Übungsszenario: Was tun im Falle einer Ölkatastrophe?
Schiffskollision auf der Ems: Einsatzstäbe proben den Ernstfall
Lesedauer: ca. 2min 37secOstfriesland Am vergangenen Wochenende fand in Ostfriesland eine umfassende Stabsrahmenübung statt, die die Zusammenarbeit bei einem schweren Schadstoffunfall simulierte. Im Fokus der Übung stand das Szenario einer Schiffskollision auf der Ems bei stürmischen Wetterbedingungen, bei der zwei Schiffe – die „Wotan“ und die „Siegfried“ – aufeinanderprallen und eine erhebliche Menge schweres Heizöl ins Wasser gelangt. Das Ergebnis: eine potenzielle Umweltkatastrophe, die sofortige und koordinierte Maßnahmen erforderte.
Die Übung, unter dem Titel „Schadenslage LER-EMD-AUR 2024“, hatte die Annahme eines Unfalls um 13.45 Uhr am Freitag zum Inhalt. Es wurde geschätzt, dass etwa 450 Tonnen Heizöl aus dem manövrierunfähigen Tanker „Wotan“ ausgetreten sind. Angesichts der stürmischen Bedingungen drohte das Öl, sich über die Ems sowie angrenzende Küstenabschnitte und Häfen auszubreiten. Diese Bedrohung stellte nicht nur ein Risiko für die Umwelt dar, sondern erforderte auch eine schnelle Reaktion der zuständigen Behörden.
Um auf derartige Notfälle optimal vorbereitet zu sein, probten Experten der Landkreise Aurich und Leer, der Stadt Emden sowie des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) gemeinsam mit dem Havariekommando. In einem simulierten Ernstfall koordinierten die Einsatzkräfte an verschiedenen Standorten die Bekämpfungsmaßnahmen. Unterstützung erhielten sie dabei von Kräften des Technischen Hilfswerks (THW) sowie den örtlichen Feuerwehren.
Dirk Oberliesen, Übungsleiter und Aufgabenbereichsleiter beim NLWKN, unterstrich die Bedeutung solcher Übungen: „Regelmäßige Schulungen sind entscheidend, damit die Zusammenarbeit auch unter extremen Bedingungen funktioniert.“ Auch wenn bei dieser Übung nur auf dem Papier und den Bildschirmen gearbeitet wurde, betonten alle Beteiligten den praktischen Nutzen solcher Trockenübungen. „Öl macht vor Zuständigkeitsgrenzen keinen Halt“, fügte Oberliesen hinzu.
Die mobile Leitstelle des THW auf dem Gelände des NLWKN in Norden spielte eine zentrale Rolle. Sie stand in ständigem Kontakt mit den Stäben in Emden, Aurich und Leer und sorgte dafür, dass Informationen schnell ausgetauscht und Entscheidungen zügig getroffen werden konnten. „In einem realen Szenario wären auch niederländische Gebiete betroffen. Dies zeigt, wie wichtig die grenzübergreifende Zusammenarbeit in der Schadstoffunfallbekämpfung ist“, erklärte Oberliesen.
Die Übung stellte auch die Feststellung eines sogenannten komplexen Schadstoffunfalls dar, was die Anwendung spezifischer Regularien zur Zusammenarbeit im Schadensfall nach sich zog. Dies beinhaltete die Erfassung von Informationen und die Organisation von Maßnahmen, um die Auswirkungen des hypothetischen Ölunfalls bestmöglich einzudämmen.
Thomas Stamm aus dem Landkreis Leer, Andree Heinks von der Stadt Emden und Korwin Davids aus dem Landkreis Aurich betonten einhellig, wie wichtig die enge Kooperation zwischen den verschiedenen Einsatzkräften ist. „Diese Übung hat erneut gezeigt, dass wir gut aufgestellt sind, um im Ernstfall schnell und effektiv zu handeln“, sagten sie.
Die Übung endete am Sonnabend um 15.30 Uhr. Die abschließende Auswertung der Übung wird zeitnah erfolgen, um Erkenntnisse für künftige Einsätze zu gewinnen. Die Übungsleitung dankte besonders den ehrenamtlichen Helfern des THW sowie den Feuerwehren aus den Landkreisen Aurich und Leer und der Stadt Emden für ihr unermüdliches Engagement und ihre Unterstützung.
Solche Übungen sind nicht nur entscheidend für die Sicherheit der Bevölkerung und den Schutz der Umwelt, sondern auch für die ständige Verbesserung der Einsatzpläne und -strategien im Bereich der Schadstoffunfallbekämpfung in Ostfriesland und darüber hinaus.