Unterversorgung als Normalzustand
Den Schulen auch in Ostfriesland fehlen Lehrkräfte. Wieviele, kann das Landesamt allerdings nicht beziffern.
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Den Schulen auch in Ostfriesland fehlen Lehrkräfte. Wieviele, kann das Landesamt allerdings nicht beziffern. ©
Das abgelaufene Schuljahr war an unzähligen Schulen Niedersachsens vom Lehrermangel geprägt – auch in Ostfriesland. Unsere Zeitung hat sich deshalb beim Kultusministerium erkundigt, was nach den Sommerferien zu erwarten ist. Geantwortet hat – im Auftrag – das Regionale Landesamt für Schule und Bildung Lüneburg.
Bereits Mitte Juli hat der Landeselternrat Niedersachsen einmal mehr protestiert: „Überall fehlt es an Lehrkräften und interessiertem Nachwuchs. Insbesondere im Bereich der Sonderpädagogik besteht akuter Bedarf. [...] Es gibt viel zu wenige Studienabgänger, um dem Förderbedarf an den Schulen gerecht zu werden.“ Und: „Auch bei Quer- und Seiteneinstieg werden noch nicht alle Potenziale ausgeschöpft!“
Landeselternrat kritisiert „Schönfärberei“an Schulen
„Mit bangem Blick“ schaut der Landeselternrat auf die Unterrichtsversorgung des kommenden Schuljahres: „Dabei gilt nicht nur die Statistik, sondern die vielmehr ,gefühlte‘ Unterversorgung. Wenn „beaufsichtigte Freizeit“ – damit meinen die Eltern Vertretungsstunden – als „erteilter Unterricht gerechnet wird“, sei das „Schönfärberei“ auf Schulseite und erzeuge kein Vertrauen bei den Eltern.
Unsere Redaktion hat dem Kultusministerium einen Fragenkatalog zur Unterrichtsversorgung im kommenden Schuljahr geschickt. Ob die folgenden Antworten der Landesschulverwaltung auf die Eltern wohl vertrauenserweckend wirken? Das Schuljahr beginnt am 17. August. Unsere Zeitung wollte am 3. August wissen, wie die Unterrichtsversorgung in Ostfriesland für dieses Schuljahres aussehen wird - wie viele Lehrerstunden erforderlich sind und wie viele vorhanden sind.
Schulen melden erst zum 31. August Daten zur
Unterrichtsversorgung
Das Regionale Landesamt für Schule und Bildung (RLSB) antwortete im Auftrag des Kultusministeriums am 8. August, also nicht einmal zehn Tage vor Schuljahresbeginn: „Der Wert der statistischen Unterrichtsversorgung (UV) wird regelmäßig einmal im Schuljahr zu einem bestimmten Stichtag ermittelt. Das ist in diesem Schuljahr der 31.08.2023. Zu diesem Stichtag melden die Schulen an die Regionalen Landesämter für Schule und Bildung ihre Lehrer-Ist- und ihre Lehrer-Soll-Stunden. Nach aufwendiger Prüfung durch die RLSB und das Niedersächsische Kultusministerium werden diese Werte voraussichtlich zu Beginn des kommenden Jahres veröffentlicht.“ Dann erfahren Eltern und Schüler also Anfang 2024 offiziell, wie gut oder schlecht die Unterrichtsversorgung seit August 2023 ist.
Die Landeschulverwaltung kann auch nicht die Frage beantworten, wie viele Unterrichtsstunden im vergangenen Schuljahr ausgefallen sind: „Jede Schule in Niedersachsen hat im Rahmen ihrer Eigenverantwortlichkeit ein schulinternes Vertretungskonzept, mit dem kurzfristige Lehrkräfteausfälle aufgefangen werden können. Diese kurzfristigen Vertretungen oder Ausfälle sowie Krankmeldungen von Lehrkräften werden den RLSB nicht gemeldet, so dass wir Ihnen hierzu keine statistischen Daten nennen können.“
In diesen Schulfächern fehlen besonders
viele Lehrkräfte
Lehrkräfte welcher Fachrichtungen derzeit fehlen, diese Frage konnte das Landesschulamt hingegen beantworten. „In folgenden Fächern und sonderpädagogischen Fachrichtungen ist mit einem geringen Angebot an Bewerbungen, gemessen am landesweiten fachspezifischen Bedarf der Schulen, zu rechnen“, heißt es in der Antwort. „Ausschreibungen für das Lehramt an Grundschulen; Bedarfsfächer: Musik, Kunst, Werken, Sport. Ausschreibungen für das Lehramt an Haupt- und Realschulen; Bedarfsfächer: Englisch, Französisch, Musik, Werken, Politik, Werte und Normen, Chemie, Physik, Technik, Informatik. Ausschreibungen für das Lehramt an Gymnasien; Bedarfsfächer: Spanisch, Kunst, Musik, Werte und Normen, Mathematik, Chemie, Physik, Informatik. Ausschreibungen für das Lehramt für Sonderpädagogik; Bedarfsfächer: alle sonderpädagogischen Fachrichtungen.“
Im abgelaufenen Schuljahr hatte die Landesschulverwaltung zum Lehrermangel in Ostfriesland mitgeteilt, dass die Unterrichtsversorgung in den Kreisen Aurich und Wittmund schulartenübergreifend bei 97,5 Prozent liege, im Landkreis Leer bei 95,7 Prozent und in Emden bei 94,7 Prozent. Aus den Statistiken des Landes ging hervor, dass zum Stichtag 8. September 2022 an ostfriesischen Schulen 11025 Lehrerstunden fehlten – pro Woche. ael