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15. Januar 2024, 09:00 Uhr

Watt Welten sind Publikumsmagnet

Dr. Valeria Bers verkündet einen neuen Besucherrekord für das vergangene Jahr

Lesedauer: ca. 4min 05sec
Die Watt Welten waren im vergangenen Jahr ein Publikumsmagnet. Foto: Archiv

Die Watt Welten waren im vergangenen Jahr ein Publikumsmagnet. Foto: Archiv ©

Norderney Die Watt Welten auf Norderneyer boomen. Noch niemals in der 33-jährigen Geschichte besuchten so viele Gäste das Besucherzentrum „Watt Welten“ am Hafen wie im vergangenen Jahr. Das stellte die Leiterin Dr. Valeria Bers in einem Gespräch mit unserer Zeitung heraus. So kamen 2023 zu 1100 durchgeführten Veranstaltungen 22332 Interessierte. In der Ausstellung am Hafen verweilten 23645 Gäste. Zahlen, die beeindrucken und Ansporn für Leitung und Mitarbeiter der Watt Welten sind, weiter an richtungsweisenden Zukunftskonzepten zu arbeiten.

Die Zahlen für das vergangene Jahr sprechen eine eindeutige Sprache: Die Watt Welten sind beliebter denn je. Frau Dr. Bers wo liegen die Gründe für das enorme Interesse?

Das Wattenmeer ist ein Lebensraum auf den zweiten Blick. Für viele Menschen erschließt sich nicht unmittelbar, warum es sich hierbei um ein Weltnaturerbe handelt. Mit unseren Veranstaltungen in der Natur öffnen wir den Menschen die Augen für die Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten, die hier oft im Verborgenen leben. Unsere Begeisterung für das Wattenmeer, seine biologische Vielfalt und die unglaubliche Dynamik dieses Lebensraumes überträgt sich dann oftmals auch auf die Menschen, mit denen wir unterwegs sind. Für viele Gäste gehört daher eine Wattwanderung inzwischen unbedingt zu einem Urlaub auf Norderney dazu. Naturerlebnisse wurden für die Menschen in den letzten Jahren immer wichtiger: Seit der Corona-Pandemie zieht es die Menschen wieder verstärkt in die Natur. Zudem zeigen Forschungen, dass das Erlebnis in der Natur nachweislich gesund ist – sowohl für den Körper als auch den Geist.

Nur die kühnsten Optimisten hätten den Watt Welten eine solche Entwicklung prognostiziert. Was erzählen Sie solchen Bedenkenträgern von damals heute?

Mich überrascht die Entwicklung der Watt Welten keinesfalls. Umweltbildung bzw. informelle Bildung im Urlaub in Form von Naturerlebnissen ist überall auf der Welt sehr gefragt. Auch der politische Rahmen ist ja in Deutschland dafür gegeben: Umweltbildung ist in der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt als eigenes Aktionsfeld verankert und wird somit gefördert. Die Auszeichnung zum UNESCO-Weltnaturerbe-Zentrum 2016 legte den Grundstein für die positive Entwicklung der Watt Welten. In den Folgejahren wurde die Einrichtung auch ein zertifizierter außerschulischer Lernort des Landes Niedersachsen sowie Preisträger der Nationalen Auszeichnung in der Bildung für Nachhaltige Entwicklung. Qualität setzt sich durch und wird von den Gästen honoriert und inzwischen auch eingefordert. An vielen Orten in Deutschland entstehen wegweisende Besucherzentren oder bestehende Häuser werden erweitert. Das Potential hier auf Norderney ist meines Erachtens daher noch längst nicht erschöpft.

Kaum jemand kommt also noch an den WattWelten auf Norderney vorbei. Lassen sich die positiven Zahlen für die Zukunft überhaupt noch steigern?

