„Tant‘ Tini“ (†) brauchte keinen Thermomix
Wer „Ostfriesentorte“ sagt, meint Tini Peters. Die Bedekaspelerin hat sich einen legendären Ruf erkocht und erbacken. Jetzt ist sie im Alter von 84 Jahren gestorben.
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Das Rezept hat sie zum Glück für die Nachwelt in einem ihrer Bücher festgehalten: Tini Peters und ihre Ostfriesentorte. © Werner Jürgen
Bedekaspel Die meisten, die sie näher kannten, durften sie liebevoll „Tant‘ Tini“ nennen. Nicht zuletzt dank ihrer legendären Ostfriesentorte genoss Tini Peters überregionalen Kult-Status und lockte regelmäßig sogar Film-Teams nach Bedekaspel ans Große Meer. Vergangenen Dienstag verstarb sie im Alter von 84 Jahren.
Aufgewachsen in schlichten Verhältnissen
Der Zweite Weltkrieg war erst ein paar Monate im Gange, als die kleine Tini am 17. März 1940 das Licht der Welt erblickte. Die Verhältnisse waren schlicht. „Meine Elten haben mich in Wolle und Leinen eingewickelt und vor den Ofen gepackt, um mich warmzuhalten“, erzählte sie einmal in einem Interview „Eine Heizung hatten wir damals nicht.“ Ihr Vater war Tischler, starb aber schon kurz nach ihrer Geburt. Zusätzlich erschwert wurden die Startbedingungen dadurch, dass der Dorflehrer die Ansicht vertrat, „kleine Leute“ bräuchten nicht viel zu lernen. Abgesehen davon fehlte ohnehin das Geld für eine höhere Schule.
Sie machte trotzdem ihren Weg
Trotzdem sollte Tini ihren Weg machen und zunächst als Zahnarzthelferin in Emden arbeiten. Als ihr Mann seinen Handwerksbetrieb verlor, besann sich die passionierte Köchin auf ihre eigentliche Leidenschaft und eröffnete in ihrem Haus in Bedekaspel die Gaststätte „Tinis Sömmerköken“. Das war der Beginn einer Erfolgsgeschichte, von der nahezu alle, die einmal dort gewesen sind, bis heute in den höchsten Tönen schwärmen. Die kulinarischen Köstlichkeiten, die Tini Peters dort auf die Tische zauberte, hatten ein einfaches, aber klares Konzept: Frische Zutaten aus der Region und traditionelle ostfriesische Rezepte, denen die Köchin oft eine eigene Note verpasste.
Biskuit, viel Sahne, Rosinen - und viel Branntwein
Die Ostfriesentorte ist dafür ein exzellentes Beispiel. Ausgangspunkt war eine Friesentorte, wie sie sich vor allem in Nordfriesland großer Beliebtheit erfreut. „So eine habe ich zuerst auch gemacht, wobei die aber aus Blätterteig und mit Pfaumenmus gefüllt ist“, verriet Tini Peters in einem Fernsehbeitrag des NDR. „Weil sich die Zubereitung für unsere Zwecke als zu aufwändig und kompliziert erwies, habe ich stattdessen einen Biskuitteig mit viel Sahne und dazu Rosinen in Branntwein genommen. Tja, und plötzlich stand die Ostfriesentorte vor mir.“ Das war 1982. Und die Torte fand sofort reißenden Absatz.
Kochen und Backen war für sie mehr als nur ein Job
Zwar musste Tini Peters ihr „Sömmerköken“ sehr zum Leidwesen ihrer Gäste dann irgendwann aus Altersgründen schließen. Ihre leckeren Rezepte hat sie zum Glück aber für die Nachwelt in Büchern festgehalten. Darin wird auch noch einmal deutlich, dass das Kochen und Backen für sie weitaus mehr als nur ein Job, sondern eine echte Mission gewesen ist. Statt Hightech à la Thermomix nutzte sie lieber „klassisches“ Kochwerkzeug und erklärte immer wieder gern deren Funktionsweise. „Im Prinzip braucht man gar nicht viel“, lautete ihre Philosophie. „Das meiste lässt sich problemlos per Hand machen. Früher mussten wir uns ja auch irgendwie behelfen.“
Diese Bodenständigkeit gepaart mit ihrer bescheidenen und stets freundlichen Art – auch dafür haben die Menschen „Tant‘ Tini“ hoch geschätzt und geliebt.
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