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18. Mai 2024, 11:00 Uhr

Theater gegen Mobbing: Handpuppen sensibilisieren Kinder im Brookmerland

Puppenspieler bringen an der Grundschule Upgant-Schott das Thema (Cyber-)Mobbing auf den Punkt.

Lesedauer: ca. 2min 48sec
Kay Haberkorn und Ivonne Fischer stellen sich den Kindern vor der Aufführung vor.Foto: Silvia Cornelius

Kay Haberkorn und Ivonne Fischer stellen sich den Kindern vor der Aufführung vor. Foto: Silvia Cornelius © sco

Upgant-Schott Das offizielle Leitbild der Grundschule am Voßberg in Upgant-Schott ist „Sich wohlfühlen und etwas leisten“. Wenn sich Kinder sich einmal nicht wohlfühlen, ist (Cyber-) Mobbing einer der möglichen Gründe. Gemeint ist damit die öffentliche Beleidigung, Bedrohung oder Bloßstellung über das Internet, von der jeder fünfte Jugendliche schon einmal betroffen war.

Zu diesem Thema ist am Donnerstag das Puppentheater Urania aus Chemnitz an die Nordseeküste gereist, um in der Turnhalle der Grundschule Kinder zu sensibilisieren. Rund 200 Kinder Brookmerlander Gemeinden aus der zweiten und dritten Klasse waren eingeladen.

Veranstalter der Aktion ist die Kinderschutzallianz, die ihre Arbeit dem Schutz von Kindern im digitalen und nicht digitalen Leben gewidmet hat. Initiator ist der Weiße Ring, größter gemeinnütziger Verein zur Unterstützung von Kriminalitätsopfern und Verhütung von Straftaten.

Für Ivonne Fischer und Kay Haberkorn vom Puppentheater „Urania – Wissen macht Theater“ ist ihr Beruf auch Leidenschaft. Nicht nur die Stücke stammen aus eigener Feder, auch das Bühnenbild und die Puppen sind handgemacht.

Hauptfiguren des Puppentheaterstücks „…und raus bist du!?“ sind die Freunde Pepa und Picture, kurz „Pic“. Pic hat einen Laptop und verbringt seine Freizeit oft online. Nicht nur für sein Hobby Geocaching, eine Art Schatzsuche über das Internet, sondern auch um in sozialen Medien zu stöbern. Als eines Tages seine Freundin Pepa Opfer eines Cyber-Mobbing-Angriffs wird, setzt Pic zusammen mit Freund Mauser alle Hebel in Bewegung, um Abhilfe zu schaffen. Der Verdacht fällt schnell auf Püppi, eine neue Klassenkameradin von Pepa. Ein Gespräch mit der vermeintlichen Mobberin bringt Gewissheit, Klärung der Situation und eine Entschuldigung für die kleine Pepa. Püppi war einst selbst Opfer von Mobbing gewesen, was sie dazu bewegt hat, Pepa das Gleiche anzutun, um online beliebter zu werden. Reflektiert und dynamisch gingen die kleinen Zuschauer von Minute eins an das Thema heran. Die Kinder hatten Mitgefühl mit Pepa, waren wütend auf Püppi und gaben ihr sogar Ratschläge, wie sie mehr gemocht werden könnte: „Lieber sein, lieber sein!“, schallte es im Chor durch den Saal. Die Kinder wurden von den Puppenspielern während des Stücks mit Fragen immer wieder aktiv einbezogen.

Auf einfache Weise haben Fischer und Haberkorn die Kinder erreicht, was auch die folgende Nacharbeit zeigte. Da reflektierten die Puppenspieler mit den Kindern noch einmal über den Inhalt des Stücks; viele gaben ihre Meinung ab, waren selbst schon betroffen und wussten auch um die Möglichkeiten, Hilfe von Vertrauenslehrern, Freunden oder anderer Erwachsener zu bekommen. Man hatte das Gefühl: Da ist noch alles im Lot bei den Kindern in Upgant-Schott. Unrechtsbewusstsein und Mitleid scheinen auf jeden Fall vorhanden. Das findet auch Karl-Heinz Langner vom Weißen Ring. Er ist als stellvertretender Landesvorsitzender und Präventionsbeauftragter bei den Aufführungen dabei und erlebt mitunter andere Szenarien: „Da wird während des Stücks den Puppen von den Kindern der Wunsch nach körperlicher Gewalt zugerufen“. Das sei aber hauptsächlich in Brennpunkten und bekannten „Problemschulen“ der Fall, hier im ländlichen Bereich gehe es ganz anders zu, was beruhigend sei, erklärt Langner. Neben dem Thema Cybermobbing ließen Ivonne Fischer und Kay Haberkorn noch Themen wie das richtige Entsorgen von Müll in ihr Stück einfließen. Die Reaktion der Kinder zeigte auch hier: Die Kinder aus dem Brookmerland wissen noch, was sich gehört. Jedes einzelne Kind bekam vom Weißen Ring beim Hinausgehen einen „Goodie-Turnbeutel“. Darauf ein gedruckter Aufruf zu Zivilcourage, darin unter anderem eine Trillerpfeife und Blinkies für einen sicheren Heimweg.

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