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Erstellt:
6. April 2023, 16:02 Uhr

Vater und Sohn laufen in Jerusalem

Jörg und David Valentin starten gemeinsam mit 9000 Teilnehmern über zehn Kilometer. Der Junior rennt auf den zweiten Rang.

Lesedauer: ca. 3min 19sec
Jörg Valentin

Jörg Valentin ©

Schalom! So werden Gäste in Israel, dem Land der Geschichte, der Religionen, der Lebensfreude und der überwältigenden Eindrücke, begrüßt. Die Heiligtümer von Christen, Juden und Muslimen in Jerusalem ziehen Menschen aus der ganzen Welt an, aber auch viele, die einfach nur Interesse an gelebter Geschichte haben. Man muss nämlich nicht unbedingt Psalmen oder Suren rezitierend durch die Stadt ziehen, um der Faszination Jerusalem zu erliegen. Im Gegenteil: Wer unvoreingenommen kommt, hat die beste Chance, diesen Schmelztiegel der Kulturen und Religionen mit allen Sinnen zu genießen – seine vielfältigen Geräusche, Gerüche und Geschmäckle, und nicht zuletzt seine entspannende Gastfreundschaft. Dieser spannenden Atmosphäre einer atemberaubenden Stadt konnten sich auch Sohn David und Vater Jörg Valentin, die früher für den Norder TV gelaufen sind, nicht entziehen. Im Rahmen des Jerusalem-Marathons kam es zu der seltenen Begebenheit, dass sie einmal gemeinsam an der Startlinie standen.

Nicht über die Gesamtdistanz, sondern im Rahmenwettbewerb über zehn Kilometer, zusammen mit über 9000 weiteren Starterinnen und Startern. Um es vorwegzunehmen: Nach dem Start trennten sich die Wege von David und Jörg Valentin schnell. Der 25-jährige Offizier der Bundeswehr bestimmte über weite Strecken das Geschehen an der Spitze, während sein 60-jähriger Vater mit deutlichem Abstand sich im vorderen Feld tummelte.

Wer zum Marathon beim Start hellwach sein will, muss in Jerusalem früh aufstehen. Startzeit ist 7 Uhr, der Halbmarathon startet sogar noch ein halbe Stunde früher. Aufgrund der oft auch schon im März sehr hohen Temperaturen in Israel und der topografisch schweren Strecke in Jerusalem mit knapp 800 Höhenmetern auf der Marathondistanz sollten Teilnehmer dem Rat der Experten folgen und beim Wettkampf weniger nach persönlichen Rekorden gieren als mit offenen Augen die Stadt und die Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke genießen. Einen Tipp, den man unbedingt beherzigen sollte, denn beim ständigen Auf und Ab lässt sich auch bei gutem Trainingszustand kaum ein passender Laufrhythmus finden. Längere Flachpassagen zur Erholung gibt es auf dem topografisch schwierigen Terrain kaum. Aber dafür bekommt man viel zu sehen.

Schon der Start zwischen dem Israel Museum auf der einen und dem israelischen Parlament, der Knesset, auf der anderen Seite hat seinen Reiz. Auf der Strecke folgen dann in loser Abfolge der Mount Scopus, die Hebräische Universität, die historische Altstadt mit Jaffa- und Ziontor und nicht zuletzt der Zieleinlauf im Park Gan Sacher. Wer sich beim Jerusalem-Marathon von den touristischen Sehenswürdigkeiten fesseln ließ und mit den Kräften haus hält, der kam sicher besser durch. So war es denn auch für David Valentin (LT Haspa Marathon Hamburg). Der frühere Norder, der schon vor vier Jahren mit Gesamtplatz drei die höher gewettete Konkurrenz überraschen konnte, nutzte seine Streckenkenntnis, um diesmal sogar auf Platz zwei zu finishen. Hinter dem ein Jahr älteren ukrainischen Meister Serhii Shevchenko lief der ehemalige Deutsche Jugend- und Juniorenmeister mit einem Rückstand von rund 100 Metern mit einer Zeit von 32:36 Minuten vor einem Serben und dem ersten Israeli ins Ziel. Angesichts der Topografie der Strecke ein herausragendes Ergebnis. „Am Anfang habe ich noch versucht mit dem Ukrainer mitzuhalten, aber er war einfach zu stark. Dann habe ich mich auf Platz zwei konzentriert und versucht, die Konkurrenz nicht näher herankommen zu lassen. Das ist mir gelungen“, zeigte sich David Valentin hochzufrieden.

Bei frühlingshaften Temperaturen von knapp über 20 Grad musste der Filius noch einige Zeit auf seinen Vater warten. Aber auch Valentin senior durfte mit seiner Leistung zufrieden sein. Der frühere nationale Spitzenläufer, der mittlerweile mit zwei künstlichen Kniegelenken seinen Sport ausübt, kam als Gesamt-156. und Fünfter der AK M60 und einer Zeit von 48:36 Minuten ins Ziel. „Natürlich bin ich zufrieden. Ich war sogar etwas schneller als im Vorjahr und habe die Strecke einigermaßen gut überstanden. Für mich ist der Lauf in Jerusalem schon etwas wie Kult.“

Wie schwer der Wettkampf auf historischen Pfaden ist, wird schon daran deutlich, dass nur zehn Läuferinnen und Läufer unter 40 Minuten das Ziel am Sacher Park erreichten. Für Jörg Valentin bleibt der Start in Israel ein einmaliges Intermezzo: „An weitere Wettkämpfe verschwende ich vorerst keine Gedanken. Denn die Angst, bei Massenveranstaltungen zu stürzen und damit die künstlichen Gelenke zu schädigen, läuft immer mit.“ Ganz anders sieht es da bei David Valentin aus. Der Wahl-Hamburger mischte sich schon wieder beim Berliner Halbmarathon unter die Läufer des Eliterennens in der Hauptstadt.

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