritte eingeleitet wurden.

Jutta Lerche-Schaudinn und Johannes Booken von der Bürgerinitiative zum Erhalt der Grundschule in Jennelt betonten die Leistung der Grundschule Jennelt im Bereich der Ganztagsbetreuung und Inklusion. Diese Funktionen hätten seit vielen Jahren vorbildlich funktioniert. Zudem hoben sie die vorteilhafte geografische Lage der Grundschule hervor. „Die Schließung der Grundschule in Jennelt würde nicht nur bedeuten, dass diese erfolgreichen Aspekte verloren gehen, sondern auch zu einer erhöhten Fahrtaktivität der Grundschüler innerhalb der Krummhörn führen.“

Hilke Looden unterstrich die finanzielle Herausforderung für die Gemeinde und betonte zugleich die Notwendigkeit, in die Bildungslandschaft investieren zu müssen. „Wir nutzen jede Möglichkeit, um Fördermittel zu beantragen und investieren nachhaltig in unsere Bildungsinfrastruktur“, betonte sie. „Wir prüfen Möglichkeiten, bestimmte Gebäude, die nach Schließung frei werden, zu verkaufen oder selbst zu nutzen, um die bestmögliche Verwendung unserer Ressourcen sicherzustellen“, so die Bürgermeisterin.

Die Zukunft der Bildungslandschaft in der Krummhörn bleibt ein komplexes Thema, das weiterhin intensiv diskutiert werden wird, sowohl auf emotionaler als auch sachlicher Ebene. Die Initiatoren des Bügerentscheids haben derweil für den 15. Januar einen Protest angekündigt. Dieser soll um 15.30 Uhr vor dem Rathaus Pewsum stattfinden.

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