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4. November 2024, 06:00 Uhr

Tourismus bleibt strittig

Wohnen und Ferienwohungen sind erneut Thema eines Infoabends in Greetsiel. Das Bürgerinteresse nimmt dabei nicht ab.

Lesedauer: ca. 2min 52sec
Diedrich Janssen von der Gesellschaft für räumliche Planung und Forschung.

Diedrich Janssen von der Gesellschaft für räumliche Planung und Forschung. © Foto: Nicole Frischlich

Greetsiel Die Gemeinde Krummhörn und Bürgermeisterin Hilke Looden (parteilos) luden am Donnerstagabend zur zweiten Bürgerinformationsveranstaltung im Rahmen des Entwicklungskonzepts „Wohnen und Ferienwohnen in Greetsiel“ ein. Die Veranstaltung stieß auf großes Interesse: Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger nahmen teil und brachten sowohl ihr Interesse als auch ihre Unsicherheiten zum Ausdruck, wie die zukünftige Planung von Wohn- und Feriennutzungen im Fischerdorf harmonisch gestaltet werden kann.

Bereits vor elf Monaten wurde eine Auftaktveranstaltung zu diesem Thema abgehalten, und seitdem hat sich in der Gemeinde Krummhörn und besonders in Greetsiel einiges getan. Die intensive Zunahme an Ferienwohnungen und baulichen Entwicklungen stellt die Gemeinde vor die Herausforderung, die vorhandenen Strukturen anzupassen, ohne dabei die gültigen Bebauungspläne zu verletzen. „Wir haben das Verfahren eingeleitet, um ein Entwicklungskonzept zu erarbeiten, das aufzeigt, wohin wir als Gemeinde steuern wollen“, betonte Bürgermeisterin Looden. Demnächst wird das Konzept dem Gemeinderat zur politischen Beschlussfassung vorgelegt.

Unterstützt wird das Projekt von Diedrich Janssen und Lea Fobel, beide von der Gesellschaft für räumliche Planung und Forschung (NWP). „Wir haben in den letzten elf Monaten eine umfassende Bestandsanalyse durchgeführt, um ein genaues Bild der aktuellen Nutzungssituation zu erhalten“, erklärt Janssen, Diplom-Ingenieur für Raumplanung. Diese Analyse umfasst unter anderem die Erhebung der tatsächlichen Nutzungsstruktur von Ferienwohnungen, die durch Internetrecherche und Straßenbegehungen erfolgte. Die Ergebnisse wurden mit den vorhandenen Daten der Gemeinde und dem Wissen der lokalen Ratsmitglieder abgeglichen.

Tourismus bleibt strittig

Eine zentrale Botschaft der Veranstaltung lautete, dass Tourismus ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die strukturschwache Region Krummhörn ist. Trotz der gelegentlichen Spannungen zwischen den Interessen von Touristen und Anwohnern ist und bleibt Greetsiel ein Ort, der Gäste willkommen heißt. Eine von der Touristik in Auftrag gegebene Akzeptanzstudie zeigte nach Befragung, dass ein Großteil der Anwohner sich in ihrer Heimat sehr wohl fühlt, was die positive Grundeinstellung zum Tourismus unterstreicht.

Allerdings stellte Bürgermeisterin Looden auch klar, dass eine unkontrollierte Ansiedlung von Ferienwohnungen die Struktur des Ortes langfristig negativ beeinflussen könnte. Das neue Konzept soll daher klare Regelungen zur Gestaltung und Anzahl der Ferienwohnungen treffen. Ziel ist es, keine neuen reinen Ferienwohngebiete zu schaffen, bestehende Ferienwohnungen jedoch zu sichern und Sondergebiete festzulegen, in denen Ferienwohnungen weiterhin zulässig sind.

Durch die Auswertung der Bestandsdaten entstand eine detaillierte Karte, die die verschiedenen Nutzungszonen in Greetsiel darstellt. Historische Pläne zeigen, dass Ferienwohnungen schon lange ein Teil des Ortes sind, jedoch variieren die Anteile stark je nach Gebiet. In vielen Bereichen beträgt der Anteil an Ferienwohnungen mittlerweile mehr als 40 Prozent. Um eine Balance zwischen Dauerwohnen und Feriennutzung zu schaffen, wurden Zielvorgaben formuliert, die von den politischen Entscheidungsträgern geprüft und festgelegt werden sollen.

Für Gebiete in der Ortsmitte, in denen das Dauerwohnen gesichert werden soll, wurden besonders strenge Auflagen ausgearbeitet. Hier wird eine härtere Regelung angestrebt, die die Nutzungsmischung deutlich regulieren soll.

Die ersten Entwürfe der Pläne werden ab nächster Woche auf der Website der Gemeinde Krummhörn veröffentlicht. Bewohner und Interessierte haben die Möglichkeit, Fragen und persönliche Anliegen per E-Mail einzureichen, um an der Entwicklung ihres Ortes mitzuwirken.

„Mit den Jahren ist eine vielseitige Nutzungsmischung hinzugekommen, und wir müssen uns auf neue Anforderungen einstellen“, so Janssen. Die formalen Genehmigungsverfahren für die Nutzung der Gebäude sollten konsequent verfolgt werden, was auch die Möglichkeit eröffnet, dass der Landkreis unter bestimmten Umständen eine Nutzungsuntersagung aussprechen könnte.

Die Gemeinde und Bürgermeisterin Hilke Looden hoffen, dass das Entwicklungskonzept eine solide Grundlage schaffen wird, um ein gutes Zusammenleben von Einwohnern und Gästen zu sichern, eine wirtschaftlich erfolgreiche Zukunft für Greetsiel zu fördern und dem Wildwuchs an Ferienwohnungen entgegenzuwirken sowie alle Entwicklungen gezielt zu steuern.

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