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22. Mai 2024, 06:00 Uhr

475. Jubiläum Norder Pfingtmarkt

Tierschützer kritisieren Pferde als Attraktion in Norden

Ist das heute nochzeitgemäß? Tierschützer sind überzeugt, dass auf dem Norder Pfingstmarkt Tierquälerei betrieben wird - obwohl die Tiere sehr gut versorgt sind.

Lesedauer: ca. 2min 56sec
Tierschützer kritisieren Pferde als Attraktion in Norden

Norden In kleiner Runde geht es immer wieder für die Pferde auf dem Pfingstmarkt. Immer und immer wieder. Auf ihren Rücken freuen sich die Kinder und auch so mancher Besucher hält an, um die Tiere zu streicheln. Das sei laut vielen Tierschützern ein großes Problem und würde den Tieren schaden. „Das sind meine Mitarbeiter und Kinder“, sagt der Inhaber der Bonanza-Reitbahn, Andriano Paßquali.

Feierabend auf der Wiese

Jeden Tag, von frühmorgens bis spätabends sei er für seine Tiere da. „Nach Feierabend geht es auf eine Weide in Westermarsch“, sagt er. Die Tiere müssen also ihre Zeit nicht in dem mobilen Stall absitzen, sondern bekommen die Gelegenheit, frei zu laufen und frisches Gras zu fressen. Auch befinde sich keines der Ponys mehr als vier Stunden im Dienst und könne jederzeit ausgetauscht werden, sollte es Anzeichen geben, dass es eine Pause benötigt. Insgesamt war er mit neun seiner Tiere auf dem Pfingstmarkt – der Rest der Tiere blieb auf der heimischen Weide in Oldenburg – wobei maximal fünf Tiere zeitgleich am Arbeiten waren.

Tierschützer kritisieren auch häufig, dass die Tiere zu lange im Kreis laufen müssen. Diesem versucht Paßquali entgegenzuwirken, indem er immer wieder „die Hand“ und somit die Richtung wechselt. Auf diese Weise wolle er verhindern, dass es bei den Tieren zu Problemen komme.

Tierschützer: „Die Ponys werden bekloppt im Kopf“

Für viele Tierschützer sind Betriebe wie diese ein Dorn im Auge. „Wir hatten eine Mahnwache angedacht“, sagt Manfred Hagemann von der Gruppe Ostfriesen gegen Tierleid, dies habe dann aber organisatorisch nicht mehr geklappt. „So was kann nicht tiergerecht sein“, beklagt er. Pferde seien sehr lärm- und reizempfindlich.

„Viele Städte erlauben so eine Tiernutzung nicht mehr“, listet Hagemann weiter auf, und auch aus der Bevölkerung käme viel Rückenwind. „Die Tiere werden als Sportgeräte angesehen, aus denen Profit gewonnen werden kann.“ Das sei im Prinzip Sklavenhaltung. „Wer erlaubt so was?“

Solange die Bedingungen stimmen

Die Vorsitzende der Tierhilfe Ostfriesland sieht es da deutlich moderater: „Persönlich finde ich es nicht gut“, sagt Marion Niebergall, „aber solange es artgerecht ist, ist es in Ordnung.“ Daher sei es wichtig, solche Unternehmer im Auge zu behalten. Denn auch wenn es aus ihrer Sicht heute nicht mehr notwendig sei, „macht man es schon 100 Jahre und länger“. Entsprechend seien die Tiere auch auf den Menschen angewiesen und ein Wandel könne nicht über Nacht passieren.

Niebergall liegt vor allem am Herzen, dass die Situation wissenschaftlich ausgewertet wird. „Es gibt kaum Studien zu dem Thema“, sagt sie. „Die Tiere werden doch bekloppt im Kopf, das kann nicht gut sein, immer nur im Kreis zu laufen.“ Solange aber alles die Auflagen erfüllt, sei es für sie in Ordnung. Nur wenn die Tiere wirklich in Not wären, würde sie eingreifen.

Das Wohl der Tiere steht im Mittelpunkt

Dass es den Tieren schlecht ergeht, kann Inhaber Paßquali nur energisch verneinen. „Die Tiere sind hier die Protagonisten“, sagt er. Ihr Wohl steht bei ihm an erster Stelle. „Wenn es den Tieren schlecht gehen würde, würden sie bei mir nicht über 30 Jahre alt werden“, betont er. Auch für die Pflege nehme er sich viel Zeit, so hat der mobile Stall auch eine eigene Dusche für die Tiere.

Auch die Gefahr der „Betriebsblindheit könne bei ihm nicht bestehen. „Wir fahren mit den Tieren in sieben verschiedene Landkreise – und jedes Veterinäramt hat andere Ansprüche, was das Wohl der Tiere angeht.“ Und alle seien mit seiner Haltung zufrieden.

Viel Platz, Essen und Trinken haben die Tiere im mobilen Stall. Gesichert werden sie nur, wenn gefahren wird. Fotos: Nina Lehmann

Viel Platz, Essen und Trinken haben die Tiere im mobilen Stall. Gesichert werden sie nur, wenn gefahren wird. Fotos: Nina Lehmann © Nina Lehmann

Ralf Peters vom Fachdienst Märkte der Stadt Norden ist ebenfalls zufrieden. „Wir würden nicht zulassen, dass er auf unseren Markt kommt, wenn wir ihm nicht mit den Tieren vertrauen würden“, betont er.

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