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10. März 2024, 11:30 Uhr

Tetje Begemann begeistert mit Plattdeutsch-Videos auf TikTok

Mehr als 34 000 Menschen lassen sich von der 44-Jährigen unterhalten. Doch wie kam sie zu TikTok, warum auf Plattdeutsch und was ist für die Zukunft geplant? Wir haben nachgefragt.

Lesedauer: ca. 3min 37sec
Tetje Begemann in und auf ihrer Küche. Hier entstehen die meisten Videos der 44-Jährigen. Foto: Hauke Eilers-Buchta

Tetje Begemann in und auf ihrer Küche. Hier entstehen die meisten Videos der 44-Jährigen. Foto: Hauke Eilers-Buchta © heb

Wenn Tetje Begemann aus Marienhafe ihre rund 34000 Follower bei TikTok erreicht, geschieht dies in aller Regel auf Plattdeutsch. Im vergangenen Jahr begann sie damit, kurze Videos in plattdeutscher Sprache aufzunehmen und diese mit der Welt zu teilen. Und dies ist inzwischen durchaus wörtlich zu nehmen. Denn ihre Follower stammen längst nicht mehr aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Auch Menschen aus den Niederlanden, aus Dänemark und Luxemburg, Italien, Frankreich und sogar Nigeria schauen zu, wenn die 44-Jährige Lustiges, Informatives oder auch Regionales teilt. Dass Begemann überhaupt bei TikTok landete, hat sie ihrer inzwischen erwachsenen Tochter zu verdanken, als sich diese vor rund dreieinhalb Jahren auf der Videoplattform anmelden wollte. „Als Mama wollte ich zumindest sehen, was sie da macht“, erzählt Begemann. Erst habe sie nur durch die Videos gescrollt, später dann auch eigene Videos veröffentlicht – allerdings privat und nicht für jeden öffentlich sichtbar. „Meist waren das Synchronvideos, bevorzugt von Sascha Grammel“, so Begemann weiter. Ihre Tochter habe dann ihr Profil irgendwann auf „öffentlich“ gestellt. „Davon wusste ich erst mal nichts und habe das auch nicht sofort gemerkt“, gibt Tetje Begemann zu.

Idee zu „platten“ Videos kam vergangenes Jahr

Die Idee, Videos auf Plattdeutsch aufzunehmen und mit ihren Followern zu teilen, kam dann im vergangenen Jahr. „Ich habe erst nur was über Plattdeutsch erzählt“, sagt die gebürtige Leeranerin, die im Fischerdorf Ditzum aufgewachsen ist. „Das bist du, du und dein Ostfriesland“ hätten ihre Töchter dann auf einmal gesagt. Für Begemann der Anlass, mit den Videos „up Platt“ weiterzumachen. „Ich bin mit Plattdeutsch aufgewachsen“, erzählt sie: „Bei uns zu Hause wurde nur Platt gesprochen, mit Hochdeutsch kam ich erst über die Medien, im Kindergarten und in der Schule in Kontakt.“ Dies sei aufgrund der Sprachbarriere zwar nicht immer einfach gewesen, doch die Liebe zum Plattdeutschen, ihrer „Muttersprache, wie Begemann sagt, sei sie immer treu geblieben.

„Mit meinem Lebensgefährten spreche ich auch viel Platt, genauso mit meinen Kindern.“ Begemanns Töchter verstehen somit ebenfalls Plattdeutsch, sprechen aber häufiger Hochdeutsch. Bei ihrer TikTok-Präsenz hat Begemann somit auch den vollen Rückhalt ihrer Familie. Ihr Lebensgefährte Ralf spielt ab und an in den Videos mit, Gleiches gilt für ihre jüngere Tochter – beide so, wie sie Lust haben. Vor allem die 14-Jährige möchte allerdings nicht immer mitmachen. „Das ist auch in Ordnung so“, zeigt Begemann Verständnis: „Ich halte sie da auch größtenteils raus und wenn sie doch mitspielt, bekommt sie einen Smiley ins Gesicht.“ Das heißt: Mit einem Smiley-Symbol wird das Gesicht ihrer Tochter unkenntlich gemacht. „Wenn sie 18 ist und dann noch Lust hat, darf sie natürlich auch noch mitmachen“, führt die 44-Jährige aus. Bei ihrer erwachsenen Tochter, die inzwischen mit Partner und zwei eigenen Kindern in Westerstede lebt, sieht die Beteiligung schon etwas anders aus. Diese habe immer wieder Ideen und käme vorbei, um mit ihrer Mutter Videos zu drehen, die später dann auf dem TikTok-Kanal veröffentlicht werden.

Die meisten der Videos entstehen dabei in der Küche von Tetje Begemann. Doch auch im Auto oder vor der Haustür dreht sie die kurzen Clips. Einer davon brachte ihr im vergangenen Jahr den Durchbruch. Gemeinsam mit ihrer Tochter stand Tetje Begemann darin vor der Haustür – allerdings ohne den passenden Schlüssel. Und nach der Aufforderung an ihre Tochter, vom Nachbarn eben den Dietrich zu holen, kam der Nachwuchs kurze Zeit später mit Nachbarssohn Dietrich im Schlepptau zurück. „Das Dietrich-Video hatte in kurzer Zeit mehr als eine Million Aufrufe, bis heute sind es sogar 1,7 Millionen Views und 37000 Likes“, erzählt Begemann nicht ohne Stolz.

Ihr Profil wächst kontinuierlich, meist seien es 100 bis 1000 neue Follower pro Woche. Ein Video aus der vergangenen Woche brachte innerhalb weniger Tage allerdings gleich mal 4500 neue Follower. „Da kommt es dann immer drauf an, ob ich den Nerv der Leute treffe“, weiß Begemann, wie stark es letztlich auf ansprechende Inhalte ankommt.

Die gelernte Einzelhandelskauffrau und Hotelfachfrau erklärt zudem gern Dinge und möchte in Zukunft auch Anregungen für Unternehmungen in Ostfriesland liefern. „Ich habe schon ein paar Ideen für neue Videos im Kopf“, verrät sie dazu. In der Vergangenheit hat sie allerdings auch schon den Ursprung des Friesennerzes verdeutlicht oder erklärt, woher die plattdeutsche Sprache überhaupt kommt und welche Bedeutung sie früher hatte.

Was Tetje Begemann auf TikTok macht, das liebt sie. Das wird im KURIER-Gespräch schnell deutlich. Und dass sich die Marienhaferin mit ihren Videos auf Plattdeutsch nicht nur an Einheimische richtet, die diese Sprache problemlos verstehen, bemerkt man bei einem Blick auf ihren TikTok-Kanal ebenfalls schnell. Denn alle ihre Videos sind mit hochdeutschen Untertiteln versehen. „Und wir sprechen in den Videos bewusst langsam und deutlich“, fügt Begemann hinzu. So soll es für alle Zusehenden möglich sein, die Inhalte zu verstehen und sich darüber zu amüsieren oder dadurch zu lernen.

Die Videos von Tetje Begemann sind bei TikTok unter dem Nutzernamen Tetje612 zu finden.

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