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8. September 2023, 07:00 Uhr

Wenn es im Museum brennt

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Mitgliederdes Notfallverbunds und der Feuerwehr begutachten gemeinsam die entstandenen Schäden. Foto: Jürgens

Mitgliederdes Notfallverbunds und der Feuerwehr begutachten gemeinsam die entstandenen Schäden. Foto: Jürgens © wj

Aurich Alarm im Historischen Museum in Aurich. Ein Feuer drohte am Montagnachmittag wertvolle alte Dokumente zu zerstören. Glücklicherweise waren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dort bestens vorbereitet. Gemeinsam mit der Ostfriesischen Landschaft und dem Auricher Landesarchiv bilden sie einen Notfallverbund, der regelmäßig Übungen für den Ernstfall durchführt. Doppeltes Glück in diesem Fall: Am Montag war nicht wirklich ein Feuer ausgebrochen. Es handelte sich lediglich um eine Übung.

Die Größe des Archivs

Ungefähr sechseinhalb Kilometer lang sind allein die Regale, in denen das Auricher Landesarchiv seine Dokumente zur ostfriesischen Geschichte aufbewahrt. Darunter befinden sich etwa 11000 Karten und Pläne sowie vor allem jede Menge Behördenakten und um 1300 Urkunden. Die älteste datiert aus dem Jahr 1284. Selbst wenn neuere Dokumente „in unserem Haus digitalisiert werden, schmeißen wir die Originale nie weg. Bei Papier wissen wir, dass es sich über Jahrhunderte hält. Bei digitalen Daten können wir das hingegen nicht mit absoluter Sicherheit sagen“, sagt der Leiter des Archivs, Dr. Michael Hermann, der als Kulturschutzbeauftragter die Arbeit innerhalb des Notfallverbundes koordiniert. „Umso wichtiger ist es, diese wertvollen Kulturschätze zu erhalten.“ Geschützt werden sollen aber nicht nur Akten und Urkunden, sondern auch besondere Exponate wie zum Beispiel Kunstwerke oder Kleidungsstücke. Der Auricher Notfallverbund existiert seit 2012. Ein Ereignis, das die Gründung maßgeblich beeinflusst hat, war der durch Bauarbeiten bedingte verheerende Einsturz des Kölner Stadtarchivs, als dort 2009 zahllose historische Dokumente unwiederbringlich verloren gingen. „Inzwischen gibt es überall in Deutschland solche Initiativen, allerdings in erster Linie in Großstädten“, so Dr. Hermann weiter. „Für eine vergleichsweise kleinere Stadt wie Aurich waren wir mit die Ersten, die so etwas ins Leben gerufen haben.“

Der Hintergrund

Das Netzwerk des Auricher Notfallverbunds umfasst das Landesarchiv, die Ostfriesische Landschaft mit ihrer Landschaftsbibliothek sowie das Historische Museum und die Stadtbibliothek. Die Feuerwehr ist ebenfalls involviert. Die Mitglieder, die zum Teil speziell geschult werden, treffen sich ein bis zwei Mal im Jahr, um sich gegenseitig auf dem Laufenden zu halten. „Einerseits müssen wir darauf achten, ob unsere Listen und Übersichten aktuell sind“, erklärt Dr. Hermann. „Andererseits beschäftigen wir uns ebenso mit Präventivmaßnahmen, die verhindern sollen, dass der Ernstfall möglichst erst gar nicht eintritt“, erklärt Dr. Hermann. Genau das ist der Sinn und Zweck einer Übung, wie sie am Montag am Historischen Museum durchgeführt wurde. Es war die insgesamt dritte dieser Art seit der Gründung. Regulär sollte eine solche Übung alle drei Jahre stattfinden und hätte demnach eigentlich bereits 2021 über die Bühne gehen müssen. Die Pandemie-Beschränkungen verhinderten dies jedoch.

Simuliert wurde am Montag ein Brand im Historischen Museum mit anschließendem Einsatz von Löschwasser. Beteiligt waren rund 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der verschiedenen im Notfallverbund organisierten Einrichtungen. Geübt wurden die Bergung und Erstversorgung der durch das Feuer geschädigten oder vom Löschwasser durchnässten Objekte. Dafür standen acht Notfallcontainer parat. Diese werden bei der Auricher Feuerwehr aufbewahrt und enthalten Transportkisten, Verpackungsmaterial, Schutzkleidung und sonstiges Material, das für solche Notfälle erforderlich ist und schnell zur Hand sein muss. Ein bisschen gebrannt hat es am Ende auch. Unter fachkundiger Anleitung der Auricher Feuerwehr wurden ein paar Exponate provisorisch „angekokelt“. Dabei handelte es sich aber nicht um die wirklich wertvollen Schätze. Die durften zum Glück weiterhin gut geschützt in ihren Regalen liegen bleiben.

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