„Spendentanz“ für Upgant-Schotter Brandfall

NordenNorden - Natürlich wurde am Ostersonntag das traditionelle Brauchtum nicht aus den Augen verloren, denn darum geht es ja im Verein Nörder Danzkoppel e.V.

Dennoch lag der Fokus des österlichen Tanzes am Glockenturm auf dem Norder Marktplatz dieses Jahr auf einer menschlichen Geste der besonderen Art: Ein Vereinsmitglied und ihr Mann sind in Upgant-Schott Opfer eines Hausbrandes geworden und haben dabei ihr komplettes Hab und Gut verloren (wir berichteten).

Um 11 Uhr startete die Truppe zwar wie gewohnt ihr Programm, jedoch gingen die dort gesammelten Spenden diesmal statt in die Vereinskasse komplett an die bedürftige Vereinskameradin. Diese war trotz ihrer misslichen Lage selbst nach Norden gekommen, um am Tanz teilzunehmen. Im Gespräch versicherte sie, und ihr Mann und sie seien wohlauf. „Wir sind bei den Kindern gut untergekommen, die formellen Sachen laufen jetzt, leider lag ja Ostern dazwischen, da dauert das alles etwas“. Ein Arbeitgeber sowie eine Freundin der Familie haben auf der Internetseite „gofundme.com“ zwei Spendenaufrufe ins Leben gerufen. Dem Bekanntheitsgrad des tragischen Ereignisses durch Tageszeitungen und social media ist es geschuldet, dass mithilfe von bislang fast 350 Spendern schon ein beachtlicher Betrag zusammengekommen ist.

Die Besucherzahlen waren auch nach Ende des Ostergottesdienstes, wegen der kühlen Temperaturen, eher niedrig; dass hielt die Kameraden der Danzkoppel jedoch nicht davon ab, gut gelaunt in ihren schmucken historischen „Theelachttrachten“ ihre Tänze vorzuführen. Auch junge Leute gehören dem Verein an. Der Abstand der Generationen könnte zwar nicht größer sein, doch man sieht den Tänzern an, ob alt oder jung, sie sind von Anfang bis Ende mit Herzblut dabei.

Wie mitreißend die Darbietung war, zeigte sich spätestens, als das Publikum zu der Tanzgruppe dazustieß. Ein fröhliches Miteinander von Einheimischen und Gästen bot sich dar und tanzte in den Ostersonntag. Hilke Saathoff, 1. Vorsitzende des Vereins betonte in ihrer Ansprache: „Uns geht es dabei nur um die Freude am Tanzen.“ Mal ein Fuß da, wo er nicht hingehört? Eine Drehung zu früh? Kein Problem, beim Tanzen wird darüber gelacht. „Wir sind schließlich kein Fernsehballett“, so Saathoff weiter. Die ostfriesischen Osterbräuche erläuterte Adolf Sanders, mit 87 Jahren Vereins-ältestes aktives Mitglied der Nörder Tanzkoppel, in einer Tanzpause. Drei Bräuche, die jeder kennt, seien das Eiersmieten, das Eiertrullern und das Eierbicken. Letzteres demonstrierte er den Zuschauern persönlich. Wichtig sei es, die spitzen Seiten des Eis aneinanderzuschlagen, die stumpfe Seite zeigt in die Hand. Wessen Ei hierbei unbeschadet bleibt, gewinnt. Interessante Einblicke in die Hintergründe der teils mehrere hunderte Jahre alten Tänze gab es ebenfalls: „Buuske di Remmer“ ist der älteste davon; er wurde bereits 1960 aufgeschrieben. „Diese alten Tänze erzählen kleine Geschichten aus dem Leben“, verrät Tanzleiterin des klassischen Volkstanzes Gerda Smit. Der „Lüneburger Windmüller“ beispielsweise habe zum Thema, den Mann zum Mittanzen zu ermutigen, was nach einigem Hin und Her doch noch klappt.

Wer mehr über die Hintergründe der Volkstänze oder die Trachten wissen möchte, der darf gerne bei der Nörder Danzkoppel „reinschnuppern“. Diese trifft sich für die klassischen Tänze jeden Dienstag ab 20 Uhr im Haus des Sports in der Kastanienallee 3 in Norden. Informationen gibt es auch unter: http://www.nörder-danzkoppel.de. „Bedanken möchten wir uns ganz herzlich bei den Spendern vor Ort“, so Gerda Smit. „Heute haben wir nur für unsere Kameradin getanzt“.

Wer die Familie aus Upgant-Schott aufgrund des Hausbrandes finanziell unterstützen möchte, kann dies unter folgenden Adressen tun: https://gofund.me/e83906f2 oder https://gofund.me/8a0240e8