Ob wir die Zahlen noch weiter steigern können, hängt von so vielen Faktoren ab, wie dem Zustand des Naturraums, Wetter, Gesundheit der Mitarbeitenden, Verfügbarkeit von Praktikanten und so weiter, so dass ich mir da keine Prognose erlaube. Wir werden aber auf jeden Fall weiterhin hoch motiviert daran arbeiten, möglichst viele Menschen mit unseren Angeboten zu erreichen. Was die Anzahl der Naturerlebnis-Veranstaltungen angeht, ist meines Erachtens aufgrund der Gezeitenabhängigkeit nicht mehr viel Luft nach oben. Ich denke aber, dass wir durch die Eröffnung des Inselgartens mehr Menschen für einen Besuch im Watt Welten Besucherzentrum begeistern können. Darüber würde ich mich sehr freuen. Die Attraktivität des Besucherzentrums muss auf jeden Fall erhalten bleiben, darf gern aber auch noch gesteigert werden.

Die angebotenen Programme und Exkursionen sind mittlerweile so vielfältig und zeitintensiv. Lässt sich das mit vorhandenen Mitarbeitern überhaupt noch stemmen, besonders wenn man um jede zusätzliche Stelle ringen muss?

Derzeit haben die Watt Welten im Bereich Umweltbildung drei hauptamtliche Mitarbeitende. Unterstützt werden diese von Honorarkräften, zwei Freiwilligen im Ökologischen Jahr (FÖJ), und in den Sommermonaten noch zusätzlich von einem Bundesfreiwilligendienstler (BFD). Alle sind sehr engagiert, motiviert und leisten Erstaunliches. Dadurch, dass wir im vergangenen Jahr Unterstützung durch eine Verwaltungskraft und einen Hausmeister bekommen haben, werden die Mitarbeitenden nun deutlich entlastet. Dafür bin ich der Stadt Norderney als Träger der Einrichtung sehr dankbar. Wir sind also für die Bildungsarbeit inzwischen sehr ordentlich aufgestellt. Unterstützt werden wir ja auch immer durch studentische Praktikanten, die ihre Zeit zwischen Bachelor und Master gern bei uns verbringen. Ich kann nur leider gar nicht so viele Praktikanten aufnehmen, wie wir Bewerbungen haben, da wir keinen Wohnraum für sie finden.

Frau Dr. Bers, wo sehen Sie die WattWelten in der Zukunft? Was planen Sie für Veranstaltungen für dieses Jahr?

In diesem Jahr bieten wir mit den „Watt-Entdeckern“ lediglich ein neues Format für Schulklassen an, um unser neues, zweites Schülerlabor gut zu nutzen. Bei den öffentlichen Veranstaltungen bleibt erst mal alles wie gehabt. Ich hoffe sehr, dass im Frühsommer endlich unser Inselgarten eröffnet werden kann. Im Zuge dessen werden sich einige Abläufe bei uns im Hause ändern, für die wir dann erst einmal neue Routinen entwickeln müssen. Da bleibt nicht viel Raum für neue Formate. Wir werden aber wie in jedem Jahr Sonderveranstaltungen organisieren, wie zum World Oceans Day, dem Weltnaturerbe-Geburtstag und den Zugvogeltagen. So werden wir hoffentlich schon für das ein oder andere Highlight sorgen.

Das Haus ist fast immer voll. Gibt es überhaupt noch Potenziale und Möglichkeiten für einen kurzfristigen Besuch mit Führung?

Die Nachfrage nach unseren Veranstaltungen in der Natur ist sehr viel größer als die Nachfrage nach einem Besuch in unserer Ausstellung. Als Gast in den Sommermonaten spontan eine Wattwanderung mit uns zu machen, ist oftmals nicht möglich. Hier sollte man die Tickets schon frühzeitig buchen. Obwohl wir gerade während der Sommerferien immer wieder zusätzliche Wattwanderungen anbieten, um der Nachfrage gerecht zu werden, können wir doch nicht alle Interessierten bedienen. Wir sind aber natürlich auch durch die Gezeiten eingeschränkt und haben für unsere Watt-Veranstaltungen nur ein Zeitfenster von ungefähr vier Stunden. In die Ausstellung kann man aber jederzeit unangemeldet kommen, wir haben ja ganzjährig umfassende Öffnungszeiten. Lediglich die wöchentliche Aquarienfütterung ist immer schnell ausgebucht.

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