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20. Oktober 2024, 11:00 Uhr

Von der Keilschrift bis zur Nanobibel – große Ausstellung

Bibel- und Missionsschule Ostfriesland zeigt ab 26. Oktober in Arle besondere Ausstellung zum „Buch der Bücher“

Lesedauer: ca. 3min 24sec
Ein Blick in die umfangreiche Ausstellung. Vieles davon wird in Arle zu sehen sein. Foto: privat

Ein Blick in die umfangreiche Ausstellung. Vieles davon wird in Arle zu sehen sein. Foto: privat ©

In der Zeit vom 26. Oktober bis zum 10. November gastiert an der Bibel- und Missionsschule Ostfriesland (BMO) in Arle die – nach BMO-Angaben – größte Erlebnisausstellung Deutschlands zur Entstehung der Bibel und eine in Europa einmalige Dokumentation über die berühmten Schriftrollen vom Toten Meer.

Bisher hätten über 500 000 begeisterte Besucher in vielen Städten Europas diese spektakuläre Informationsschau gesehen. Sie sei auf Initiative des Publizisten und Qumranexperten Alexander Schick (Westerland/Sylt) zum Jahr mit der Bibel 1992 entstanden. Im Internet sei unter www.bibelausstellung.de ein virtueller Ausstellungsführer dazu zu finden.

„Wir freuen uns, mit dieser sehenswerten Ausstellung die Bibel zum Regionalgespräch zu machen. Meistgelesen – meistgedruckt – meistverkauft“, betont BMO-Vorsitzender Dr. Andreas Heimbichner in einer Pressemitteilung.

„Buch der Bücher“

Das „Buch der Bücher“ habe eine lange Geschichte hinter sich. Wie es entstanden sei, welchen Weg der Überlieferung es genommen habe und in welche Sprachen es übersetzt worden sei – diesen Fragen gehe die Ausstellung unter dem Titel „Qumran, Luther und Nanobibel“ nach.

Nach Angaben von Heimbichner macht die „Geschichte der Schrift“ den Einstieg. Neben Keilschriftentafeln aus dem 2. Jahrtausend vor Christus ist der „Stein von Rosette“ in verkleinerter Kopie ausgestellt (durch diesen Stein gelang bekanntlich im letzten Jahrhundert die Entzifferung der Hieroglyphen) sowie eine römische Notiztafel aus Wachs.

Schriftrollen

Zu sehen sind nicht nur Faksimile – das heißt originale Nachdrucke – der berühmten Schriftrollen vom Toten Meer, sondern auch millimetergenaue Kopien der Tonkrüge, in denen die Rollen 1947 von einem Beduinen entdeckt worden waren. Ein Modell von Qumran veranschaulicht den Besuchenden die berühmte Siedlung am Toten Meer, die in keinem Touristentrip durch Israel fehlt. Nicht zuletzt durch den Bestseller „Verschlusssache Jesus“ und „Da Vinci Code“ sind die Qumranfunde immer wieder im Gespräch.

Der Autor der Ausstellung arbeite direkt mit den Wissenschaftlern des Rollenteams zusammen und habe in Jerusalem Zugang zu den wertvollen Funden, erklärt Heimbichner weiter. In der Ausstellung würden den Besucherinnen und Besuchern seriöse Informationen aus erster Hand über die wohl größte archäologische Entdeckung dieses Jahrhunderts geliefert. Unter anderem befänden sich unter den Handschriften die ältesten Belege zum Alten Testament. „Sie sind über 1200 Jahre älter, als die sonst erhaltenen hebräischen Bibelhandschriften und zeigen, mit welcher Sorgfalt der Bibeltext im Laufe der Jahrtausende überliefert worden ist“, betont der BMO-Vorsitzende.

Künstler in der Kutte

Welch unglaubliche Arbeit die Mönche im Mittelalter bei den Bibelabschriften geleistet haben, kann man in der Abteilung über die Prachthandschriften bestaunen. Die Originale sind so wertvoll, dass sie in den Schatzkammern der großen Museen der Welt oder des Vatikans lagern und wegen ihrer Anfälligkeit nicht in der Öffentlichkeit präsentiert werden. Die Faksimiles hinterlassen einen unbeschreiblichen Eindruck, denn sie sind vom Original fast nicht zu unterscheiden. So sind neben Prachtmanuskripten des frühen Mittelalters Seiten aus dem Stuttgarter Landgrafenpsalter und Nachdrucke der Gutenbergbibel zu sehen.

Original-Bibelseiten

Mit zu den Höhepunkten gehören Original-Bibelseiten aus den letzten acht Jahrhunderten. Unter anderem Originalseiten aus einer Vulgata Handschrift des 13. Jahrhunderts (Vulgata = lateinische Bibelübersetzung) und die ersten gedruckten deutschen Bibeln noch vor Luther, die wenige Jahre nach der berühmten Gutenbergbibel im 15. Jahrhundert gedruckt worden sind (es gab bereits vor Luthers epochemachender Bibelübersetzung 18 deutsche Bibeldrucke). Diese vorlutherischen Bibelausgaben gehören zu den allergrößten Raritäten. Die Ausstellung zeigt die bedeutendsten dieser Bibeln im Faksimile oder mit Originalblättern.

Die Ausstellung präsentiere sich zugleich auch als Erlebnisausstellung für die ganze Familie, erläutert er weiter. An unzerreißbaren Minibibeln aus sibirischen Gefangenenlagern dürften die Besuchenden einen Reißtest machen. Faszinierend auch: Das kleinste Buch der Welt – es habe auf einem Fingernagel Platz. Oder: die ganze Bibel auf einem Dia. Unter dem Mikroskop könne man ohne Schwierigkeiten die Worte der Heiligen Schrift lesen. Über 750 000 Wörter befänden sich auf dem Dia.

Völkerverständigung

Unkenntnis sei die größte Verführungsgefahr, deshalb liege ein weiterer Schwerpunkt der Ausstellung auf der Bibel im jüdischen Volk aus. Wie lebe ein frommer Jude? Was sei ein Gebetsriemen? In der Abteilung „Die Bibel im Judentum“ würden diese Fragen beantwortet.

Ausgestellt seien unter anderem ein Original-Thoramantel aus Jerusalem sowie hebräische Bibelausgaben. Neben Gebetsmantel, Kippa und jüdischen Kultgegenständen seien auch Original-Kultgegenstände aus Jerusalem zu sehen. Für den jüdischen Gottesdienst in der Synagoge werde die Thora (fünf Bücher Mose) bis heute nur mit der Hand abgeschrieben.

Zu besichtigen sei ein über 200 Jahre altes Teilstück einer Thorarolle. „Die Ausstellung möchte eine Anregung geben, sich erneut mit dem Judentum und Israel zu beschäftigen“, so Heimbichner. Ein Audioguide in elf Sprachen, darunter Deutsch, Holländisch, Englisch, Arabisch, Ukrainisch und Russisch lasse die Ausstellung zu einem kulturellen Erlebnis für alle Interessierten werden.

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