Verbraucher im Visier unlauterer Vertreter
Warnung vor untergeschobenen Verträgen: Wenn plötzlich der Stromanbieter wechselt
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Vorsicht bei unerwünschtem Vertreterbesuch. Symbolfoto: dpa © Kai Remmers/dpa-tmn
Immer mehr Menschen berichten den Verbraucherzentralen von untergeschobenen Stromverträgen. Betroffene erzählen von unerwünschten Anrufen, unangekündigten Haustürbesuchen und dubiosen Unterschriftenaktionen. Die Maschen sind vielfältig und sie haben ein einziges Ziel: den Wechsel zu einem anderen Anbieter. Ohne Wissen der Betroffenen.
24-Stunden-Wechselbeinhaltet Risiken
Ein zentraler Punkt dabei: die sogenannte Marktlokationsidentifikationsnummer, kurz MaLo-ID. Seit der Einführung des 24-Stunden-Wechsels im Strommarkt ermöglicht sie einen besonders schnellen Anbieterwechsel. Doch genau darin liegt das Risiko. „Mit der MaLo-ID können Versorger eigenständig kündigen und neue Verträge anstoßen – oft ohne, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher es überhaupt merken“, warnt Mareke Eilers von der Verbraucherzentrale in Aurich. „Erst das Kündigungsschreiben des alten Anbieters oder eine Bestätigung vom neuen Versorger macht den ungewollten Wechsel sichtbar.“
Die Beraterin rät deshalb zur Vorsicht: Die MaLo-ID sollte nur weitergegeben werden, wenn man sich sicher ist, ein seriöses Angebot vor sich zu haben. Auch bei Unterschriften ist Achtsamkeit gefragt. Energieverträge dürfen nur in Textform abgeschlossen werden, also mit schriftlicher Zustimmung – mündliche Absprachen haben keine rechtliche Wirkung. Doch genau das nutzen Vertreter aus. Oft wird suggeriert, es gehe nur um den Erhalt von Informationsmaterial. „Tatsächlich unterschreiben Betroffene in solchen Fällen unwissentlich einen Vertrag“, erklärt Eilers.
Zudem berichten Verbraucher, dass Vertreter mit fingierten Daten arbeiten: Sie nutzen reale Namen, erfinden aber Geburtsdaten oder Kontaktdetails. Das reicht oft aus, um einen Wechselprozess anzustoßen.
Die Verbraucherzentrale empfiehlt:
• Niemals persönliche Daten, insbesondere die MaLo-ID, an der Haustür oder am Telefon herausgeben.
• Unerwartete Post von einem unbekannten Anbieter ernst nehmen und umgehend handeln.
• Den angeblichen Vertragsabschluss hinterfragen, schriftliche Nachweise einfordern.
• Vorsorglich einen Widerruf erklären und den Vertrag anfechten.
Ein kostenloses Musterformular stellt die Verbraucherzentrale Niedersachsen auf ihrer Website zur Verfügung.
Wer unsicher ist, erhält Rat bei der Verbraucherzentrale; vor Ort, telefonisch oder per Videochat unter www.verbraucherzentrale-niedersachsen.de/beratung.