Anzeige

Anzeige

Zum Artikel

Erstellt:
2. November 2023, 10:00 Uhr

Weniger Seehunde im Wattenmeer

In den Anrainerstaaten wurden das dritte Jahr in Folge weniger Tiere gezählt. Es gibt aber auch Ausnahmen und einen Trend, der Mut macht.

Lesedauer: ca. 2min 15sec
Mittels solcher Luftbilder wird die Seehundpopulation berechnet. Foto: Ole Stejskal/Laves

Mittels solcher Luftbilder wird die Seehundpopulation berechnet. Foto: Ole Stejskal/Laves ©

Die Zahl der Seehunde in der Nordsee hat das dritte Jahr in Folge abgenommen. Insgesamt zählten Experten während des Fellwechsels im August im Wattenmeer zwischen den Niederlanden, Deutschland und Dänemark 22 621 Seehunde, wie das Wattenmeer-Sekretariat mit Sitz in Wilhelmshaven mitteilte. Das sei die niedrigste Zahl seit 2010, vier Prozent weniger als im Vorjahr.

Anzahl der Jungtiere

allerdings ist gestiegen

Es gibt aber auch eine gute Nachricht, denn die Zählung der Jungtiere ergab den Angaben zufolge einen Anstieg um zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Entwicklung der nächsten Jahre werde zeigen, ob der Jungtierbestand dem Trend der Gesamtzahlen folgt und abnehmen wird.

Die Tiere werden jährlich während der Fortpflanzungszeit im Juni und der Zeit des Fellwechsels im August von Flugzeugen aus gezählt. Im Juni wurden demnach 9334 Jungtiere registriert, 820 mehr als im Vorjahr. Der Gesamtbestand sei trotzdem in allen Gebieten zurückgegangen. „Ausnahmen sind Niedersachsen und Hamburg, wo ein Anstieg um 17 Prozent auf 5639 Tiere im Vergleich zu 2022 verzeichnet wurde.“

In Dänemark sank die Zahl der Seehunde um 19 Prozent auf 2268 Tiere. In Schleswig-Holstein wurden 7936 Tiere gezählt, was einem Rückgang von 5 Prozent gegenüber 2022 entspricht. In den Niederlanden wurden 6706 Seehunde gezählt, 11 Prozent weniger als 2022. Auf Helgoland wurden 72 Tiere gesehen. Vergangenes Jahr waren es noch 98. Das entspricht einem Minus von 27 Prozent.

„Angesichts dieses anhaltenden Rückgangs der Zahlen können wir mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass der Bestand abnimmt“, sagt Anders Galatius von der Universität im dänischen Aarhus, Hauptautor des Berichts. Die höhere Sterblichkeit sowie Verhaltensänderungen könnten durch verschiedene Faktoren beeinflusst sein. Dazu zählten möglicherweise eine Verschlechterung des Lebensraums und Störungen im Wattenmeer oder vor der Küste.

Galatius nannte zunehmende menschliche Einflüsse wie Fischerei, Schifffahrt oder Windkraftanlagen sowie die Nahrungskonkurrenz mit der Fischerei oder mit anderen Meeressäugetieren. Auch die Sterblichkeit als Beifang der Fischerei oder als Beute für andere Tiere könnten seiner Einschätzung nach eine Rolle spielen. Um das zu klären, seien weitere Untersuchungen erforderlich.

Wattenmeer ist größtes Gezeitengebiet der Erde

Seehunde sind neben den Kegelrobben die größten Meeresräuber im Wattenmeer. Die Region gilt als das größte Gezeitengebiet der Welt, in dem natürliche Prozesse ungestört ablaufen können. Es erstreckt sich über 500 Kilometer entlang der Küsten Dänemarks, Deutschlands und der Niederlande. Aufgrund seiner weltweit einzigartigen geologischen und ökologischen Werte zeichnete die Unesco 2009 das Wattenmeer als Weltnaturerbe aus.

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Das könnte Sie auch interessieren: