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Erstellt:
14. Oktober 2023, 16:00 Uhr

Schüler sind jetzt Orgelentdecker

Berumerfehner Schüler lernen in Osteel das älteste Musikinstrument der Landeskirche Hannovers kennen

Lesedauer: ca. 3min 23sec
Schüler sind jetzt Orgelentdecker

Osteel Also Janto, der fand sie eher „mittelmäßig“. Sie sei doch sehr, sehr laut gewesen, sagt der Achtjährige. Die gleichaltrige Laura ist etwas anderer Meinung: „Ich fand sie schön – auch ihre Muster.“ Casper, ebenfalls acht Jahre, sagt: „Sie ist faszinierend.“ Sie haben mal geklungen wie ein Blasinstrument, dann eher wie eine Geige. Sie – das ist die Edo-Evers-Orgel in der Warnfriedkirche Osteel. Janto, Laura und Casper aus der Klasse 3a der Waldschule Berumerfehn dürfen sich ein Urteil erlauben: Sie sind jetzt Orgelentdecker. Genau wie ihre Mitschüler. Insgesamt 86 Mädchen und Jungen der Waldschule haben an den Orgelentdeckertagen teilgenommen und dabei das alte Musikinstrument von 1619 kennengelernt.

Seit 30. September haben an 50 Orten in ganz Niedersachsen Orgelentdeckertage stattgefunden. Ziel ist, den Teilnehmern die Orgel und ihre Musik nahezubringen, die seit 2017 auf der Unesco-Liste des Immateriellen Kulturerbes steht. Rund 4000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene nehmen an dieser achten Auflage der Orgelentdeckertage teil. Das Programm haben Vision Kirchenmusik, der Fachbereich für Musikvermittlung in der Landeskirche Hannovers, die Orgelakademie Stade und die Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker vor Ort zusammengestellt. Mehr als 18 000 große und kleine Orgelentdeckerinnen und -entdecker zählt die Landeskirche seit dem Start der Veranstaltungsreihe im Jahr 2016. „Für viele von ihnen ist es nicht nur eine Erstbegegnung mit dem faszinierenden Instrument, sondern sie betreten auch zum ersten Mal eine Kirche“, sagt Projektleiterin Silke Lindenschmidt.

Die 86 Schülerinnen und Schüler der Waldschule Berumerfehn könnten nach dem Besuch in der Warnfriedkirche in Osteel angeben. Sie haben nämlich eine ganz besondere Orgel bei den Entdeckertagen kennengelernt. „Sie ist die allerälteste Orgel auf dem Gebiet der hannoverschen Landeskirche“, sagt Kirchenmusikerin Agnes Luchterhandt. Gebaut wurde sie vor 404 Jahren. Eingeteilt in drei Gruppen lernen die jungen Orgelentdecker das alte Musikinstrument ganz aus der Nähe kennen. „Wow, jetzt sind wir oben“, sagt ein Mädchen ganz begeistert, als die Klasse die Stufen hoch zur Orgel steigt. Derweil beantworten unten im Kirchenraum Mädchen und Jungen in einem Quiz Fragen zur Warnfriedkirche. Das frühere Küsterehepaar Uda und Dieter Stipp ist auch gekommen und hilft bei Fragen. Die dritte Gruppe baut derweil im benachbarten Gemeindehaus die Edo-Evers-Orgel aus festem Papier nach.

Die Kirchenmusikerin stellt den Mädchen und Jungen das Instrument mit seinen vielen Pfeifen geschickt durch Fragen vor: „Wie kommt denn da jetzt ein Ton raus?“, will sie wissen. Gemeinsam wird überlegt. Durch Luft sagt schließlich einer, wie bei einer Flöte. Genau. Und wo kommt die Luft her? Früher, so erklärt Agnes Luchterhandt, als es noch keinen Strom gab, hat jemand dafür eine Art Blasebalg getreten, der hinter der Orgel ist. Heute übernimmt diese Aufgabe ein elektrischer Motor. Dann wird es richtig spannend. Ein Mädchen darf ein Orgelregister vorsichtig herausziehen. Ein Register, auch das erfahren die Kinder, ist eine Reihe von Pfeifen, die die gleiche Klangfarbe haben. Agnes Luchterhandt hält eine Taste der Orgel gedrückt. Die Orgel klingt wie ein Horn. Das Register wird wieder hineingeschoben. Dann zieht auf der anderen Seite der Orgel ein Kind ein anderes Register heraus. Agnes Luchterhandt hält dieselbe Taste immer noch gedrückt. Jetzt klingt die Orgel wie eine Flöte. Genau so etwas sollen die Orgelentdecker bei dieser Veranstaltung kennenlernen: Welch vielfältige Klangfarben die Orgeln haben und welch komplexe Bauweise dahintersteckt. Die Edo-Evers-Orgel hat 13 Register. Wie sehr die Kinder bei der Sache sind, wird deutlich, als ein Mädchen wissen will, wieso denn die Pfeifen unterschiedlich lang sind. „Sehr gute Frage“, findet Agnes Luchterhandt. Die kurzen Pfeifen sind für hohe Töne zuständig, die langen Pfeifen für tiefere.

Die jungen Besucher lernen noch vieles mehr, zum Beispiel warum die Orgel aus Holz gebaut wurde – „das ist ein guter Klangraum“ – was das Brustwerk – das sind die Pfeifen, die direkt oberhalb vor dem Spieler liegen – was das Hauptwerk ist und sogar, warum die Orgel so blaue Malereien hat: „Das sind Verzierungen, das fanden die Menschen damals, als die Orgel gebaut wurde, schön“, sagt Agnes Luchterhandt. Die Edo-Evers-Orgel stammt aus der Zeit der Renaissance. Bevor es wieder nach unten geht, wird gesungen. Die erste Gruppe wünscht sich das lustige Abc-Lied. Auch solch junge Musik kann Agnes Luchterhandt auf der alten Orgel spielen.

Die Kinder sind am Ende der Veranstaltung begeistert. Die Lehrerinnen auch: „Das war richtig gut“, sagt Ilse Janssen, Vertreterin der Schulleitung. Die Mädchen und Jungen seien sehr interessiert gewesen. „Sie waren mit Freude dabei.“ Und alle hätten etwas gelernt. „Alle konnten etwas mitnehmen.“

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