Streit ums Bahnhofsgebäude geht weiter
Unterschiedliche Ansichten: SPD und Gruppe um CDU verdeutlichen Standpunkte
Lesedauer: ca. 3min 26secMarienhafe Es ist erstaunlich, wie mit Steuergeldern umgegangen wird.“ Mit diesem Satz beginnt eine Pressemitteilung der Gruppe BWG/SEB, BfB, CDU aus dem Samtgemeinderat Brookmerland. Inhaltlich geht es darin um den Umgang mit dem Bahnhofsgebäude in Marienhafe, für das derzeit nach einer neuen Nutzungsmöglichkeit gesucht wird. „Jahrelang passierte nichts“, heißt es von der Gruppe um Sprecherin Ida Bienhoff-Topp weiter. Seitens der SPD und des Samtgemeindebürgermeisters war nach dem Kauf des Gebäudes vor einigen Wochen zwar geplant worden, den Bahnhof in ein Mehrgenerationenhaus umzugestalten. Doch seitens der anderen politischen Vertreter habe dafür niemand eine Notwendigkeit gesehen, steht in der Pressemitteilung. Stattdessen wurde seitens der BWG/SEB, BfB/Bündnis 90/ Die Grünen und CDU ein Verkauf an liquide Investoren gefordert, sodass das Gebäude sinnvoll verwendet werden könne.
Ein entsprechender Beschluss wurde vom Samtgemeindebürgermeister und der SPD allerdings nicht umgesetzt, „sondern über die Kommunalwahl hinweg ausgesessen“. Weiterhin führt die Gruppe die veränderten Mehrheitsverhältnisse, die auch durch die Bildung einer Gruppe aus SPD-Fraktion und der Moin-Gruppe entstanden waren, als Grund dafür an, dass es eine „vermeintliche Lösung“ durch das EU-Förderprogramm „Dorfregion Brookmerland“ gegeben habe. Demnach war ein barrierefreier Umbau des Bahnhofsgebäudes geplant, mitsamt einem Glasvorbau und einem Aufzug. Auch mehrere Küchen und Bäder sollte es geben. Für wen der Bahnhof letztlich „eine Bleibe werden“ soll, bleibt laut der Gruppe BWG/SEB, BfB, CDU offen. Zwar würde es Fördergelder geben, doch ein erheblicher Eigenanteil bliebe übrig, dazu kämen die noch unbekannten Folgekosten. 800000 Euro hat der Haushalt der Samtgemeinde dafür zunächst veranschlagt und nun wolle man nach Vereinen Ausschau halten, die das Gebäude nach dem Umbau nutzen könnten. Wie der KURIER berichtete, hatte bei einem Treffen diese Woche lediglich der TV Marienhafe Interesse daran bekundet, andere Vereine winkten ab.
Dass jetzt die Zielgruppe der Jugendlichen in den Fokus gerückt wird, vergleicht die Gruppe mit dem Prozedere in Wahlkampfzeiten. Denn letztlich würde es an aktiven Jugendlichen sowie auch einem Konzept und potenziellen Mitarbeitenden fehlen. Aus Sicht der Gruppe BWG/SEB, BfB, CDU wäre es zielführender, das Thema durch „Sozialarbeit an Schulen“ zu diskutieren und Ideen und Wünsche auf diesem Weg zu sammeln. Und es wird die Frage gestellt, ob es nicht sogar schon passende Gebäude gibt, die für die Freizeitgestaltung der Jugend infrage kommen können. Dem entsprechenden Nachtragshaushalt wird die Gruppe aus diesen Gründen nicht zustimmen.
Die SPD kontert
„Erstaunt über die CDU-Aussagen“ zeigt sich indes die SPD Brookmerland. „Während die CDU im Wahlkampf auf Flyern, in Gesprächen und Veröffentlichungen immer wieder Aufenthaltsmöglichkeiten für Jugendliche gefordert habe, zeigt sich nun, wo die CDU-Fraktion, allen voran Harald Tammen, den Schwerpunkt in der Daseinsvorsorge sieht. Wohl nicht bei unseren jungen Mitbürgern“, heißt es in einer Pressemitteilung der Partei. Weiterhin kritisiert die SPD die aktuellsten Äußerungen und das Verhalten der CDU in der Gremienarbeit. Demnach habe die CDU weder die Entwicklung im Kultur- und Sportbereich, noch in der Jugendarbeit als ihre Aufgabe ausgemacht. Weiter noch: „Wofür die Partei derzeit steht, bleibt auch zur Halbzeit der Legislaturperiode unklar.“ So sei die CDU nicht an einer gemeinschaftlichen Entwicklung des Sportzentrums interessiert und verweigere sich bei der Umsetzung des Neubaus und wesentlichen Entscheidungen, heißt es in der Pressemitteilung von Sascha Pickel und Johann Tjaden. Jetzt würde diese Verweigerungshaltung auch auf die Schaffung eines Jugend- und Mehrgenerationenhauses ausgedehnt.
Laut der SPD würde das Projekt „Ein Haus für alle“ aufgrund eines Zeitungsartikels abgelehnt. Dabei würde es sich allerdings um ein Projekt handeln, das von zahlreichen Menschen im Brookmerland und vor allem von der Jugend in zahlreichen Sitzungen und Ortsbegehungen „im Rahmen der Dorfregion Brookmerland entwickelt wurde“.
Die SPD bezeichnet die erneute Verkaufsforderung als „Schlag ins Gesicht für die Jugendlichen“, die am Dienstag in der Mensa der IGS über die Möglichkeiten und Räume für junge Menschen diskutiert hatten. Gerade jetzt habe man als Entscheidungsträger die Möglichkeit, „die konkreten Wünsche und Ideen der Bürgerinnen und Bürger in unsere Entscheidung einzubeziehen“, heißt es weiter. Dies sei laut Auffassung der SPD auch der Sinn des Beteiligungsprozesses Dorfregion. Das Verhalten der CDU schlage all jenen, die sich konstruktiv mit der Nachnutzung des Bahnhofes befassen, „die Tür vor der Nase zu“. Laut Brookmerlander SPD sei es an der Zeit, zu handeln und Worten Taten folgen zu lassen. So könne man die Jugendarbeit im Brookmerland etablieren. Die CDU solle dahingehend „ihre andauernde Blockadehaltung aufgeben“. Letztlich stehe die SPD dem Projekt aufgeschlossen gegenüber und wird als Ratsgruppe SPD/Moin den Antrag stellen, dass im nächsten Samtgemeindeausschuss das Projekt von Christiane Sell-Greiser, die für das Projekt zuständig ist, vorgestellt wird und über die Möglichkeiten einer Nachnutzung des Bahnhofsgebäudes informiert.