Viele Hilfsangebote für Drogenabhängige im Landkreis
Sozialpädagogin Antje Schrader informiert im Gesundheitsausschuss über Beratungsstelle
Lesedauer: ca. 2min 24secAurich Anonym, vertraulich und wertschätzend arbeitet das Team der Drogenberatungsstelle Aurich, DROBS, mit ihren Klienten zusammen. Ohne gegenseitiges Vertrauen sei jeder Hilfeversuch zum Scheitern verurteilt, betonte Sozialpädagogin Antje Schrader am Donnerstag im Seminarhotel in Aurich. Gebannt folgten die Mitglieder des Gesundheitsausschusses ihren Ausführungen. Anlaufstellen für Suchtabhängige gibt es in Aurich, Norden, Emden und Leer. Aktuell werden mehr als 500 Männer und Frauen erreicht.
CDU-Politiker Sven Behrens fragte nach, ob sich seit der Legalisierung von Cannabis etwas am Konsum geändert hat. Seine Fraktion, so merkte er grundsätzlich an, sei gegen die Freigabe der Droge. „Die Zahlen sind konstant geblieben. Die Legalisierung hat keinen neuen Schwung gebracht“, antwortete Antje Schrader. Seit dem 1. April dieses Jahres sind Besitz und Anbau von Cannabis für Erwachsene unter bestimmten Vorgaben legal.
Die Referentin machte deutlich, dass es neben Cannabis und Alkohol zunehmend synthetisch hergestellte harte Drogen sind, die von überwiegend jungen Menschen konsumiert werden. Die davon ausgehenden Gefahren für die Gesundheit seien gravierend. Bedenklich sei in diesem Zusammenhang, dass die Erlaubnis etwa für Cannabis und Alkohol mit der Volljährigkeit verbunden ist. Es sei bekannt, dass der Konsum in jungen Jahren besonders schwere Schäden verursachen könne. „Das Gehirn entwickelt sich bis zu einem Lebensalter von ungefähr 25 Jahren“, so Schrader. Durch frühen Konsum werde die geistige Entwicklung erheblich gestört: „Wir kennen aus unserer täglichen Praxis 30-jährige Abhängige, die sich wie 16-Jährige artikulieren und verhalten.“
Sehr anschaulich stellte Schrader das breite Hilfsangebot der Fachstellen für Sucht und Suchtprävention vor. Die Prävention gliedere sich in eine allgemeine Beratung für alle Bevölkerungsgruppen, in die selektive Beratung ausgewählter Kreise und die unmittelbare Unterstützung Betroffener. Auf den letzten Punkt ging die Sozialpädagogin näher ein. Dabei stellte sie den Hilfeansatz „Harm reduction“ vor. Wortwörtlich übersetzt geht es dabei im Prinzip um Schadensminimierung. Dabei würden die Klienten zum Beispiel nicht mit den negativen Folgen ihrer Sucht konfrontiert, sondern es würden die positiven Aspekte der Abkehr von den Drogen beschrieben.
Zum Umfang des Angebots gehören Beratung und Behandlung sowie Hilfe zum Ausstieg. Möglich ist es zudem, besagten Schaden für Körper und Geist durch das Bereitstellen von sauberen Konsumutensilien wie zum Beispiel Spritzen, Kanülen, Löffel und Pfeifen zu reduzieren (safer use). Daneben könne bei einer Überdosierung das schnelle Bereitstellen von Gegenmitteln Leben retten. Die Prüfung illegaler Drogen auf ihre Zusammensetzung und das Bereitstellen von Rückzugs- und Ruhemöglichkeiten zählen ebenfalls zum Angebot.
Antje Schrader machte deutlich, dass die meisten Drogenabhängigen ein eigenes Interesse daran haben, mögliche Schäden zu reduzieren. Im Ziel gehe es bei diesem Angebot darum, Gesundheitsgefahren für Drogenkonsumenten zu reduzieren — und damit letztlich auch das Gesundheitswesen zu entlasten.