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3. Januar 2024, 09:02 Uhr

Sozialwerk Nazareth fördert jugendliche Geflüchtete

Mit verschiedenen Programmen hat das Sozialwerk Nazareth im vergangenen Jahr die Integration von jungen Geflüchteten ohne Familie unterstützt. EIn Highlight war der Segelausflug im Sommer zur Bewältigung von Ängsten.

Lesedauer: ca. 2min 48sec
Sozialwerk Nazareth fördert jugendliche Geflüchtete

Norden Mit großem Risiko kommen viele Geflüchtete nach Deutschland. Dabei werden insbesondere Jugendliche vor Herausforderungen gestellt und müssen sich oft ohne Eltern und Hilfe von erwachsenen Bezugspersonen in einem neuen Land orientieren. Hier unterstützt das Sozialwerk Nazareth aus Norden die Heranwachsenden.

Mitarbeiter des sozialen Werkes Nazareth fördern die Jugendlichen darin, die deutsche Sprache zu erlernen, sich in der Schule zu engagieren und einen Beruf zu ergreifen, der zu ihnen passt. Über die Unterstützung sind die meisten Jugendlichen sehr dankbar und berichten immer wieder dem Sozialwerk, was aus ihnen geworden ist, nachdem sie den Abschluss geschafft haben. Diese Jugendlichen sind wichtige Vorbilder für die Neulinge, wie Sozialarbeiterin Juliane Hoppe vom Sozialwerk Nazareth sagt.

Auch bei der Bewältigung der oftmals traumatischen Vergangenheit sowie einer sinnvollen Freizeitgestaltung und dem Zugang zu kultureller Bildung werden die jungen Menschen unterstützt. „Nur so kann Integration und ein gutes Miteinander gelingen“, so Hoppe.

Im Sommer wagte das Sozialwerk ein besonderes Experiment. „Viele der unbegleiteten Minderjährigen haben traumatische Erlebnisse auf dem Meer und in Booten erfahren“, so Hoppe. Trotzdem hat sich eine Gruppe junger Geflüchteter mit einer Betreuerin und einem Betreuer nach Norderney gewagt, um segeln zu gehen. Keiner der Teilnehmer ist nach den intensiven Vorgesprächen abgesprungen. Auch wenn auf der Rückfahrt nach Norddeich viele Gespräche über das Erlebte im Mittelmeer und die zum Teil vor den Augen der Jugendlichen verstorbenen Menschen gesprochen wurde, empfand die Gruppe den Ausflug als heilsam und als besonderes Highlight des Jahres. Für die Jugendlichen, die eine neue Heimat an der Küste gefunden haben, war es wichtig, Frieden mit dem Meer zu schließen und das Meer wieder mit positiven Erinnerungen zu verbinden. Die Gruppe, die aus Jugendlichen verschiedener Nationen bestand, ist während des Segelausfluges näher zusammengewachsen. Beim Segeln seien die Jugendlichen darauf angewiesen, dass sie einander vertrauen und die Handgriffe von jedem aus der Gruppe sitzen, so Hoppe. Das sei gut für Förderung der Kooperationsbereitschaft.

Zum Jahresabschluss ging es für die Jugendlichen in das Staatstheater in Oldenburg. Hier schauten sie sich gemeinsam das Theaterstück Hänsel und Gretel an. In jedem Land wachsen Kinder mit unterschiedlichen Märchen und Geschichten auf. Für die Jugendlichen war es spannend, ein Märchen zu erleben, mit welchem fast jedes Kind in Deutschland aufgewachsen ist, so Hoppe. In vielen Herkunftsländern wurden durch den Krieg kulturelle Einrichtungen zerstört, wie beispielsweise in Syrien. Auch durch die Machtübernahme der Taliban in Afghanistan sei die Theater- und Kulturszene weitgehend zunichtegemacht worden. Die Teilhabe an kultureller Bildung ist ein wichtiger Baustein für eine gelungene Integration und fördert die Persönlichkeitsentwicklung, so Hoppe. Kunst und Kultur würden es Menschen ermöglichen, sich frei zu entfalten und auszudrücken. „Einige Jugendliche müssten diese Freiheit wieder neu erlernen“, so Hoppe.

„Der Schutz von Menschenrechten ist nicht verhandelbar und darf auch bei steigenden Flüchtlingszahlen nicht beschnitten werden“, sagt die Sozialarbeiterin. Auch wenn die derzeitigen Flüchtlingszahlen eine Herausforderung seien, dürfe es keine Option sein, die angekommenen Menschen auszuschließen und mit Gesetzesverschärfungen die Integration zu erschweren. Das wirke einer gelingenden Integration entgegen. Übermäßige Bürokratie, erschwere den Zugang zum Arbeitsmarkt, im schlimmsten Fall drohe ein Arbeitsverbot, Wohnsitzauflagen sowie der Druck abgeschoben zu werden. Dies lege die pädagogischen und somit auch die Integrationsmöglichkeiten zu häufig in Ketten, sagt Hoppe. Die Erfahrungen in der Vergangenheit, wie beispielsweise bei den vietnamesischen Boatpeople, zeigen, dass gute Betreuungsstrukturen und Bildungsmöglichkeiten für eine schnelle und effektive Eingliederung in die Gesellschaft.

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